Obdachlosigkeit

„Internationaler Tag der Wohnungslosen“ jeweils am 11. September

Ohne BleibeLaut der offiziellen Definition der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe (BAG-W) in Deutschland sind Menschen wohnungslos, wenn sie über keinen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen und auf ordnungs- oder sozialrechtlicher Grundlage in eine kommunale Wohnung oder in ein Heim der Wohnungslosenhilfe eingewiesen werden. Darüber hinaus besteht Wohnungslosigkeit auch, wenn die Betroffenen in einer Notunterkunft oder als Selbstzahler in einer Billigpension leben. Wohnungslos sind zudem jene Personen, die „Platte machen“. Dies ist ein szeneüblicher Ausdruck und bedeutet, ohne jede Unterkunft auf der Straße leben. Der „Tag der Wohnungslosen“ ist ein Aktionstag, welcher jährlich am 11. September begangen wird. Gegenwärtig leben in der Bundesrepublik Deutschland nach aktuellen Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe insgesamt 292.000 wohnungslose Personen.  Die Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten wird längst nicht mehr nur von der klassischen Zielgruppe, wohnungslosen Menschen, genutzt. Die aktuelle wirtschaftliche Lage, gepaart mit der prekären Wohnungsmarktsituation, zwingt viele Menschen dazu, nach Hilfe zu fragen. Die Beratungsstelle berät in Dorsten an in der Borkener Straße 37 in persönlichen Gesprächen die Besucher zu Ansprüchen gegenüber den Sozialleistungsträgern, zur persönlichen Lebenslage und vermittelt innerhalb des Hilfenetzwerks.

Dorstener Beratungsstelle informierte und half 2023 am Marktplatz

In Dorsten informierte am 11. September 2023 das Team der Beratungsstelle in der Innenstadt interessierte Bürger über die Probleme der Wohnungslosigkeit sowie über die Aktionen am 11. und 13. September. An diesen Tagen gab es mittags für jeden ein warmes Essen in der Tagesstätte, zeitgleich konnten Besucher Tüten mit frischen Lebensmitteln mitnehmen. Zudem hielt der Beratungsstelle Kleiderspenden und Hausrat kostenlos bereit. Zudem konnten Bedürftige kostenlos Kleiderspenden und Hausrat erhalten.

Stadt verhinderte Obdachlosigkeit durch Beschlagnahme der Wohnung

Noch Mitte der 1970er-Jahre war die Wohnungslosigkeit in Dorsten kein Problem. Die Stadt beschlagnahmte die Wohnungen der Mieter, die wegen Kündigung von Obdachlosigkeit bedroht waren, zahlte die Miete und somit wurden die Mieter nicht obdachlos. Waren es 1977 noch 24 solcher beschlagnahmter Wohnungen, erhöhte sich die Zahl bis 1981 auf 30, dann, innerhalb eines Jahres auf das Doppelte. Allein 26 beschlagnahmte Wohnungen befanden sich in Wulfen-Barkenberg. Das Problem der drohenden und tatsächlichen Obdachlosigkeit stieg permanent. Beschlagnahmungen von Wohnungen der von Obdachlosigkeit bedrohten Mieter waren das humanste und gleichzeitig auch das teuerste Hilfsmittel zur Abwendung von Obdachlosigkeit. Allerdings verstieß die Stadt damit gegen geltendes Recht, wie der damalige Stadtkämmerer und Ordnungsdezernent Dr. Gerd Willamowski erklärte. Die Gesetzgebung verlange ausdrücklich eigene Obdachlosenunterkünfte. Nur wenn diese nicht vorhanden seien, könne die Stadt von der Möglichkeit der Beschlagnahme Gebrauch machen.

Anwohner protestierten gegen Obdachlosenunterkünfte

In der städtischen Unterkunft Luisenstraße waren 64 Parteien mit 108 Personen untergebracht, am Hammer Weg waren es 16 Parteien mit 47 Angehörigen. Insgesamt waren Mitte der 1980er-Jahre, als Obdachlosigkeit erstmals zum Problem wurde, 662 Personen obdachlos, wovon 335 (71 Parteien) in beschlagnahmten Wohnungen in Barkenberg lebten und 172 Personen (39 Parteien) im übrigen Stadtgebiet. Die Dorstener Wohnungs(bau)gesellschaft und andere Gesellschaften ließen gerne ihre Wohnungen beschlagnahmen, weil die Stadt pünktlicher Mietzahler war. In diesen für eine Lösung drängenden Jahren zahlte die Stadt für Mieten beschlagnahmter Wohnungen jährlich rund 850.000 DM. Damals war dies ein  großer Betrag im städtischen Haushalt.  Nach einer langen streitig geführten Diskussion zwischen Anwohnern, Politikern, Verwaltung und durch Leserbriefe in den Zeitungen wurden 1991 drei mobile Unterkünfte für Obdachlose auf dem alten Sportplatz in Rhade aufgestellt und bezogen.

Frost forderte 1997 zwei Todesopfer in der städtischen Unterkunft

Der starke Frost im Winter 1996/97 forderte unter den Obdachlosen in Dorsten drei Kälteopfer. Anfang Januar 1997 starben in der städtischen Obdachlosenunterkunft Apostelstiege zwei Menschen. Noch lebend ins Krankenhaus gebracht, starben sie dort an Unterkühlung. Erst durch Nachfrage der „Ruhr-Nachrichten“ bei der Stadt wie beim Krankenhaus – beide Einrichtungen gaben nur tröpfchenweise Auskunft – stellte sich heraus, dass auch ein dritter Mann an Unterkühlung eingeliefert wurde und verstarb. Die städtische Pressesprecherin Lisa Bauckhorn bestätigte schließlich unwillig, dass zwei Männer in ihren Betten in der städtischen Obdachlosenunterkunft gestorben waren. Sie wies aber den Vorwurf der CDU-Fraktion zurück, die der Verwaltung den Vorwurf machte, nicht genügend Brennmaterial zur Verfügung gestellt zu haben.

Beratungsstelle der evangelischen Kirche in Holsterhausen

Die inzwischen von der evangelischen Kirche in Holsterhausen eingerichtete Beratungsstelle für allein stehende Wohnungslose wurde im Jahr 2010 von 256 Personen benutzt. Das waren 34 Personen mehr als im Vorjahr. Insgesamt war dies aber die höchste Fallzahl seit Bestehen der Beratungsstelle. 151 Personen kamen erstmals und 105 Personen wiederholt in die Einrichtung an der Mühlenstraße in Holsterhausen. 2015 verzog die Beratungsstelle von der Mühlenstraße zur Borkener Straße 37 (DRK-Haus mit Tagesstätte). Die Beratungsstelle ist ein örtliches Angebot. 213 Personen nahemn 2015 die Beratungsstelle in Anspruch. 33 Menschen konnten dauerhaft in Wohnungen untergebracht werden. Die Beratungsstelle des Verbandes der Evangelischen Kirchengemeinden stellte zudem 435 Übernachtungsscheine für 34 Wohnungslose aus, die dann die Übernachtungsmöglichkeiten in der Klosterstraße in Anspruch nahmen. Mit einem Drittel-Anteil von Frauen ist im Vergleich zu den Vorjahren eine Steigerung der Zahlen festzustellen. Eine weitere höchste Fallzahl seit der Einrichtung der Beratungsstelle Stellen bei den Altersgruppen ist erstmals die Personengruppe der 20- bis 27-Jährigen mit 56 Personen. Mit der Gruppe der unter 20-Jährigen gemeinsam bilden sie ein Drittel der Gesamtauftritte derjenigen, die obdachlos oder davon bedroht sind, und bei der evangelischen Kirche Beratung suchten.

Obdachlosenunterkunft am Hammer Weg in Dorsten; Foto: Bludau

Zusätzliche und umfassendere Beratung und Hilfe

Die Beratungsstelle für Wohnungslosenhilfe an der Borkener Straße 37 bietet seit Oktober 2020 zusätzliche Tätigkeiten an. Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten können jetzt intensiver beraten werden. „Bisher hatten wir eine reine Komm-Struktur“, erklärt Sozialpädagogin Lena Reinmuth. Dank des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) kann das Dorstener Team nun auch eine aufsuchende Beratung anbieten: „Ambulant Betreutes Wohnen“ (ABW) nennt sich das neue Angebot, das es seit Anfang Oktober 2020 gibt. Wenn Ratsuchende mehr brauchen, als die Beratungsstelle eigentlich anbietet, dann können Lena Reinmuth und ihre Kollegin Vanessa Greef-Groß zusätzliche finanzielle Mittel über den LWL beantragen. Rund 300 Klienten kommen im Jahr zur Wohnungslosenhilfe. Lena Reinmuth und Vanessa Greef-Groß führen jährlich rund 2500 Beratungen durch. Manch ein Klient kommt nur ein- zweimal, andere regelmäßig – und genau dort setzt das neue Angebot an. Ob beim drohenden Wohnungsverlust, Hilfestellung bei der Alltagsbewältigung, der Unterstützung der Freizeitgestaltung oder der Geldverwaltung, immer dort, wo eine intensivere Beratung nötig ist, setzt das ABW an. Erreichbar ist das ABW unter 02362/9662488 (Quelle: DZ vom 16. Okt. 2020).

Immer mehr Jugendliche sind auf Wohgnungslosenhilfe angeweisen

Wie im Jahresbericht 2012 der Wohnungslosenhilfe nachzulesen ist, gab es 2012 zwölf Obdachlose mehr als im Vorjahr. Junge und alte Menschen traf es am härtesten. Mit 236 Wohnungslosen (170 Männer und 66 Frauen) war dies das zweithöchste Ergebnis der letzten Jahre. Die Kosten für das Problem der Wohnungslosgkeit übernahmen 2012 die Stadt Dorsten mit 55.735 Euro, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit 111.470 Euro und der Verband der evangelischen Kirchengemeinden in Dorsten mit 63.015 Euro). Die Situation hat sich verfestigt. Immer mehr Jugendliche sind auf Wohnungslosenhilfe angewiesen. Als die Temperaturen im Januar 2013 auch tagsüber wieder eisig waren, stellte die Stadt Obdachlosen 16 Plätze in der städtischen Unterkunft Luisenstraße in Holsterhausen zur Verfügung. Wie viele Personen in Dorsten wirklich auf der Straße leben, ist bei der Stadt nicht bekannt.

2016: Immer mehr Dorstener können sich keine eigene Wohnung leisten

In Dorsten steigt die Zahl derer, die sich keine eigene Wohnung mehr leisten können. Das Büro der Wohnungslosenhilfe im DRK-Haus an der Borkener Straße 37 wurde 2016 von 258 Menschen aufgesucht, 45 mehr als im Jahr zuvor. Unter den Kontaktsuchenden waren 201 Neulinge. Jeder Dritte, der sich in Dorsten Hilfe geholt hat, war unter 30 Jahre alt. Viele Auszubildende waren dabei, die zwar eine eigene Wohnung haben – aber zu wenig verdienen, um regelmäßig die Miete zu bezahlen. Da sind Schulden natürlich vorprogrammiert. In den meisten Fällen kann die Beratungsstelle helfen – die Mitarbeiter versuchen zum Beispiel, mit den Vermietern oder den Banken zu sprechen. Langfristig hat das meistens Erfolg. Wohnungslos heißt also nicht gleichzeitig auch obdachlos. Als wohnungslos gilt auch jemand, bei dem Strom und Gas abgestellt wurde, weil er die Rechnung nicht bezahlt hat. Der Anteil der Frauen ist mit 26 Prozent gleichbleibend gering. Zu den Betreuten gehörten 192 Männer und 66 Frauen. Laut Jahresbericht 2016 der Wohnungslosenhilfe des Verbandes der Evangelischen Kirchengemeinden waren 2016 mehr Männer von sozialen Schieflagen und Wohnungslosigkeit bedroht als Frauen. Bei 193 Personen konnte im letzten Jahr die Betreuung beendet werden: „Bei zwölf Menschen konnten die sozialen Schwierigkeiten beseitigt werden. 45 wurden vor einer Verschlimmerung ihrer Situation bewahrt. Bei weiteren 19 Personen konnten die sozialen Schwierigkeiten gemindert werden. Damit die Betreuten nicht auf der Straße landen, hat die Wohnungslosenhilfe weitere vier Trägerwohnungen angemietet, um kritische Zeiten zu überbrücken, bis Ratsuchende wieder eine eigene Wohnung bekommen können. Häufig stehen Probleme wie negative Schufa-Auskunft oder negative Vorvermieterbescheinigung im Weg.

Zahlen 2017 belegen die Notwendigkeit der Wohnungsberatung

Wie wichtig die Arbeit der Beratungsstelle ist, zeigen Zahlen im Jahresbericht von Vanessa Greef-Groß, Leiterin der Einrichtung Wohnungslosenhilfe der Evangelischen Kirchengemeinden in Dorsten: 2017 nahmen 240 Menschen die Dienste der Dorstener Berater in Anspruch, darunter 177 Männer und 63 Frauen. 127 Männer und 50 Frauen nutzten erstmals die Angebote. Bei 63 Menschen bestand wiederholter Beratungsbedarf. 16 Prozent aller Hilfesuchenden waren junge Erwachsene unter 25 Jahren (39 Menschen). 184 Menschen verabschiedeten sich aus der Betreuung. Bei 29 Personen konnten die sozialen Schwierigkeiten beseitigt werden. 84 Personen konnten vor einer Verschlimmerung ihrer persönlichen Situation bewahrt werden, bei weiteren 24 konnten die sozialen Schwierigkeiten erfolgreich gemindert werden. Bei 23 Menschen konnten die sozialen Schwierigkeiten im Vorfeld ausgeräumt werden. 25 Ratsuchende fanden mit Unterstützung der Beratungsstelle eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt. Neun Menschen wurden in eine stationäre Unterbringung vermittelt.

2020: Immer mehr Wohnungslose suchen in Dorsten Hilfe

Die Wohnungslosenhilfe des Verbandes Evangelischer Kirchengemeinden legt alljährlich ihre Statistik mit Hintergrunderläuterungen vor. Für das Jahr 2019 zeichnet die Beratungsstelle folgendes Bild: 293 Dorstener suchten danach die Hilfe in der Beratungsstelle – und damit so viele Menschen wie nie zuvor. 222 der Ratsuchenden hatten im Jahr 2019 keinen Mietvertrag, waren also obdachlos. Die Gründe, warum Menschen keine eigene Wohnung (mehr) haben, sind vielfältig. Sie können persönlicher Natur sein. Es könnte aber auch daran liegen, dass es günstigen und bezahlbaren Wohnraum nicht in der Größenordnung gibt, wie er in Dorsten vonnöten wäre.

Wohnungsnotfälle in Dorsten rückläufig – Beratung gleichbleibend

Dorstens „Beratungsstelle für alleinstehende Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten“ meldete für 2021 einen starken Rückgang der beim Sozialamt und der evangelischen Kirche registrierten Wohnungsnotfälle und Notschlafstellen-Übernachtungen. Die beim Sozialamt Dorsten registrierte Anzahl der Wohnungsnotfälle in den letzten Jahren ist kontinuierlich zurückgegangen. Von 197 Fällen im Jahr 2017 auf 87 im Jahr 2021. Auch die Belegung der städtischen Übernachtungsstelle in der Klosterstraße ist demnach deutlich zurückgegangen. Haben dort 2019 noch 41 Menschen insgesamt 906 Mal die Nacht verbracht, waren es 2021 nur noch 33 Personen, die dort 237 Mal geschlafen haben. Diese positive Entwicklung lässt sich für die Verwaltung auch auf die Arbeit der evangelischen Beratungsstelle zurückführen. Gemeinsam mit der Arbeit der „Beratungsstelle zur Wohnraumsicherung im Bürgertreff Barkenberg“ und der „Fachstelle für Wohnungsnotfälle der Stadt Dorsten“ sei erreicht worden, dass „die Zahl der untergebrachten obdachlosen Personen seit Jahren auf einem konstant niedrigem Niveau verläuft“.
Doch die Vorsprachen in der Beratungsstelle bewegen sich weiterhin auf einem konstant hohen Niveau“. 2021 haben 285 Menschen dort Hilfe bei Wohnungsnotfällen gesucht. Daher will die Stadt jetzt auch die finanzielle Unterstützung der Beratungsstelle fortsetzen. Bislang hat die Stadt ein Viertel der jährlichen Kosten von rund 175.000 Euro getragen. Ein weiteres Viertel kommt von der evangelischen Kirche, der Landschaftsverband gibt 50 Prozent, also knapp 90.000 Euro pro Jahr. Die städtischen Zuschüsse betrugen in den Haushalten 2022 rund 58.000 Euro und werden bis zum Jahre 2026 jährlich rund 62.000 Euro betragen.

Brandstiftung im Obdachlosenwohnheim am Hammer Weg

Das städtische Obdachlosenheim am Hammer Weg in Hervest ging am 7. August 2017 gegen 4 Uhr morgens in Flammen auf. Der Polizei liegen Indizien für eine Brandstiftung vor. Zwei von acht Wohnungen in der Unterkunft brannten aus. Das Haus war zu der Zeit nur von einem Mann bewohnt, der unverletzt blieb. Als die Feuerwehr am Hammer Weg eintraf, hatte sich das Feuer schon auf die Hinterseite der Unterkunft ausgedehnt zwei Über den Wesel-Datteln-Kanal sicherten die Feuerwehrleute den Wassernachschub und konnte einige Gebäudeteile über eine so genannte Riegelstellung vor den Flammen schützen. Nach Abschluss der Löscharbeiten wurde der komplette Bereich mit einer Wärmebildkamera kontrolliert, um Glutnester zu erkennen und zu löschen. Nach dreieinhalb Stunden konnte die Feuerwehr wieder abrücken. Die Polizei hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung aufgenommen.

Ganztägige Unterbringung für Obdachlose in städtischen Unterkünften

Mit einem Anstieg der Nachfrage wird wie jedes Jahr aufgrund der sinkenden Temperaturen auch in den Obdachlosenunterkünften gerechnet. Hier wird 2023 die Art der Unterbringung geändert, sodass aus „Notschlafstellen“ Orte werden, in denen die Betroffenen ganztägig bleiben können. „Diese Anpassung ist für die Zeit der kalten Temperaturen vorbehalten und wird bei Milderung der Verhältnisse wieder rückgängig gemacht“, so die Erste Beigeordnete Nina Laubenthal. Aufgrund gesundheitlicher oder sozialer Probleme sei bei hilfesuchenden Obdachlosen „eine Einzelunterbringung in einem besonderen Umfeld notwendig“, so Laubenthal. Der Wohnraum müsse barrierearm sei und Einkaufsmöglichkeiten zur Selbstversorgung müssten in zumutbarer Weise erreichbar sein. Laubenthal: „Medizinisch oder sozial notwendige Angebote stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung, sodass eine Unterbringung in einer städtischen Unterkunft nach einer genauen Überprüfung des Einzelfalls notwendig wird, um die Obdachlosigkeit zu vermeiden beziehungsweise zu beenden.“

Übergriffe auf Obdachlose werden immer aggressiver

Wie häufig es im Kreis Recklinghausen verbale oder gewaltsame Übergriffe auf Wohnungslose gibt, kann die Polizei nicht sagen. Gewalt komme hier nicht ständig, aber immer mal wieder vor, so war zu hören. Die Hemmschwelle für Aggressionen gegen Obdachlose ist in den letzten Jahren niedriger beworden. Ende 2017 bewarf in Bochum ein unbekannter Mann einen Obdachlosen mit faustgroßen Pflastersteinen und verletzte ihn schwer. Die Polizei sprach von einer „Steinigung“ und ermittelt wegen versuchten Mordes.

2023 lebten 215 Menschen in städtischen Obdachlosenunterkünften

Anfang Dezember 2023 waren 215 Menschen in städtischen Unterkünften in Dorsten untergebracht. 45 Personen waren Asylbewerber im laufenden Verfahren und 170 galten als obdachlose Personen im Sinne der Statistik. Konkret: 62 waren ukrainische Staatsangehörige; 33 Personen Obdachlose im „klassischen Sinne“ (nach Zwangsräumung, junge Erwachsene, die zu Hause rausgeflogen sind, Ehepartner, die nach richterlicher Anordnung eine gemeinsame Wohnung verlassen müssen, etc.); 70 Personen waren Flüchtlinge mit einer Aufenthaltserlaubnis und fünf Personen waren Gäste in den Notschlafstellen.

Weitere Zahlen: Als wohnungslos waren in Dorsten gemeldet: 191 im Jahr 2006; 212 im Jahr 2007; 232 im Jahr 2008; 222 im Jahr 2009; 256 im Jahr 2010; 224 im Jahr 2011; 236 im Jahr 2012. Im Jahr 2014 nahmen 253 Menschen Hilfsangebote der Wohnungshilfe an, darunter 177 Männer. 2015 waren es 213 und 2016 sogar 258 Menschen. Darunter sind rund 25 Prozent Frauen.

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