60 Jahre in Dorsten: Insolvenz der neun Filialen – Jetzt Modehaus Sinn
Das Modekaufhaus Mensing mit insgesamt neun Geschäften hatte im Februar 2020 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Zum vorläufigen Insolvenzsachwalter war ein Dortmunder Rechtsanwalt beauftragt. Verzögerungen bei der Eröffnung eines Einkaufscenters in Velbert haben Mensing nach eigenen Angaben ins Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung getrieben. Diese Variante zielt auf eine Sanierung und nicht auf eine Abwicklung des Unternehmens ab. Im Unterschied zu einem klassischen Insolvenzverfahren bleibt die Geschäftsleitung im Amt, bekommt aber einen Sachverwalter von außen zur Seite gestellt. Nach Stand von Ende Februar 2020 hatte das Insolvenzverfahren keinerlei Auswirkungen auf den Betrieb der Dorstener Filiale. Ein Großteil der für Velbert bestimmten Waren sei zum Verkauf nach Dorsten gegangen, so das Unternehmen gegenüber der „Dorstener Zeitung“. Ende 2020 wurde das „Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung“ dann doch in ein Regel-Insolvenzverfahren umgewandelt. Das haben die Gläubiger so gewollt, nachdem die im Frühjahr begonnene Eigenverwaltung nicht den gewünschten Effekt gebracht hatte. Alle Mensing-Häuser einschließlich der Mensing-Holding in Bottrop sind von der Insolvenz betroffen. Derweil bleiben alle Geschäfte offen. Es werden Geldgeber bzw. Investoren gesucht.
Das Haupthaus von Mensing steht in Bottrop. Außer in Dorsten gibt es noch Filialen in Detmold, Lingen, zwei in Kleve, Rheine, Wesel und bislang in Verlbert. Das Unternehmen wurde 1922 in Bottrop gegründet und startete dort als klassischer Ausstatter für Herren- und Knabenoberbekleidung. Im Laufe der Jahrzehnte expandierte das Unternehmen mit Filialen und Markenmode für Damen und Herren, Jugendliche und Kinder. Nach Dorsten kam Mensing 1959. Das erste Geschäft war damals in der Lippestraße angesiedelt. 1978 wurde das Mensing-Herrenmode-Haus am Lippetor eingeweiht. Mit seinem Damen-Modehaus zog Mensing 1988 an den Markt. 2009 musste das Modehaus am Marktplatz der Buchhandlung Thalia weichen und zog zur Lippestraße, nahe dem Marktplatz in einen Teil des Hauses, in dem früher das Kaufhaus Woolworth war.
Kuriose Irritationen um das Modehaus Mensing in der Corona-Krise
Nachdem während der Corona-Pandemie Geschäfte mit einer Fläche bis zu 800 qm in NRW am 20. April 2020 wieder öffnen durften, reduzierte das Modehaus Mensing in der Dorstener Altstadt seine größere Verkaufsfläche auf die Verkaufsfläche im Erdgeschoss, um unter der 800 Quadratmetern zu bleiben. Die Stadt Dorsten akzeptierte das. Die Geschäftsleitung Mensing hatte bekanntlich nach dem Regierungsbeschluss, die Justiz angerufen, um rechtlich klären zu lassen, ob eine Beschränkung auf 800 qm überhaupt nach dem Wettbewerbsrecht überhaupt zulässig ist. Während die Stadtverwaltung Dorsten Mensings reduzierte Quadratmeterzahl akzeptierte, sah die Stadtverwaltung Bottrop die Reduzierung der dortigen Mensing-Filiale ebenso auf das Erdgeschoss rechtsunwirksam. Daher musste das Mensing-Ladenlokal in der Bottroper Fußgängerzone tags darauf wieder schließen, Nach Ansicht der Bottroper Stadtverwaltung lasse das geltende Recht keine Ausnahme zu. Darüber beschwerte sich Mensing bei er Landesregierung. Sie muss nun entscheiden, ob eine Reduzierung auf die vorgeschriebenen 800 qm zulässig ist oder nicht.
Modekette Sinn übernahm im Januar 2021 alle Mensing-Häuser
Am 1. Januar 2021 übernahm die Hagener Modekette Sinn alle sieben Mensing-Häuser in Bottrop und Dorsten, Kleve, Wesel, Detmold, Lingen und Rheine. Lediglich der problematische Standort in Velbert ist außen vor geblieben. Alle Filial-Mitarbeiter wurden übernommen. Der Name „Mensing“ ist allerdings aus Dorsten verschwunden. Alle Modehäuser firmieren ab 2021 unter „das macht Sinn“. Die Hagener Unternehmenskette Sinn war selber in diesem Jahr in Folge der Coronakrise vorübergehend ins Schutzschirmverfahren des Insolvenzrechtes gerutscht. Das Dorstener Mensing-Haus in der Lippestraße galt immer als „Flaggschiff“. Die Eröffnungsparty mit offiziellem Namenswechsel von Mensing zu Sinn ist wegen Corona erst am 18. März 2021 geplant, dann aufden 24. März verschoben worden.
Modehaus Sinn baut 2024 zwei Abteilungen um
Das große Modehaus Sinn im ehemaligen Mensing-Haus in der Dorstener Altstadt verändert sich. Mehrere große Plakate in der zugeklebten Schaufenstern deuten den weitreichenden Umbau an. Die rund 1.900 Quadratmeter große Fläche im Untergeschoss bekommt einen neuen Boden. Die Kinder- und Herrenabteilung wird weitreichend verändert. Wiedereröffnung ist für den 5. April 2024 geplant – also pünktlich zum Stadtfest „Dorsten is(s)t mobil“.
Werbesport mit Topmodel und Bachelor-Finalistin Wioleta Daria
Erste Konsequenz aus dieser neu gewonnenen Freiheit war offenbar die endgültige Schließung der Filiale Velbert, dem jüngsten Spross der Mensing-Familie. In der neuen „Stadtgalerie“ war Mensing ein sogenannter Ankermieter. Aber der Eröffnungstermin der Mall wurde mehrfach verschoben. Schließlich wartete Mensing mit Saisonware und Personal für 2000 Quadratmeter Fläche auf eine Eröffnung, die sich immer weiter nach hinten verschob und die Investition von 1,8 Millionen Euro zu einem großen Verlust werden ließ. Umstände, die zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung führten. Schon im Februar gab die Unternehmenssprecherin Entwarnung für das Dorstener Mensing-Haus. Und auch jetzt bekräftigt sie, dass Dorsten das Zugpferd des Unternehmens darstelle und dort die besten Umsätze erzielt werden. Sie räumte allerdings auch ein, dass die Coronakrise nicht spurlos an den Modenhäusern vorübergegangen sei. Ein deutliches Zeichen fürs engagierte Weitermachen erlebten im Mai/Juni 2020 die Besucher von Autokinos in der Region. Dort flimmerte ein Mensing-Werbesport mit Topmodel und Bachelor-Finalistin Wioleta Daria über die Riesen-Leinwände.