Schmitz, Prof. Wolfgang

Seine Bilder sind wie Räume, die erforscht werden müssen

1934 Mar bis 2017 Wuppertal; Künstler und Kunstprofessor. – Der zuletzt in Wuppertal lebende Künstler gehörte nicht nur zu den profilierten Köpfen der Wuppertaler Kunstszene, sondern zu denen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen. Schwerpunkt seiner Arbeit waren Zeichnungen auf Papier und Karton. Verheiratet war er mit der Malerin Graziella Drössler. Wolfgang Schmitz; Foto: privatWolfgang Schmitz besuchte das Gymnasium Petrinum in Dorsten, hatte dort Kunstunterricht bei Karl Korte, studierte von 1955 bis 1960 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Otto Coester und Robert Pudlich und von 1960 bis 1962 in Köln Anglistik. Von 1981 bis 1999 lehrte er als Professor an der Hochschule für Künste in Bremen. Sein künstlerisches Werk wurde mit dem „Von der Heydt-Preis“ der Stadt Wuppertal und dem „Karl Ernst Osthaus-Preis“ der Stadt Hagen sowie mit vielen anderen Kunstpreisen und Auslandsstipendien ausgezeichnet. Schmitz beteiligte sich an der documenta 6 in Kassel. Seine Werke wurden u. a. in Dorsten, im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, in der Kunsthalle Wuppertal, in Rostock, Bremen, Montreal (Kanada), in Tilburg und Nijmegen (Niederlande) gezeigt.

„Wolfgang Schmitz ist ein Vollblutzeichner, der alle Register der Grau-Schwarz-Abstufung zieht, und mit der Sicherheit des versierten Handwerkers überblendet er verschiedene Szenen in einem chiffrierten Kontext. Die Darstellung ist realistischer als die stärker abstrahierte Figuration von Graziella Drössler, doch hebt er den Gehalt eher ins Sur-Reale, wo seine Partnerin den konkreten Bezug nicht aus den Augen lässt.“

Sein Verhältnis zu Dorsten blieb all die Jahre ungebrochen

Aus der Serie "Reiter übern Bodensee", 2006, Lithokreide auf Leinwand

Aus der Serie “Reiter übern Bodensee”, 2006, Lithokreide auf Leinwand

Seine ungebrochene Anhänglichkeit zu Dorsten und dem Ruhrgebiet war immer mit viel künstlerischem Engagement verbunden. Als er Lithografien mit Dorstener Motiven zum Thema „Ort und Stelle“ zeigte, war auch der Abbruch der Franziskanerkirche 1975 zu sehen. Das Thema hat ihn besonders berührt, denn Wolfgang Schmitz gehörte als Junge zu denen, die nach der Kriegszerstörung Steine „gepickt“ hatten und – wie so vielen Altstädtern – der Wiederaufbau von Kirche und Kloster eine Herzensangelegenheit war. Als die Kirche von den Franziskanern abgebrochen wurde, um einem Kaufhaus Platz zu machen, blieb dies Wolfgang Schmitz in starker Erinnerung wie das Giotto-Bild, auf dem Franziskus eine stürzende Kirche stützt. Beides führte zu seiner künstlerischen Umsetzung des Themas. So war die Ausstellung auch Anknüpfungspunkt an die gemeinsame Werkschau „Trichterfeldbesuche“ zusammen mit seiner Frau Graziella Drössler 2005 zur 60. Wiederkehr des Jahrestages der Totalzerstörung der Stadt 1945. Ein Kritiker sagte einmal:

„Seine Bilder sind wie Räume, die erforscht werden müssen. Die Zeichnungen von Wolfgang Schmitz erscheinen wie Fragmente, die mit gewaltigem Bildungsschatz veredelt sind und so zu einem Füllhorn der Entdeckungen werden. Mythologische Motive nebst Dorstener Fundstücken, expressive Flächen nebst spöttischen Text-Kommentaren.“

Blick über das Gemeindedreieck hinweg

„Gemeindedreieck(e)“ nannte der emeritierten Kunstprofessors eine weitere Ausstellung in Dorsten im Jahre 2010, die er anlässlich der Dorstener „Local Heroes“-Woche im Rahmen von „Ruhr 2010“ auf Initiative des Trägervereins „Altes Rathaus“ im Alten Rathaus zeigte. In seinen Bildern verarbeitete er viele Erinnerungsfetzen, Monumente seiner Kindheit, die am Gemeindedreieck lagen: die alte Tankstelle, die Schmiede. Doch immer wieder ging sein Blick auch über das Gemeindedreieck hinaus, in Richtung der Zechen Fürst Leopold in Hervest und Baldur in Holsterhausen – Baldur, der Gott des Lichts. Geografische Dreiecke kommen in vielen seiner Werke vor. Wie freute sich der Künstler, als er hinter dem Alten Rathaus die Not-Treppe als Dreieck entdeckte. Ein Kritiker schrieb über seine Zeichnungen:

„In Schmitz’ Zeichnungen kann man selbst fast ein wenig spazieren gehen – wie in einer Stadt auch. Dann entdeckt man kleine Schriftzüge oder Andeutungen. Nicht alle dieser Ansichten sind auf Pappkarton entstanden, auch normales Papier dient als Untergrund für seine Tuschezeichnungen, Aquarelle und Lithografien.“


Siehe auch:
Künstler, bildende (Artikelübersicht)


Quellen:
Michael Klein „Dorsten sucht den Lokalhelden“ in DZ vom 11. Januar 2010. – Ders. „Ausstellung Gemeindedreieck(e) wird eröffnet“ in DZ vom 8. September 2010. – Gespräch W. Stegemann mit Wolfgang Schmitz am 25. März 2011.

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