Wie Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff Journalismus definiert
Von Helmut Frenzel. – Im November 2015 wurde dem Dorstener Journalisten Klaus-Dieter Krause (DZ) anlässlich seines Ruhestandes die Silberne Stadtplakette der Stadt Dorsten verliehen. Seine Laudatio im Rat nutzte der Bürgermeister zu einem Rundumschlag gegen Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt. Er sagte:
„Uns war […] wichtig, mit dieser Ehrung zu dokumentieren, dass guter Journalismus ein unverzichtbarer Bestandteil unserer demokratischen Bürgergesellschaft ist. Das gilt umso mehr in einer Zeit, in der viele Hobbymeinungsmacher in Blogs, Kommentaren oder s. g. Online-Magazinen oft meinungsstark und ebenso oft ahnungslos den Eindruck erwecken, gute Recherche, kritische Berichterstattung und befruchtende Diskussion sei grundsätzlich kostenlos erhältlich. Uns war es ein Bedürfnis, deutlich zu machen, dass wir als Gesellschaft gut ausgebildete und angemessen bezahlte Journalisten benötigen. Menschen, die aus Freude am Mitmenschen, aus Verantwortung für die Gesellschaft und aus Verpflichtung für die Demokratie das Stadtgeschehen unabhängig, neutral und menschlich schildern und kommentieren.“
So steht es tatsächlich in seinem Rede-Manuskript und so hat er es vorgetragen. Die Verleihung der Stadtplakette an einen „guten Journalisten“ als Signal gegen „Hobbymeinungsmacher“? Was ist in den Bürgermeister gefahren? Wie kommt er dazu, in der offiziellen Rolle des Bürgermeisters andere Teilnehmer am Prozess der öffentlichen Meinungsbildung in dieser pauschalen Form zu diffamieren? Er suggeriert, dass diese nicht aus Verantwortung für die Gesellschaft handelten und keine Verpflichtung für die Demokratie fühlten – weil sie anders als „gute Journalisten“ nicht ausgebildet sind und nicht bezahlt werden. Will er Verhältnisse wie in der früheren DDR? Der Genosse guter Journalist vom „Neues Dorsten“, gut ausgebildet und angemessen bezahlt, berichtet, – selbstverständlich seriös recherchierend und kritisch, aber insbesondere unabhängig, neutral und menschlich -, über die Einheitsmeinung der politischen Klasse. Alle anderen werden von der „Meinungsmache“ ausgeschlossen. Das hatten wir doch schon mal.
So geht man mit unliebsamen Kritikern um. Wieso nennt der Bürgermeister die von ihm gemeinten Online-Magazine (wir kennen in Dorsten nur eines) nicht beim Namen? Und warum sind es „so genannte“ Online-Magazine? All das soll herabwürdigen und verunglimpfen. Warum stellt sich der Bürgermeister nicht mit offenem Visier der Kritik, die auf dieser Seite geäußert wird? Wer mit seiner Meinung aus der Reihe tanzt, wird als Querulant abgestempelt und isoliert. Da ist es besser, man sagt erst gar nichts. Dieser Tage schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung über „Deutsche Parallelwelten“. Darin heißt es:
„Für viele Politiker ist politisches Engagement […] nur legitim, wenn es sich um Mitarbeit in (ihren) politischen Parteien handelt. Auch das ist ein klares Symptom einer Parallelwelt.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Quelle:
Veröffentlicht unter dem Titel „Entgleist“ in Online-Magazin „Dorsten-transparent“, dort entnommen.