Findlinge

Sie sind Überbleibsel der Riesen oder Wurfgeschosse des Teufels

Findling aus Erle

Findling 1934 als Freikorpsdenkmal am Kanal, nach 1945 für Kriegsvermisste am Westwall

„Fest wie Urgestein soll deutsche Treue sein“ steht auf der Tafel des Findlings, der 1958 am Dorstener Rathaus aufgestellt wurde und den oberschlesischen Rybnikern geweiht ist. Findlinge, die stets mit deutscher Stärke, Gewalt und Treue assoziiert werden, sind im Westfälischen nach wie vor ein Renner bei Denkmal errichtenden Heimatvereinen. Dabei waren Findlinge als mit Plaketten und Tafeln geschmückte Denkmale schon in den 1920er-Jahren verpönt, als der Heimatpfleger Manfred Münker den Heimatfreunden ins Stammbuch schrieb:

„Was habt ihr aus unserm schönen Land gemacht, […] Ihr habt anscheinend keine Ruhe, […] bis ihr den letzten Findling zu einem Denkmal weggeschleppt.“

Findlinge gerne als Denkmal-Block verwendet

Der Drang nach Findlingen war dennoch in Dorsten nie gebrochen: Die NS-Zeit brachte eine Renaissance des Findling-Unwesens. In Erle besorgte ein von der NSDAP dominierter Denkmalausschuss 1933 einen Findling, aus dem 1934 das Dorstener Lichtschlag-/Loewenfeld-Denkmal entstanden ist, das die Engländer 1945 in den Kanal kippten. 1949 holten ihn die Dorstener wieder heraus und machten aus ihm 1953 das Denkmal für Kriegsgefangene am Westwall (Foto M.Overath). Stimmen aus Erle, die bis heute den Stein wieder haben wollen, blieben und bleiben ungehört. Ein weiterer Findling schmückte in der NS-Zeit den Eingang zum „Ludwig-Knickmann“-Arbeitslager des Reichsarbeitsdienstes in Deuten, seit 1988 erinnert ein vom Heimatverein Deuten aufgestellter Findling an den früheren Deutener Freistuhl und der Heimatverein Lembeck stattete den neuen Herrlichkeitsbrunnen an der Kirche 1984 mit Findlingen aus. Der von der deutschen Heimatseele so gern verwendete Findling ist umwoben von Sagen und Legenden und finsteren Mächten. Angeblich sollen die in der Eiszeit rund geschliffenen Steine aus einer Schlacht von Riesen stammen, andere behaupten, sie seien Wurfgeschosse des Teufels. Dabei ist der Findling nichts anderes als ein Felsblock, der in vorgeschichtlicher Zeit vom Eis verfrachtet wurde und beim Abschmelzen wegen seines großen Gewichts liegen blieb.

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