Lutterbeck, Karl-Erich

Evangelischer Pfarrer förderte die Jugendarbeit in der Gemeinde

Geboren 1958 in Ladbergen; evangelischer Pfarrer in Dorsten von 1987 bzw. 1989 bis 2024. – Er gehörte mit 37 Jahren Dienstzeit zu den Pfarrern der evangelischen Gemeinde Dorsten, die, seitdem sie 1873 eigene Pfarrei geworden war, eine der längsten Dienstzeiten verzeichnen kann. Pfarrer Crüsemann zum Beispiel war 36 Jahre lang Pfarrer an der Johanneskirche. Sein Nachfolger, Pfarrer Glauert, stand der Gemeinde, zu der auch die Kirche in Altendorf-Ulfkotte gehört, sogar 38 Jahre lang vor. Von 1975 bis 1977 war die Pfarrstelle in Dorsten (Altstadt) nicht besetzt. Nach dem Wegzug von Pfarrer Theo Waschke kam der damals 29-jährige Karl-Erich Lutterbeck 1987 zunächst als „Pfarrer im Hilfsdienst“ vertretungsweise nach Dorsten – zusammen mit seiner Frau Perdita und den beiden damals noch im Kleinkindalter befindlichen Töchtern; ein drittes Kind gesellte sich in Dorsten dazu.
Nach dem Abitur wollte der junge Karl-Erich zunächst den Zivildienst hinter sich bringen, denn zur Bundeswehr zog es den Ladbergener überhaupt nicht. Als Wehrdienstverweigerer fiel er jedoch durch die sogenannte Gewissensprüfung. In der christlich engagierten Protestantenfamilie tauchte eine Lösung des Problems auf: „Studiere doch Theologie, dann wirst Du zurückgestellt“, riet seine Mutter. Karl-Erich Lutterbeck studierte in Tübingen und Münster Theologie, war zweieinhalb Jahre Vikar in Lüdenscheid, legte sein 2. Theologisches Staatsexamen ab und trat seinen Dienst in Dorsten als „Pastor im Hilfsdienst“ an, was in anderen Beamtenbereichen einem Assessor gleichkommt. Von Anfang an war er auf sich selbst gestellt, denn einen Pfarrer hatte die Gemeinde damals nicht mehr, von dem Karl-Erich Lutterbeck hätte lernen können, wie eine Gemeinde verwaltet wird.

Gemeindeseminare „Christ werden – Christ bleiben“

In evangelischen Gemeinden hat das Presbyterium eine starke Stellung. Der Pfarrer ist geborenes Mitglied im Presbyterium, nicht aber dessen Vorsitzender. Das Gremium bestimmt die Geschicke der Gemeinde, entscheidet über die Gottesdienstzeiten und die Geldausgaben. ..... LutterbeckDem Pfarrer verbleiben außer seinem Stimmrecht im Presbyterium der Katechumenen- und Konfirmandenunterricht, er hält die Gottesdienste, macht Besuche, führt kirchenamtliche Handlungen und übt seelsorgerliche Tätigkeiten aus.
In seiner Amtszeit als Pfarrer der Johannesgemeinde wurde als herausragende Veränderung 2004 das neue Gemeindehaus errichtet sowie die gemeindliche Jugend- und Frauenarbeit ausgebaut. Auch an die Gemeindeseminare unter dem Motto „Christ werden – Christ bleiben“ erinnert er sich gern. Vor allem seien es aber die Begegnungen mit vielen Menschen gewesen, die sich ihm eingeprägt hätten. Der iranische Flüchtling christlichen Glaubens, der einige Zeit im Gemeindehaus Kirchenasyl gefunden und inzwischen in Bonn eine Familie gegründet hat, gehört ebenso zu diesen Menschen wie die vielen Dorstener, die seinen Lebensweg gekreuzt und ihn inspiriert haben.
Als im Zuge der Verlegung des Busbahnhofs die Fußgängerbrücke vom Busbahnhof über den Willy-Brandt-Ring in Richtung Innenstadt gebaut wurde, wollte der damalige Stadtdirektor Dr. Zahn die Brücke und den Fußweg zum Recklinghäuser Tor unbedingt über das Pfarrgrundstück planen, um den Fußgängern einen Umweg von wenigen Metern zu ersparen. Zahn scheiterte an der wohlbegründeten ablehnenden Haltung von Presbyterium und Pfarrer Karl-Erich Lutterbeck, denn der Fußweg durch das Kirchengrundstück hätte – planerisch gesehen – unweigerlich zu einer Trennung von Kirche und Gemeindehaus geführt. Nach Erholung von einem Schlaganfall im Jahr 2007 und Abgabe seiner Kinder- und Jugendarbeit war Lutterbeck verstärkt in kirchlichen Gremien wie dem Finanzausschuss tätig. Am 31. Januar 2024 ging er in den Ruhestand. In seiner inoffiziellen persönlichen Aufzeichnungen seiner Dienstzeit stehen 3000 Gottesdienste, 835 Beerdigungen, 660 Taufen, 175 Trauungen, 45 Ehejubiläen und rund 800 Konfirmationen Jugendlicher. Die „Dorstener Zeitung“ zu Lutterbecks Pensionierung:
„Auch an die Gemeindeseminare unter dem Motto ,Christ werden – Christ bleiben‘ erinnert er sich gern. Vor allem seien es aber die Begegnungen mit vielen Menschen gewesen, die sich ihm eingeprägt hätten. Der iranische Flüchtling christlichen Glaubens, der einige Zeit im Gemeindehaus Kirchenasyl gefunden und inzwischen in Bonn eine Familie gegründet hat, gehört ebenso zu diesen Menschen wie die vielen Dorstener, die seinen Lebensweg gekreuzt und ihn inspiriert haben. Ihnen wird er als Ruheständler erhalten bleiben.“
Im aktuellen Gemeindebrief hat Lutterbeck verraten, wie er sich das vorstellt: „Ich möchte mir einen wachen Blick dafür bewahren, wahrzunehmen, wo Gott Möglichkeiten für mich sieht, anderen Menschen zum Segen zu werden.“


Quellen: Gespräch mit Pfarrer Lutterbeck (2017) – DZ vom 18. Jan. 2024.   

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