Hervester Bruch

Lippe-Auen mit überwiegend nährstoffarmen Sandböden

Hervester Bruch, Foto: JF

Das 168 Hektar große ehemalige Niederungsgebiet befindet sich nordöstlich des Stadtteils Hervest-Dorsten und wird durchschnitten von der L 608 (L 608n), die von Gelsenkirchen in nordwestlicher Richtung nach Wulfen verlä uft. Das Gebiet ist durch den Bergbau und dessen Folgen beeinflusst. Steigendes Grundwasser und Bergsenkungen veränderten das durch Landwirtschaft geprägte Landschaftsbild. Quartäre Lockersedimente und mächtige kreidezeitliche Gesteinsschichten überlagern die in bis zu 800 Metern Tiefe liegenden Steinkohlenlagerstätten aus dem Zeitalter des Karbons. Der Hervester Bruch ist ein ehemaliger verlandeter Nebenarm der Lippe und Bestandteil der Hervest-Wulfener Sandplatten, alten Niederterrassenflächen der Lippeaue, in denen nährstoffarme Sandböden vorherrschen. Die ursprüngliche Vegetation war wahrscheinlich ein teilweise feuchter und teilweise höher gelegener trockener Eichen-Buchenwald. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das natürliche Landschaftsbild durch Kultivierungsmaßnahmen stark verändert. Aus sandigen Böden des Münsterlandes entstanden nährstoffarme Heidegebiete. 1842 weist das Ur-Messtischblatt den Hervester Bruch als weitläufige Heidelandschaft mit geringem Waldanteil aus. Feuchtheide- und Niedermoorflächen in den tief liegenden sowie Trockenheide auf den höher gelegenen Bereichen prägten zu diesem Zeitpunkt das Landschaftsbild.

Artenreiche Vogelwelt entwickelt sich im Hervester Bruch gut

Gezieltes Eingreifen des Menschen veränderte es während der nächsten 50 Jahre wiederum nachhaltig. Der Hervester Bruch war bis 1892 in ein klein parzelliertes, stellenweise durch Wallhecken gegliedertes, feuchtes bis trockenes Grünlandgebiet umgewandelt worden. Bis Ende der 1980er-Jahre veränderte sich das Landschaftsbild kaum. Extensivbeweidung mit Wildrindern und natürliche Vegetationsentwicklung im Osten sowie Entstehung neuer Feuchtbiotope und Besiedelung mit einer artenreichen Vogelwelt im Westen des Hervester Bruchs kennzeichnen heute einen durch den Bergbau stark geschädigten, aber in einer positiven Entwicklung begriffenen Landschaftsraum. Nach einer Entscheidung des Kreises Recklinghausen ist der Hervester Bruch im Jahre 2012 unter dem Arbeitstitel „Der Storch ist gekommen“ zu einem zusammenhängenden, störungsfreien Gebiet umgestaltet worden, damit die Störche störungsfrei sich dort niederlassen können. Das Amt für Landschaftsplanung und -gestaltung des Kreises Recklinghausen hatte sich im Frühjahr 2008 mit diesem Projekt erfolgreich an dem Tourismuswettbewerb „Erlebnis NRW” beworben. – Das Foto zeigt die Aussichtsplattform am Hervester Bruch.
Der Hervester Bruch ist ein Brut-, Rast- und Erholungsgebiet für über 40 Vogelarten geworden  Rundwege und Informationstafel, Aussichtskanzeln und Holzstege wurden angelegt, um die Natur zu schützen und die touristische Attraktivität zu erhöhen. Das Vielleicht ist das Luise im Hervester BruchVestische Umweltzentrum stellte Mitte 2012 das Förderprogramm vor. Um den Hervester Bruch attraktiver zu gestalten und gleichzeitig bei immer stärkerem Tourismus die Pflanzen- und Weltwelt zu schützen, werden 400.000 Euro aufgewendet, die 80 Prozent aus der EU und dem Bund, der Rest vom Kreis Recklinghausen kommt. – Hoffentlich erweist der Kreis den Störchen damit keinen Bärendienst, denn der angestrebte verstärkte Tourismus der Störche- und Vogelgucker wird die Störche und andere Vögel in ihrer Lebensart mit hoher Wahrscheinlichkeit beeinträchtigen. Die Feuchtwiesen sind auch ein Paradies für vier junge Wasserbüffel, die im April 2015 in das Vogelparadies eingezogen waren. Dafür pachtete der Landwirt Christoph Kiekenbeck vom Kreis Recklinghausen eine 20 Hektar große Naturschutzfläche nördlich des Weges „Wedenhof“.

Tümpel-Sanierung: 21 Weiden wurden im Hervester Bruch gefällt

Auf der Weidefläche Hervester Bruch, einer Kompensationsmaßnahme von Straßen.NRW, die auch als Brutplatz der Störche Werner und Luise bekannt ist, sind umfangreiche Arbeiten an zwei Blänken notwendig geworden. Blänken sind Kleingewässer, die im Sommer kurzzeitig trocken fallen können. Die Blänken wurden 1990 angelegt und sind zum Teil stark zugewachsen, sodass sich ihre ursprüngliche Größe stark verkleinert hat. Durch diesen natürlichen Verlandungseffekt trocknen kleine Tümpel zu schnell aus und haben über einen zu langen Zeitraum gar kein Wasser mehr. Um den ursprünglichen Zustand der Blänken wieder herzustellen und als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten wieder attraktiv zu machen, begann Ende November 2021 die Behörde „Straßen.NRW“ zwei Blänken zu sanieren. Dafür mussten sechs große und etwa 15 kleinere Weiden gefällt werden, die direkt an den Gewässern stehen, da diese den Fortbestand der Blänken gefährden. Die Bäume beschatteten die Blänken sehr stark, was die Entwicklung der dort lebenden Amphibien und Wasserinsekten verzögerte. Das herunterfallende Laub beschleunigtr zudem die Verlandung. Darüber hinaus entzogrn die Weiden den Tümpeln zu viel Wasser. Im Anschluss wurde die alte Form der Wasserstellen wieder hergestellt. Die Biologische Station des Kreises Recklinghausen überwachte die Sanierung der Blänken im Hervester Bruch. – Das Foto nzeigt den neu errichteten Steg am Hervester Bruch.

Infotafeln beschreiben die Erlebnisroute

Heute ist das Gebiet für den Verkehr gesperrt. Eine ausführliche Beschilderung führt Spaziergänger und Radfahrer durch den gesamten Hervester Bruch. Bänke, Stege und mehrere Aussichtsplattformen mit vielen Infotafeln laden zu kleinen Pausen ein, in denen man die heimische Vogelwelt, Störche und Heckrinder beobachten kann. Der Heimatverein Dorf Hervest kümmert sich mit viel Engagement um die bestehende Anlagen.


Quelle:
Sabine Huckemann: „Der Hervester Bruch“ in HK 2000. – Fotos: JF.

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