Mordplan „Hammer-Mord“

Ein Kind und vier Jugendliche wollten 2008 die Eltern umbringen

Fern ihrer Heimatstadt wohnt heute in einem Heim eine 15-Jährige Dorstenerin, die erst 13 Jahre alt war, als sie vier Jugendliche im Alter zwischen 16 und 19 Jahren zum Elternmord angestiftet haben soll. Als Kind war sie strafunmündig und blieb ohne Verfahren. Doch ihre vier jugendlichen Komplizen mussten sich im Februar 2009 vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Essen unter Vorsitz von Richter Günter Busold wegen mehrfachen Mordversuchs verantworten und wurden bis zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Den Richterspruch nahmen die Jugendlichen „gleichmütig hin“, wie WAZ-Gerichtsreporter Stefan Wette berichtete.

Zunehmende Gewaltbereitschaft

Um an Geld zu kommen, fassten die vier jungen Männer Dominic (16), Damian (19), Burhan und Marcel (17) sowie das 13-jährige Mädchen den Plan, die Eltern umzubringen, was sie zwischen dem 5. September und 18. Oktober 2008 mit zunehmender Gewaltbereitschaft versuchten. Anfang Oktober fassten Dominic (16), Damian (19) und die 13-Jährige den Plan, den Pflegevater von Dominic umzubringen, um an Geld zu kommen. Das Mädchen soll einen Spaten besorgt haben, die Jungen sollen zur Wohnung des Pflegevaters in Holsterhausen gegangen sein. Dort warteten sie auf den Erwachsenen. Der Plan lt. Anklageschrift: Der Pflegevater sollte mit dem Spaten niedergeschlagen und dann gefesselt werden. Bevor die jungen Leute ihm die Kehle durchschneiden wollten, wollte man von ihm die PIN-Nummer seiner EC-Karte erpressen. Doch soweit kam es nicht. Als der Mann von der Arbeit kam, hörte er Musik in den Räumen, wurde argwöhnisch und entkam.

„Als die Tat scheiterte, schlug die 13-Jährige ihre leibliche Mutter und deren Lebensgefährten als neues Ziel vor. Mit Zahnbeilen (in Form eines Hammers) wollten sie diese umbringen. Auch das gelang ihnen nicht. Auf der Rückfahrt überfielen dann zwei der Angeklagten einen Spaziergänger, um noch an Geld zu kommen. Mit dem Beil zertrümmerten sie sein Gesicht, aber auch er entkam“ (WAZ).

Stiefvater schlug schnell die Tür zu

Danach bot die 13-Jährige an, ihre Mutter und ihren Freund umzubringen, bei denen Geld zu holen sei. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte, weil der Stiefvater der 13-Jährigen schnell genug die Tür zuschlug und das Beil nur das Türblatt traf.

„Auf dem Rückweg griffen Burhan und Marcel dann den Passanten an, verletzten ihn mit dem Beil schwer. Geld wollten sie von ihm, nannten aber auch Frust über den zuvor gescheiterten Mordversuch als Motiv“ (WAZ).

Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr forderte am sechsten Prozesstag bis zu acht Jahren Jugendstrafe.  „Ich mache diese Arbeit seit 20 Jahren“, sagte er in seinem Plädoyer. „Von den Aussagen der Angeklagten war ich noch nie so betroffen. Unvorstellbar, wie vier junge Männer so emotionslos ihre Taten schildern.” Psychiaterinnen bezeichneten die Jugendlichen als „grausam und gefühllos“ und bescheinigten ihnen Schuldfähigkeit. Selbst die Verteidiger gingen auf Distanz zu den Taten ihrer Mandanten. Richter Busold bei der Urteilsverkündung:  „Ich bin erschüttert!“


Quellen:
Nach Stefan Wettes Gerichtsberichterstattung in der WAZ vom 22. April 2009, 27. Mai 2009 und 2. Juni 2009.

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