Prominenz auf Durchzug

Louis Bonaparte, Goethe, Heine, Voltaire, Friedrich Wilhelm, Brentano

Von Wolf Stegemann – Auf Grund des Lippeübergangs ging eine Hauptverbindung des Reiseverkehrs aus dem Rheinland ins Münsterland über die Lippebrücke in Dorsten. Daher war Dorsten Jahrhunderte lang nicht nur ein strategisch wichtiger Ort für kriegsführende Parteien, sondern auch ein Verkehrsknotenpunkt für Reisende, Handelswaren und Kaufleute.

Heinrich Heine

Heinrich Heine

Durch Verlust des Stadtarchivs im Siebenjährigen Krieg und großer Teile des Archivgutes bei der Bombardierung 1945 sind heute nicht mehr viel Belege prominenter Durchreisender, die in Dorsten auch teilweise nächtigten, vorhanden. Manche Gäste kamen ungebeten, andere waren hochwillkommen. Friedlich waren die Aufenthalte bzw. Durchreisen des Kurfürsten Ernst von Bayern 1584, des päpstlichen Nuntius Fabio Chigi 1644 und 1649, des Landesherrn Fürstbischof Kurfürst Maximilian Friedrich 1763, der Aufenthalt von Johann Wolfgang von Goethe 1792, und der Reiseroute gemäß musste der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire durch Dorsten gekommen sein. Als er 1750 von Frankreich nach Berlin reiste, führte ihn die Straße hier über die Lippe durch Westfalen, wo der Spötter entsetzt ausrief: „Quel chien de Pays!“ – zu Deutsch: „Welch ein hündisches Land!“

Gebetene und ungebetene Gäste in der Stadt

Annette von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoff

Weitere Gäste waren die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff, die auf ihren unsteten Reisen mehrmals Dorsten und die Herrlichkeit (Wulfen) tangierte, der vielgereiste Schriftsteller Levin Schücking, die Herzöge Ludwig Engelbert und Prosper Ludwig von Arenberg 1803, der Literat und Diplomat Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg 1804, Heinrich Heine 1815, der Schriftsteller Clemens Brentano 1817, der Disvisionsauditor Karl Leberecht Immermann mehrmals zwischen 1819 und 1824, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen 1830 auf der Durchreise von Lippstadt nach Den Haag durch Wulfen und Altschermbeck, der Schriftsteller Dietrich Christian Grabbe 1834, Adele Schopenhauer 1840, der Erzbischof von Durango/Mexiko 1928, Reichskanzler Dr. Brüning 1932, Kardinal Clemens August Graf von Gahlen letztmalig 1945.

Feldherren, Märschälle und Generäle – aber nicht Napoleon

Graf Melchior Hatzfeld

Graf Melchior von Hatzfeld 1641

Kriegerisch und sicherlich meist auch ungebeten waren dagegen die Aufenthalte des spanischen Generals de Mendoza und des Obersten Francesco de Valesco 1598, des hessischen Generals Melander von Holzappel im Dreißigjährigen Krieg, des Feldmarschalls Graf Melchior von Hatzfeld 1641, des schwedische Generals Graf Königsmarck 1650, des Prinzen von Soubise 1731, des französischen Marschalls Contades 1758, des Bruders Napoleons und Königs von Holland, Louis Bonaparte 1806, des kgl.-preußischen General-Lieutenants von Borstel 1813, des kgl.-preußischen Generals von Putlitz 1814, der kaiserlich-russischen Generäle Fürst Naraschkin und Fürst Charensky 1814, des belgischen Stadtkommandanten Fichefet 1923 bis 1925, des amerikanisches Panzerkommandanten Henry F. Duncan 1945, um einige zu nennen. Für eine Durchreise Napoleons gibt es keine Belege, vermutlich hat er Dorsten nie gesehen.

Etliche Eintragungen von Prominenten in das Goldene Buch der Stadt

Günter Grass (M) mit den Politikern Orzelski und Eckerland

Grass (Mitte) Orzelski und Eckerland 1969

1943 legte die Stadt das „Goldene Buch“ an, in das prominente Gäste und prominent gewordene Dorstener sich eintragen durften und wieder dürfen, darunter der Stukaflieger Theodor Nordmann  (1942). In den Wahlkämpfen kamen die Bundeskanzler Ehrhard (1965) und Kiesinger (1969), Außenminister Scheel, Vizekanzler Erich Mende (1966) und Bundestagspräsidentin Süssmuth (1994). In Goldene Gästebuch der Stadt trugen sich u. a. noch ein: die NRW Ministerpräsidenten Kühn und Rau, die Dorstenerinnen Agnes Hürland-Büning und Cornelia Funke. Auch befanden sich die Literaten Grass (1969), Kopelew und Luis Fisher-Ruge auf Lesereise in Dorsten sowie die Politiker Bahr, Falin und andere. – Zu einer ganz privaten Familienfeier kam 1969 der bayerische Ministerpräsident Dr. hc. Alfons Goppel und seine Frau Gertrud nach Dorsten, um an der Hochzeitsfeier seines Sohnes Gerhard Goppel im Kaminzimmer vom Hotel Grütering in Hervest dabei zu sein, der die Marlerin und vierfache Tennis-Westfalenmeisterin „Mecki“ Birkenfeld heiratete.

Königlicher Besuch vom Stamm Jeruba aus Benin in Afrika

L. Benin

König Hadj Sheriff Issa Nassirou Bouraima

Ende Dezember 2011 weilte königlicher Besuch in der Stadt. Seine Königlichen Hoheit Hadj Sheriff Issa Nassirou Bouraima, König Kabiessi von Benin. Das Oberhaupt des Stammes Jeruba (120 Millionen Angehörige) in Nigeria (Westafrika) war Gast des Dorstener Geschäftsmanns Alfred Sartory (Interpartner). Grund des Besuches war die Unterstützung Dorstener Geschäftsleute für eine Grundschule in der Hauptstadt Coutonou, die gleich neben dem Palast des Königs liegt, der die Patenschaft über diese Schule übernommen hat. König Kabiesso von Benin fühlte sich sehr wohl in der Stadt, wie er mitteilte.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone