Iglo-Werk Reken

120 Landwirte bauen für die Produktion tonnenweise Gemüse an

Das Iglo-Werk in Reken hinter Lembeck im Kreis Borken zählt zu den bedeutendsten Produktionszentren für Tiefkühl-Gemüse in Deutschland. 1964 lief dort das erste Päckchen Spinat vom Band. Somit begann alles mit Spinat. Sandige Böden und dazu gute klimatische Verhältnisse überzeugten nicht nur Agrarexperten, dass Reken der ideale Standort für das geplante Tiefkühlkost-Werk sei. Es folgte die Grundsteinlegung im Frühjahr 1963 und nach einer Rekordbauzeit von nur vier Monaten öffnete das Werk Reken im September seine Tore. Damals firmierte das Werk unter dem Namen „Findus“. Dahinter verbarg sich ein zu dieser Zeit zum Nestlé-Konzern gehörendes, schwedisches Tiefkühlkostunternehmen. Erst in den 1970er-Jahren wurde das Werk von Iglo, damals noch unter Unilever, aufgekauft.

Postkarte des Oglo-Werks in Reken

Postkarte des Iglo-Werks in Reken aus den 1960er- oder 1970er-Jahren

Im Jahr 2014 bestand das Werk in Reken 50 Jahre lang

Iglo-Tiefkühlkost ist in den Jahren seines Bestehens in Reken zu einem allseits bekannten Namen in der Region geworden. 1964 siedelte sich das Werk in Reken an. Es ist das Frischezentrum des Unternehmens Iglo (Eigennennung iglo). Hier werden Tiefkühlprodukte wie Rohgemüse, Gemüsemischungen, Gemüsezubereitungen und Fertiggerichte entwickelt und produziert. 350 verschiedene Fertigartikel werden in Reken produziert bzw. zwischengelagert. Die meisten Rohwaren werden vor Ort bezogen. Das Gemüse wird im Münsterland in kontrollierter Vertragslandwirtschaft angebaut. Rund 120 Vertragslandwirte, teilweise schon in dritter Generation, bauen das Gemüse und die Kräuter auf einer Gesamtfläche in der Größe von etwa 5.000 Fußballfeldern an. 550 Mitarbeiter im Werk produzieren rund 90.000 Tonnen Gemüse. Mitarbeiter kommen aus der gesamten Region bis weit ins Münsterland und Ruhrgebiet. Zum Gemüse gehören neben Spinat auch Rotkohl, Grünkohl, Porree und frische Kräuter wie Petersilie, Dill, Schnittlauch und Basilikum. Innerhalb von drei Stunden nach der Ernte ist das Gemüse bereits tiefgefroren, um den Vitaminverlust möglichst gering zu halten. Jährlich werden 300 bis 400 Tonnen Spinat verarbeitet, der dann in einer bunten Packung als Rahm-Spinat mit Blubb auf den Markt kommt.

Etliche Marken-Namen auf dem Markt: Langnese, Jopa, Findus, Unilever, Bird Eye

Ärmelabzeichen der Werkfeuerwehr

Ärmelabzeichen der Werkfeuerwehr

Von 1939 bis 1961 firmierte der Tiefkühlkosthersteller unter Solo Feinfrost mit 18 Produktionsstandorten, darunter in Emden und Wunstorf. 1959 wurden die ersten Tiefkühl-Fischstäbchen produziert. 1960 wurde der Name „Iglo“ erstmals bei der Vermarktung von tiefgekühlten Nahrungsmitteln wie Fischstäbchen und Spinat in den Niederlanden verwendet, wobei Iglo die niederländische Bezeichnung für Iglu ist. 1961 entschloss sich Unilever, anstelle des englischen Namens der Schwesterfirma „Birds Eye“ den Namen Iglo ebenfalls in Deutschland zu verwenden. Damit folgte auch die Umfirmierung des Unternehmens in Iglo Feinfrost und es wurde mit der Herstellung und dem Verkauf von tiefgekühltem Spinat in Deutschland begonnen.

Die Langnese-Iglo GmbH entstand 1963 aus einem Zusammenschluss der beiden Unilever-Firmen Langnese Eiskrem GmbH (seit 1936 bei Unilever) und Iglo GmbH. 1970 übernahm das Unternehmen vom Nestlé-Konzern die Findus-Jopa GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main und übernahm die Produktion von Tiefkühlkost und Eis in Reken. 1980 folgt die Einführung der Tiefkühl-Pizzamarke „Crossa“. 2005 wurde die Langnese-Iglo GmbH ein Teil der Unilever Deutschland GmbH und fungierte nicht mehr als eigenständiges Unternehmen. 2006, nach 45 Jahren, gab Unilever den Verkauf seiner europäischen Tiefkühlmarken „Iglo“ und „Birds Eye“ bekannt. Als Gründe wurden die steigende Konkurrenz durch Billigprodukte und zu geringe Gewinn- und Wachstumsaussichten genannt. Einzig in Italien wurde die dort starke Marke „Findus“ behalten. Daher wurde 2006 der Bereich Tiefkühlkost in die neu gegründete Iglo GmbH ausgegliedert. Iglo und Birds Eye wurden 2006 für 1,73 Milliarden Euro an die Private-Equity-Gesellschaft Pemira verkauft. 2010 wurde die iglo GmbH im Konzernabschluss der „BEIG Topco Limited – Birds Eye“ mit Sitz in Feltham, Großbritannien, berücksichtigt. Die Gruppe „Birds Eye Iglo“ firmiert seit Mitte 2011 unter „Iglo Foods Group Limited“.

Käpt'n Iglo-Reklame

Käpt’n Iglo-Reklame

Käpt’n Iglos Fischstäbchen – ein Renner bei Kindern

Iglo produziert eine breite Palette von Tiefkühlkost-Erzeugnissen, die unter der Dachmarke Iglo vertrieben werden. 1985 wurde in Deutschland die Werbefigur „Käpt’n Iglo“ eingeführt. Diese basiert auf der 1966 von der Werbeagentur Lintas erfundenen Figur „Captain Birds Eye“. Seitdem wurde der „Käpt’n Iglo“ mit verschiedenen Darstellern besetzt, darunter von 2008 bis 2010 durch den Schauspieler Gerd Deutschmann. Einige bekannte Marken sind noch Heiße Hexe und Schlemmerfilet à la Bordelaise (wobei Letzteres jedoch nicht als Marke eingetragen werden durfte und daher nicht geschützt ist). Bis 2003 gehörte auch die Marke „Bistro“ (unter anderem Tiefkühlbaguettes) zum Sortiment von Iglo.

Meldung 2016: „Findus“ will das Rekener Werk erweitern

Im April 2016 meldete die Deutsche Presseagentur (dpa), dass „Findus“ seine Produktion von Schweden nach Reken verlegen will.  Das schwedische Werk soll geschlossen und die dortigen 450 Mitarbeiter entlassen werden. Wie viele Stellen dadurch in Reken entstehen, ist noch unklar. Grund für die Verlegung sei die geografisch ungünstige Lage im südschwedischen Bjuv, hieß es.

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