Postwesen (Essay)

Von reitenden Boten, laufenden Briefträgern und fahrender Post

Kaiserliches Postamt am Essener Tor, rechts davon das Kriegerdenkmal "Germania"

Südwall: Kaiserliches Postamt am Essener Tor, rechts davon das Kriegerdenkmal “Germania”

Von Wolf Stegemann – Sieht man von dem berittenen Trompeter der Herrlichkeit ab, der Botschaften und Briefe des Schlossherren an die Empfänger übergab, so gilt als älteste „Reitende Post“ zu kurkölnischer Zeit im Vest Recklinghausen die des Großen Kurfürsten von 1646. Es war die Brandenburg-Preußische Fahrpostroute Berlin-Minden-Hamm-Marl-Dorsten-Schermbeck-Kleve, die zweimal in der Woche fuhr. Besondere Boten besorgten die Briefe und Depeschen von den genannten Stationen in die umliegenden Dörfer. Recklinghausen wurde nicht berührt. Daher verhandelten die vestischen Landstände mit dem brandenburgischen Postmeister in Lippstadt und erreichten 1671 die Errichtung einer weiteren brandenburgischen Linie von Wesel nach Lippstadt über Recklinghausen, Marl und Dorsten. Diese Linie führte über die Station Buerbaum im heutigen Emmelkamp (Holsterhausen).

Briefbote 15. Jahrhundert

Briefbote 15. Jahrhundert

1712 bestanden schon drei Postlinien: die „Kaiserlich Reitende Post“ von Münster nach Essen, die „Brandenburg-Preußische Post“ von Kleve nach Berlin sowie die „Fürstlich Münstersche Fahrende Post“ von Münster nach Bonn über Dülmen, Haltern, Dorsten (mit Landespostamt), Duisburg und Düsseldorf. Eine fahrende Post von Münster nach Köln verlief ebenfalls über Dorsten. Bis 1712 befand sich die erste Poststation der Herrlichkeit auf dem Hof Wienbecke an der heutigen B 58. Im Winter waren die Straßen kaum befahrbar, so dass in dieser Jahreszeit die Botenposten ausfielen. Dorsten hatte die beste Postverbindung im Vest. Von den kaiserlich reitenden Posten gingen zwei durch das Vest. Die eine führte von Münster über Haltern, Marl nach Essen, die andere von Münster über Dorsten nach Wesel.

Kölner Landesherr passierte Dorsten und wurde feierlich empfangen

Ab 1723 führte die Linie zwischen Münster und Bonn der 1665 eingerichteten Münsterschen Fürstbischöflichen Wagenpost durch Dorsten. Sie verband – von der kaiserlichen Post unabhängig – die Residenzstadt Münster mit anderen Städten des Bistums. Zum 1. Juli 1857 suchte der „Ober-Post-Director“ Hertzberg von Münster über eine Anzeige im „Dorstener Wochenblatt“ für die Station Dorsten eine Person, welche die Versorgung des Postfuhrwesens der Station Dorsten übernehmen könnte, „auf welcher gegenwärtig 6 Postillone und 16 Pferde zu unterhalten sind.“

Postkutsche der Biedermeier-Zeit

Postkutsche der Biedermeier-Zeit

Von 1718 bis 1803 gab es in der Herrlichkeit zunächst eine Poststation „Am Buerbaum“ in der Bauerschaft Emmelkamp bei Holsterhausen, die 1783 eine gewisse Berühmtheit durch den Überfall auf einen Reisenden, den Baron von Münster zu Landegge, erlangte. Levin Schücking hatte Mitte des vorigen Jahrhunderts das Ereignis literarisch gesellschaftsfähig gemacht, nicht ohne dem münsterschen Adel etliche Seitenhiebe zu verpassen. Als 1763 der Kölner Erzbischof und Kurfürst Clemens August, der zugleich Fürstbischof von Münster war, von Köln nach Münster reiste, passierte er Dorsten. Über die Empfangsfeierlichkeiten in Dorsten berichtete das „Recklinghäuser Volksblatt“ am 9. März 1793:

„Zwei Stunden von Dorsten an dem so genannten blossen Kamp stunde der Vestische Postmeister Rive mit einigen blasenden Postillons und einem Escadron der Dörstischen Bürgerschaft zu Pferd, diese zertheilten sich in höchster Ankunft Ihrer Churfürstl. Gnaden in zwei Brigaden, und begleitete Höchstdieselbe unter stets anhaltendem Schall zwei vorreitenden Trompetern und ebengemeldeten Postillons bis auf einen Steinwurf vor der Stadt Dörsten, allwo die Studenten bei dem von ihnen aufgerichteten und mit verschiedenen sinnreichen Versen ausgezierten Schwib- und Triumphbogen aufwarteten.“

Postbeamte blieben vestische Bürger, schworen aber auf Preußen den Eid

Beamte des Militär-Postamts Dorsten mit Postmeister von Ladorff (Mitte)

Beamte des Militär-Postamts Dorsten (von Ladorff, M.)

1802 bzw. endgültig 1803 ging das Vest an die Herzöge von Arenberg und somit auch das Postregal. 1802 besaß Preußen im noch kurkölnischen Dorsten, in Marl und Horneburg Postanstalten. Durch einen Postvertrag zwischen Arenberg und Preußen blieben die Postbeamten Untertanen des Herzogs, wurden aber von Preußen in Eid und Pflicht genommen. Für den Verbleib als preußische Post bekam der Herzog jährlich 50 preußische Taler. Briefe, die mit dem herzoglichen Siegel versehen waren, wurden portofrei befördert. 1804 bat der Dorstener Bernhard Deffte die arenbergische Regierung, auf eigene Kosten eine fahrende Post von Arnheim über Dorsten nach Deutz einrichten zu dürfen, was auf Grund der vielen beteiligten Territorien (Arenberg, Fürst Salm-Salm, Preußen und Hessen-Darmstadt) abgelehnt wurde.
Im gleichen Jahr beschwerte sich der französische General Leopold Berthier, chef de la état major général, bei dem Herzog von Arenberg über einen preußischen Postillon, der in Dorsten einen von Paris kommenden höheren Kurier-Offizier misshandelt und ihm seine Depeschen auf die Erde geworfen habe. Der Fall wurde vom Gericht in Dorsten behandelt, das Folgendes feststellte: Der „Courir“ namens L’Abbé hatte auf der Fahrt den Postillon stets gedrängt, schneller zu fahren, was der Postillon dann auch tat. Er legte die Drei-Stunden Strecke von Gartrop nach Dorsten in der Hälfte der Zeit zurück. Das reichte dem Offizier nicht und er stachelte den Postillon, nunmehr mit dem Seitengewehr, das er ihm in den Rücken stieß, zu schnellerer Fahrt an. Außerdem schlug er den Postillon auf die Arme und riss ihn an den Haaren. Daraufhin sprang dieser vom Bock, zerrte den Kurier-Offizier aus dem Wagen und verprügelte ihn.

Fahrschein mit der Postkutsche von Raesfeld nach Dorsten

Fahrschein mit der Postkutsche von Raesfeld nach Dorsten

Erst preußisch, dann französisch, danach wieder preußisch

Der für Preußen verlorene Krieg gegen Napoleon machte dem preußischen Postwesen im Vest 1806 ein Ende. Die Post wurde französisch. Als Dorsten und die Herrlichkeit zu Frankreich kamen, richtete die französische Post eine Direktlinie von Paris nach Hamburg ein. Das Tüshaus-Gut in Deuten an der damaligen Poststraße (heute B 58) wurde 1810 „Poststall“ (Pferdewechselstation). Täglich ritten französische Postillione und Kuriere vorbei und verlangten frische Pferde. Täglich passierten zwei französische Kuriere mit der Extrapost die Station Dorsten zwischen Hannover und Paris. Viermal wöchentlichen hielt die Postkutsche bei Tüshaus und auch bei Humbert in Wulfen. Nach dem Ende der Franzosenzeit übernahmen die Preußen 1813 die Postlinie zwischen Wesel und Münster und richteten auch eine „Extra-Post“ ein, die 1835 wieder aufgehoben wurde. 1814 durfte die Thurn und Taxische Post ihre Poststationen nach dem Stand von 1806 wieder errichten. Allerdings fielen diese Postämter 1815 durch den Wiener Kongress an Preußen, das eine reitende Post zwischen Dorsten und Dortmund über Recklinghausen einrichtete, die zweimal in der Woche verkehrte. Schon 1816 erhielt Dorsten, weil es wegen des Lippeübergangs ein Verkehrsknotenpunkt war, ein eigenes königlich-preußisches Postamt, das dem Generalpostamt in Berlin unterstellt war, 1849 wurde es Wesel und später Münster zugeordnet. Es war das bedeutendste Postamt im Vest. Ein neuer Abschnitt der Geschichte des Postamtes Dorsten begann 1878, als es in ein Postamt der Klasse I und in ein Militärpostamt umgewandelt wurde. Bis 1931 waren von nun an die Vorsteher des Postamtes ehemalige aktive Offiziere.

Postamt in Dorsten mit verschiedenen Postagenturen

Postzustellung um 1890

Postzustellung um 1890

Als Posthalter der unterschiedlichen Poststellen fungierten in Dorsten de Weldige-Cremer (1730), von Wieck (1735 bis 1741), Johann Bernhard Rive (1746, 1763), Bernd Anton Duesberg (ab 1776); Anton de Weldige-Cremer (kaiserlicher Postverwalter um 1790), Familie Peus (kurfürstlicher Posthalter 1782 bis 1802), Wesener (1785 bis 1808) und Postmeister Franz Wilhelm Rive (1802 bis 1840). Dann folgten als Postamtsvorsteher die kgl.-preußischen Postmeister Melchers, Heym, Meyer und Spanke (1855 bis 1878). Im Kaiserreich waren  Postdirektoren (gleichsam Militärpostdirektoren): von Lattorff (1878 bis 1888), Keller 1888 bis 1896, von Thumen 1896 bis 1898, Beyer 1898 bis 1900, von Hugo 1900 bis 1905, Zacher 1906 bis 1924 und von Rothenburg ab 1925.

Beamte des Militär-Postamts Dorsten mit Postmeister von Ladorff (Mitte)

Beamte des Militär-Postamts Dorsten mit Postmeister von Ladorff (Mitte)

Dem Dorstener Postamt wurden folgende Postagenturen zugeteilt: Die drei früheren Ämter als Agenturen III. Klasse: Kirchhellen 1876, Marl 1879 und Wulfen 1879; ferner Groß Reken 1880, Lippramsdorf 1881, Lembeck und Polsum 1882, Feldhausen 1886 und Klein Reken 1889. Die Posthalterei befand sich am Markt, dann an der Lippestraße Haus Nr. 208 damaliger Nummerierung (später Wirtschaft Nuyken). 1827 nahm zwischen Dorsten und Recklinghausen eine Kariolpost den Verkehr auf. Der Fahrpreis war sehr hoch: eine Meile kostete fünf Silbergroschen. 1834 fuhr ein Postwagen dreimal die Woche zwischen Dorsten und Recklinghausen über Marl. Zweispännig fuhr die Post ab 1840 zwischen Lünen und Dorsten. 1853 wurde dem Chaussee-Gelderheber Gustav Humbert in Wulfen die kgl.-preußische Post-Expedition angetragen, die er fast 25 Jahre lang verwaltete. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verdrängte das immer dichter werdende Eisenbahnnetz die fahrende Post. Johann Heinrich Schlagewerth (1816 bis 1882) war der letzte Dorstener Postillon, der zuletzt die Strecke Dorsten-Borken fuhr, und spätesten 1874 den Dienst quittierte.

Regierung forderte 1890 Bestandsaufnahme an

Im Jahre 1890 musste der amtierende Militärpostdirektor von Hugo der preußischen Regierung eine Bestandsaufnahme zu 11 angegebenen Fragen vorlegen. Er ließ sie von einem seiner Vorgänger, dem pensionierten Postdirektor von Lattorff anfertigen. Hier einige Auszüge, die das Postwesen betreffen:

8. Gründung der Postanstalt: Der Postdienst wurde früher, ähnlich wie jetzt auch bei den Postagenturen, als Nebenbeschäftigung meist bei einer Gastwirtschaft und Posthalterei betrieben. So hatte der Postmeister Rive (1840) zugleich eine Gastwirtschaft und besaß 40 Pferde; nach seinem Tode wurde die Posthalterei von dem Postamte getrennt und soll sich zeitweise auch auf  dem Gut Buerbaum, Alt-Schermbeck, und in Neu-Tüshaus befunden haben; 1879 ging sie ganz ein. Seit dem 1. November 1891 ist für Bahnpostfahrten eine Posthalterei eingerichtet. Dem Postamt wurden folgende Postagenturen zugetheilt: Die drei früheren Aemter III. Klasse Kirchhellen 1876, Marl 1879, Wulfen 1879; ferner Gr. Reken 1880 – 1898, Lippramsdorf 1881 – 1898, Lembeck und Polsum 1882, Feldhausen 1886, Klein Reken 1889 – 1898. Als Postamtsvorsteher folgten aufeinander Postdirektor Dreiser, etwa 1800; Postmeister Rive bis 1840 Postmeister Melchers; Postmeister Heym; Postmeister Meyer; Postmeister Spanke von 5. 3. 1855 bis 31. 7. 1878.

Militärpostdirektoren: Postdirektor von Lattorff von 1. 11. 1875 bis 31. 10. 1888 (gest. 16. 10. 1907); Postdirektor Keller von 1. 11. 1888 bis 1. 1. 1896 (gest. 1902); Postdirektor von Thumen vom 1. 4. 1896 bis 31. 8. 1898 (gest. 1903); Postdirektor Bayer vom 1. 9. 1998 bis 30. 3. 1900; von Hugo vom 1. 4. 1900 bis 12. 9. 1905 (gest. 12.9. 05); Zacher vom 1. 1. 1906 bis 31.12. 1924; Postdirektor von Rothenburg ab 1. 2. 1925

9. Geschichte der Postverbindung des Orts; Fremdenverkehr: Vor der Anlage des Eisenbahnnetzes haben folgende Personenposten bestanden: Nach Recklinghausen über Marl, nach Oberhausen bi s 1845, nach Wesel und Haltern bis 1873, nach Sterkrade, Bottrop, Essen und Borken bis 1879. An Stelle derselben sind die 3 Eisenbahnlinien getreten. Der Verkehr  mit Polsum und Marl vermittelt ein Privat-Personenfuhrwerk seit 1882, während Erle und Raesfeld durch eine Landpostfahrt seit 1886 mit Dorsten verbunden sind.

10. Nachrichten über das Postgebäude: In früheren Zeiten sollen die Häuser des Rentners Happ und des Kaufmanns Urban Drecker am Markt, sowie das Haus der Frau Dr. Heß, Katasteramt in der Recklinghäuser Straße, Postgewerken gedient haben. Der Postmeister Rive besaß das Haus des Kaufmanns Emmanuel de Weldige nebst der Hälfte des dem Schneiders Albert Besten gehörigen Hauses, wo früher er Poststall stand. (Posthalter Schmitz). Das jetzige Haus wurde im Jahre 1880 von dem Postdirektor von Lattorff gekauft und im Jahre 1884 an die Postverwaltung verkauft, jedoch ohne die früher dazu gehörigen Hintergebäude jenseits der Gasse. Das Haus soll von einem früheren Bürgermeister de Weldige erbaut sein und wurde von der Häuserpostverwaltung an die Stadtverwaltung Dorsten im Jahre 1902 verkauft.

11. Charakterzüge der Brief- und Fahrverkehrs, z. B. nach welchen Gegenden derselbe vorzugsweise gerichtet ist; ob und welche besondere Gewerbe sich hauptsächlich an dem Pack- und Geldverkehr beteiligen; ob viel Postverkehr mit dem Auslande stattfindet und speziell mit welchen Ländern: Die 3 hier sich kreuzenden Bahnlinien und 9 zugeteilte Postagenturen versprechen einen Durchgangsverkehr nach 6 verschiedenen Richtungen. Eingezahlte Postanweisungen gehen viel nach Essen (Ruhr), Münster (Westf.) und Wesel, woher mindestens die meisten Pakete kommen. Die Teppichfabrik und Papierfabrik versenden ihre Erzeugnisse nach allen Richtungen. Größtentheils jedoch mit der Eisenbahn, während die Geldsendungen dafür mit der Post versendet werden. Die Glas- und Spiegelmanufaktur, Seifenfabrik und die Garnbleicherei, sowie die Maschinenfabrik, unterhalten mehr Verbindungen mit den Industriebezirken. Aus dem benachbarten Holland kommen häufig Tabak, Blumenzwiebel- und Rauchfleischsendungen. Letzteres nebst Geflügel auch aus Österreich-Ungarn. Das Bankhaus F. J. de Weldige-Cremer vermittelt die Wechselforderungen, wodurch am 1. und 15. jeden Monats eine erhebliche Zahl Postaufträge, zeitweise gegen 100 Stück im Betrage von 15.000 M. an einem Tage zu erledigen sind.
In den Herrlichkeitsdörfern erfolgte die Briefzustellung höchst einfach. Die Briefträger waren mit Signalpfeifen ausgestattet, in die sie bliesen, damit die Leute kamen und nach Post fragten, die ihnen dann ausgehändigt wurde. In der Nähe von Eisenbahnlinien und Kirchen durften die Signalpfeifen allerdings nicht benutzt werden. Anwesen, auf denen Hunde frei herumliefen, brauchten nicht betreten zu werden, die Postsachen wurden als „nicht zustellbar“ wieder mitgenommen. Die Stadtbevölkerung hatte ideale Zustellungen. In Dorsten wurde Post ausgetragen um 7.30 Uhr, 10.30 Uhr, 12.20 Uhr, 14 und 15 Uhr. Diese Zustellzeiten wurden in den darauf folgenden Jahrzehnten nach und nach reduziert.“

Änderung der Briefzustellreviere 1930

An der Poststelle

An der Poststelle

1930 wurde in Dorsten ein lang gehegter Wunsch der Bevölkerung umgesetzt, indem durch Änderung der Zustellreviere die Postsendungen einige Stunden früher als bis dahin in die Hände der Empfänger kamen. In etlichen Zustellbezirken wie in der Kolonie Fürst Leopold, im Harsewinkel und in der Wasserstraße wurde auch nachmittags Post ausgetragen. Am Söltener Landweg gab es eine Postagentur, dreimal täglich wurden abgehende Briefe  verschickt und bei den Uhrzeiten richtete man sich nach Anfahrt der Züge (Bahnpost).

Heute Annahme in Zeitungskiosken, Bäckereien, Kauf- und Kramläden

Eilbote auf der gelben BMW

Eilbote auf der gelben BMW

Erst 1961 wurde in den Landgemeinden der Abhol- und Zustelldienst auf Kraftverkehr umgestellt. Nachdem die Post in den 1990er-Jahren privatisiert wurde, gab sie auch das nach dem Krieg wieder errichtete Postgebäude aus der Kaiserzeit am Südwall auf und richtete sich im Lippetor-Center als Agentur ein. Im Zuge ihres Konzepts, Postannahmestellen in Bäckereien, Schreibwarengeschäften, Kaufhäusern und dergleichen unterzubringen, fand die früher genannte Hauptpost 2010 in bzw. neben einem Lotto- und Zeitungskiosk in der Essener Straße ein. Mit der Privatisierung entstanden auch private Postzustell-Unternehmen. Die frühere „Porto Brieflogistik“ firmiert in Dorsten inzwischen unter der Marke „Brief und mehr“, gehört seit 2007 zum Medienhaus Lensing. Seit November 2009 hat „Buk“ seinen Sitz im Hause der „Dorstener Zeitung“ am Südwall 27. Die Post wird von den Zeitungsboten an die Empfänger verteilt.

Immer wieder Beschwerden über nicht geleerte Briefkästen

Britischer Briefkasten in der Recklinghäuser Straße, ein Geschenk aus Crawley; Foto: Rüdiger Eggert

Überquellend; Foto: Rüdiger Eggert

Immer wieder stellen Dortsener Bürger fest – und beschweren sich –, dass Briefkästen nicht regelmäßig geleert würde und aus den Schlitzen bereits die eingeworfenen Briefe wieder herausquellen, wie Beispielksweise ein DZ-Leser am 12. September 2014 monierte. Im Stadtteil Hardt wurde ein Kasten offensichtlich tagelang nicht geleert, auch der an der Alleestraße war voll bis oben hin. Obwohl die Sprecherin der Deutschen Post dies jedes Mal mit kurzfristigem Ausfall eines Fahrers entschuldigt und Abhilfe verspricht, bleiben manche Briefkästen, von denen es bekanntlich immer weniger gibt, dennoch ungeleert.

Stand 2022: Es gibt in Dorsten 58 Briefkästen: Altstadt 6, Hervest 10, Hardt 8, Feldmark 6, Holsterhausen 5, Lembeck 5. Rhade 4, Wulfen 4, Östrich 4, Deuten 3, Altendorf-Ulfkotte 3. Die Zahlen werden sich ändern oder hat sich teilweise schon geändert. Es gib immer weniger Briefkästen. Zum Beispiel gibt es in Haltern 34, in Marl 29, in Raesfeld 4 und in Schermbeck 8 Briefkästen. Die Zahl richtet sich nach der Stadtfläche.

Schließung der Post-Filiale 2022 im Mercaden, 2024 Neuröffnung

Die Postfiliale in den Mercaden in Dorsten wurde zum Jahreswechsel 2022/23 geschlossen. Untergebracht war die Post in Martin Schwenks Geschäft für Zeitschriften, Lotto/Toto und Tabakwaren, der den Mietvertrag und damit auch die Partnerschaft mit der Post gekündigt hat. Und dies mit wirtschaftlichen Gründen erklärte. Seitens der Post hieß es Ende des Jahres, dass die Kündigung so kurzfristig erfolgt sei, dass man keine Übergangslösung habe installieren können. Im Mai 2023 hatte Evgenia Eijkelenkamp als neue Betreiberin die Postfiliale in den Dorstener Mercaden wiedereröffnet, die Ende das Jahres 2022 geschlossen worden war. Nicht alle Leistungen konnten direkt zum Start angeboten werden. Postbankkunden wie auch „Deutsche Bank“-Kunden wurden wieder an den beiden Schaltern bedient. Ein- und Auszahlungen wurden damit wieder in den Mercaden möglich. Etwas Geduld mussten die Lottokunden für einige Wochen mitbringen, da zunächst eine passende Datenleitung durch die Telekom eingerichtet werden musste. Nun gibt es eine weitere Neuerung: Die Mercaden gaben am 24. Januar in einer Mitteilung bekannt, dass nun auch ein Postbankterminal in Betrieb genommen wird. „Ab sofort stehen Kunden und Kundinnen in der Post-Filiale eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen durch den neuen Bankautomaten zur Verfügung“, so die Mitteilung.

Post eröffnet neue Zweischalter-Filiale in der Innenstadt

Eine neue Postfiliale ist in der Innenstadt in Dorsten geplant. Die neue Filiale soll ab Ende Mai 2023 den Service der Postfiliale bieten, die zum Jahresende in den Mercaden geschlossen wurde.  Geplant ist die neue Zweischalter-Filiale bei „Post / Lotto“ an der Lippestraße 25. In der neuen Filiale können die Kunden zum Beispiel Brief- und Paketmarken, Einschreibemarken oder Packsets kaufen. Die Annahme von Brief- und Paketsendungen sowie Auskünfte zu Produkten und Service gehören ebenso zum Angebot der neuen Filiale.

Zur Information:
Postfilialen werden durch automatische „Poststationen“ ersetzt

Als „Universaldienstleister“ hat die Post Pflichten zu erfüllen. Eine besagt, dass die nächste Filiale nicht allzu weit weg sein darf. Nun will der Gesetzgeber besagte Pflichten überarbeiten. Offensichtlich sind Schließungen von Poststellen die Folge. Filialen werden schon da oder dort durch „Poststationen“ ersetzt. Das sind Automaten, an denen Pakete abgeholt und abgegeben, Briefmarken gekauft und eingeworfen werden können.
Solche Automaten wird es künftig aller Voraussicht nach mehr geben. Rund 100 Poststationen sind es bisher in Deutschland, Tendenz steigend. Im Vergleich zu den 13.000 Packstationen, die nur für Pakete konzipiert sind, ist diese Automatenart noch in den Anfängen. Das Postgesetz enthält Pflichten, an die sich die Post als sogenannter Universaldienstleister zu halten hat. Die Vorgaben stammen aus dem Jahr 1999 – aus einer Zeit, als viele Bundesbürger noch ausgiebig Briefe schrieben und E-Mails noch nicht so bekannt waren. Seit damals ist vorgeschrieben, dass die Post in jeder Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine Postfiliale haben muss. Bei mehr als 4000 Einwohnern darf die Verkaufseinrichtung nicht weiter entfernt sein als zwei Kilometer. Was jeder, der einmal eine Post brauchte und suchte, erfahren hat, hat die Post Mühe, diesen gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, gab es zuletzt etwa 140 Standorte, wo es eine Post geben müsste, aber nicht ist – das sind 1 Prozent der Pflichtstandorte. Das Defizit liegt häufig daran, dass ein Kiosk oder ein kleiner Supermarkt dichtgemacht hat – solche Geschäfte gelten als Postfiliale, wenn die Post darin einen Schalter hat. Künftig sollen daher „digitale und automatisierte Lösungen“ im Rahmen des Universaldienstes „angemessen berücksichtigt werden“, wie es in dem vage formulierten Eckpunktepapier des Ministeriums heißt. Jederzeit verfügbare Automaten könnten „den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer entsprechen“.
Kritik an den Vorschlägen des Ministeriums kommt von Sozialverbänden. Diese waren davor, das Filialnetz auszudünnen und stattdessen verstärkt auf Automaten zu setzen. Diese seien für Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderungen nicht nutzbar. Zur Reform des Postwesens soll bis zum Sommer 2023 ein erster Gesetzesvorschlag vorliegen, Ende 2023 könnte die Novelle abgeschlossen sein.

2023 in Deutschland gelbe Metall-Poststationen von 100 auf 300 erhöht

Der Post-Konzern DHL hat sein Automaten-Angebot deutlich ausgebaut. Die Zahl sogenannter Poststationen in Deutschland hat sich seit Jahresbeginn bis Oktober 2023 von rund 100 auf inzwischen circa 300 erhöht. Sie solle künftig weiter steigen. Bei diesen Automaten kann man Briefmarken kaufen, Pakete abgeben und abholen sowie eine Videoberatung bekommen. Sie sind eine Weiterentwicklung von Packstationen, bei denen es nur um Pakete geht und von denen es rund 12.500 gibt. Vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf brachte DHL-Chef Tobias Meyer seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Poststationen bei der Filialnetz-Pflicht künftig angerechnet werden können. Bisher geht das nicht. Daher hat der Konzern Probleme bei der Einhaltung der Vorgaben. In der anstehenden Postgesetz-Reform könnten die Automaten den von Menschen betriebenen Filialen gewissermaßen gleichgestellt werden – das wäre Rückenwind für die Automaten-Ausbaupläne von DHL (dpa).

2023 vergrößerte die Post ihr vorgeschriebenes Filialnetz

Die Deutsche Post hat bei der Erfüllung ihrer Filialnetz-Pflicht zwar weiterhin Probleme, ist aber deutlich besser geworden als zuvor. Während sie Ende Januar 2023 noch an 174 Standorten nicht präsent war, obwohl sie das einer staatlichen Vorgabe zufolge hätte sein müssen, so ist diese Zahl bis Mitte Oktober auf nur noch 73 unbesetzte Pflichtstandorte gesunken. Das teilte die Bundesnetzagentur mit. Im Jahr 2023 habe die Post „verstärkt Anstrengungen unternommen, vakante Filialstandorte wieder zu besetzen“. Bundesweit hat der Logistiker rund 12.900 Filialen. Einer Verordnung zufolge muss es in jeder Gemeinde mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine stationäre Verkaufsmöglichkeit geben. Ab 4000 Einwohnern darf eine Filiale in zusammenhängend bebauten Wohngebieten nicht weiter entfernt sein als zwei Kilometer (dpa).


Quellen/Literatur:
Wilhelm Fleitmann „Postgeburtstage im Vest“ in VK 1988.  – Ders. „Zur Geschichte des Post- und Verkehrswesens in der Herrlichkeit Lembeck“ in HK 1973/74, 1975. – Levin Schücking „Was der Freiherr von Münster zu Landegge in der Posthalterei Am Buerbaum erlebte“, abgedruckt in HK 1928. – Wolf Stegemann/Maria Frenzel „Lebensbilder aus sechs Jahrhunderten Dorstener Stadtgeschichte“, 1997. – Rüdiger Eggert „Immer wieder Ärger mit der Post“ in DZ vom 12. September 2014.

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