Schützenkampf

RN-Journalist zum „inneren Feind“ der Schützen erklärt

Ehrenoberst Pasterkamp

Im Jahre 1984 gab es eine heute als amüsant zu bewertende Auseinandersetzung über eine Film-Rezension, die der damalige Kulturredakteur der Dorstener „Ruhr-Nachrichten“, Wolf Stegemann, unter dem Titel „Filmemacher Garczyk stellt sich den Dorstenern“ schrieb. Eckhard Garczyk hatte in dem TV-Film des Bayerischen Rundfunks „Jeder hat sein Nest im Kopf“ vor allem über den Schützenbetrieb so berichtet, dass er „anfangs“ auch den Ehrenobersten und Ehrenvorsitzenden der Altstadtschützen, Hans Pasterkamp, „schockierte“, wie er in einem Leserbrief an die „Ruhr-Nachrichten“ vom 31. Mai 1984 schrieb. Garczyk nahm in diesem Film u. a. das militärische Gehabe der Schützen aufs Korn seiner Filmkamera. Doch seinen Unmut schüttete der Ehrenoberst nicht über den Filmemacher Garczyk aus, sondern über den Journalisten, den Hans Pasterkamp mit einem Menschen verglich, der „wurzellos“ keine „Achtung vor der Tradition“ habe. Paterkamp gab Nachhilfeunterricht:

„Tradition ist wie eine Glut, die unter der Asche von Jahrhunderten weiterglimmen konnte bis in unsere Zeit. Erlischt diese Glut, so ist unendlich Kostbares für immer verloren.“

Wolf Stegemann 1984 zum „inneren Feind“ der Altstsadtschützen erklärt

Zur Erhellung ist anzumerken, dass der Wahl-Dorstener Wolf Stegemann mit anderen Bürgern in diesen Jahren die Geschichte des Nationalsozialismus erstmals erforschte und 1984 gerade der 2. Band „Dorsten unterm Hakenkreuz“ erschienen war, was nicht von allen Dorstener gut geheißen wurde, und auch hier und da zu „atmosphärischen Störungen“ beigetragen haben mag. In seinem Leserbrief betonte Hans Pasterkamp, welchen Sinn er in der Tradition der Schützen sah – außer traditionelle Rituale und Geselligkeit:

„Herr St.! Sie machen es mir leicht, einen lapidaren Satz aus meiner letzten Begrüßung der Ehrengäste am Alten Rathaus näher zu erläutern. Ich sagte da abschließend, es gehe heute nicht mehr darum, den äußeren, sondern den inneren Feind zu bekämpfen. Dieser Satz erschien wörtlich in der Presse und wurde auch in dem Garczyk-Film wiedergegeben. Manche Bürger mögen sich gefragt haben, wen meint eigentlich der 1. Vorsitzende mit dem inneren Feind? Nach Ihrer provozierenden Äußerung kann ich eine eindeutige Antwort geben, Sie, Herr St., sind der innere Feind, der bewusst die Einigkeit in unserem Verein zerstören und am Ende unser gesamtes gesellschaftliches Gefüge zum Einsturz bringen möchte.“

Zum inneren und äußeren Feind wäre hier noch anzumerken, dass schon mal einer in Dorsten von inneren und äußeren Feinden gesprochen hatte, die es zu besiegen galt, Es war der NSDAP-Gauleiter Dr. Alfred Meyer 1937 beim Kreistreffen der NSDAP auf dem Dorstener Marktplatz. Er appellierte an seine Parteigenossen, dem Bolschewismus den Kampf auf allen Gebieten anzusagen. Er sprach von der Bereitschaft, gegen den inneren und äu­ßeren Feind siegreich zu bestehen… So weit zur Konnotation der Nazis.

Der vom Ehrenoberst der Schützen 1984 zum inneren Fein erklärte und persönlich gescholtene Journalist, der mit Kritik an den Schützen angeblich die Gesellschaft zerstören wollte, so Pasterkamp, machte von seinem Recht Gebrauch, 1984 eine Anmerkung unter den Leserbrief Hans Pasterkamps zu setzen:

„Eigentlich verdiente dieser Leserbrief mit seinen direkten persönlichen Anmerkungen eine längere Entgegnung. Aber nur eine Frage dazu: Brauchen Brauchtum und Altstadtschützen einen .inneren Feind’, um ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich aus glimmender Glut zu profilieren?“


Quelle: „Inneren Feind der Schützen erkannt“ in RN vom 31. Mai 1984.

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