Siedlungsperioden

Wort-Herkunft der Orte und Höfe von den Kelten bis zur Rodungsperiode

Keltisch-germanisch-römische Periode bis 400. Auf den hier gesiedelten Stamm der Brukterer gehen Siedlungen zurück, die mit -affa, niederdeutsch -epe, enden und das in ältester Zeit das übliche Wort für Wasser war. Die Bauerschaft Elpe bei Schermbeck und das uralte Dorf Bossendorf an der Lippe bei Haltern lagen auf fettem Ackerboden. Zu den ältesten Siedlungen gehören die -lar-Orte wie Marl (früher Meronhlare), Hochlar und die Bauerschaft Teigler bei Dorsten. Die Orte auf -heim (Heimat = Vaterstadt) ist mit patronymischen Ortsnamen vielfach zusammengesetzt wie Flaesheim. Eine Oasensituation verdeutlichen die Ortsnamen Polsum (früher Polesheim) und Wulfen (früher Wulfhem). Auf Naturgegebenheiten stützen sich Ortsnamen wie Wenge (d. h. Rand des festen Bodens am Wasser oder Moor).

Straße aus der keltischen Siedlungsperiode

Straße aus der keltischen Siedlungsperiode

Fränkische Periode 400 bis 700. Alle Hofnamen, die mit -ing oder -ingen bzw. -inck enden: Allgemein werden auch alle Orte mit -bach (niederdeutsch -beck, -becke) der Zeit nach 400 zugerechnet: Brabeck, Diemke, Pliesterbeck, Lembeck, Schermbeck, Gladbeck. – Wasser und Flussbezeichnungen dieser Zeit enden auf -se wie Resse, Bülse, auf -mana wie Wanne oder -ene (ana) Herten. Daran schließt sich eine Reihe von Namen auf -feld oder -camp an: Emmelkamp, Everskamp, Bergkamp. Auf die planmäßige Besiedelung dieser Zeit deuten die Orte auf -dorf oder -drop hin: Frentrop, Bottrop, Ostrop, Wessendorf.

Weitere in dieser Periode gegründete Siedlungen enden auf -stede (Stätte) sowie -wich oder -wik wie Midlich (bei Lembeck), Östrich und Westrich (bei Erle) und Erwick (bei Wulfen). Zu den fränkischen Besiedelungen gehören auch die Hagen-Dörfer. Das Wort Hagen bedeutet im Ober- und Mitteldeutschen „in Rodungen entstanden“, hier bedeutet es „Wall“. Die Siedlungen sind meist an den mit Wällen versehenen Römerwegen oder auch an eigenen Wehrdämmen entstanden, die als Landwehren oder Zollsperren benutzt wurden und mit Schlagbäumen versperrt waren. Daher fällt der Terminus „Baum“ in dieselbe Kategorie: Storchsbaum. In dieser fränkischen Siedlungsperiode wurden die Gebiete um Dorsten, Holsterhausen, Schermbeck, Erle, Lembeck und Wulfen dem Ackerbau erschlossen.

Sächsische Zeit 700 bis 850. Diese Periode kennzeichnen die Orte, die auf -ede (mitteldeutsch ithi) enden wie Üfte (früher Uffede) und Rüste (früher Ruschede). Vor allem ist die Endung -hausen charakteristisch, die oft mit dem Namen des Besitzers eines Hofes oder Dorfes kombiniert ist und mehr einen festen Wohnsitz bezeichnet: Holsterhausen, Lasthausen, Brosthausen, Feldhausen.

Periode der Markenrodungen seit 850. Karl der Große versuchte, die sächsischen gefestigten Siedlungsstrukturen zu zerstören, indem er Einzelsiedlungen ohne Rücksicht auf deren Lage Oberhöfen wie Dorsten und Recklinghausen unterstellte, was ihm aber nur schlecht gelang. Dagegen war die Annahme des Christentums durch die Sachsen von größerem Erfolg. Dadurch wurde die Kirche zur großen Landbesitzerin und Machthaberin im Vest. Im 12. Jahrhundert gehörten der Abtei Werden 740 Höfe. Tatsächliche Neugründungen gab es in dieser Periode im Vest nicht.

Ab 900 hat eine große Rodungsperiode der Wälder eingesetzt und es entstanden Orte, deren Namen auf Wald oder Sumpf hindeuten wie Lehmkuhle, Hervest und Rhade. Ergänzt werden diese Orte mit Namen, die auf -burg oder -berg enden. Das gemeinsame Charakteristikum dieser Siedlungen besteht darin, dass sie sich alle um adlige Rittersitze gruppierten, die zum Teil heute noch als befestigte Wasserburgen bestehen. Neugründungen unterscheiden sich von den älteren Gemeinden deutlich dadurch, dass ihren Namen Attribute Ost-, West-, Nord-, Süd-, Alt-, Neu-, Groß-, Klein usw. beigefügt sind (Östrich und Westrich bei Rhade). Aus Kotten wurde Ulfkotte und Koehl (in Wulfen) entstand aus einem Kohlenmeiler. Bis zum 13. Jahrhundert war die Besiedelung vorläufig abgeschlossen.


Quellen:
Nach Dr. August Peters „Die Siedlungen und Bevölkerungsverhältnisse des Kreises Recklinghausen“ in VZ 1912. – Th. Esch in Ztschr. Orts- und Heimatkunde des Vests Recklinghausen, 1900.

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