Facebookparty

16-jährige Dorstenerin verschickte 1.200 Einladungen - abgesagt

Polizisten vor dem Haus derjenigen, die zur Party über facebook eingeladen hatte (nicht Dorsten)

Polizisten vor dem Haus derjenigen, die zur Party über Facebook eingeladen hatte (nicht Dorsten)

Gebannt verfolgten Fernsehzuschauer in aller Welt 2011 die revolutionären Aufrufe meist junger Menschen in arabischen Ländern, die über Facebook und andere „Soziale  Netzwerke“ zur Demonstrationen aufriefen. Das Internet wurde erfolgreich als Organisationswaffe benutzt. Ebenfalls 2011 scheint es hier bei Teenagern in Mode gekommen zu sein, über „Facebook“ zu privaten Partys einzuladen, aber ohne die Folgen zu bedenken. In vielen Städten haben solche Einladungen, denen zum Teil Tausende gefolgt sind, zu Problemen geführt, wenn die Straßen vor, hinter und neben dem Haus des „Geburtstags-Teenagers“ zum Schrecken der Eltern, der Nachbarn und der Polizeibehörden plötzlich total verstopft waren. In München trafen sich mehrere hundert Feierwillige in einer U-Bahn-Haltestelle und legten den Verkehr lahm. Bei einer „Facebook“-Feier in Hamburg waren 1.400 zum Teil randalierende Gäste gekommen, nachdem die Gastgeberin unbeabsichtigt das gesamte Netzwerk eingeladen hatte. In Düsseldorf machte die Stadtverwaltung vorab einem Internet-Grillparty-Gastgeber darauf aufmerksam, dass dies eine Gebührenrechnung für Reinigung, Rettungskräfte, Feuerwehr. Polizeieinsatz u. a. von mehreren tausend Euro nach sich ziehen würde. Daraufhin wurde das Massenspektakel abgesagt.

In Dorsten Party noch rechtzeitig abgesagt

Abgesagt wurde im Juni 2011 auch eine Facebook-Privatparty in Dorsten, zu der in Abwesenheit der Eltern eine 16-Jährige über das Netz  rund 1.200 Einladungen verschickt hatte. Ein besorgter Vater hatte sich daraufhin an die Stadt gewandt, weil seine Tochter eine Einladung bekommen hatte, in der die 16-Jährige sinngemäß mitteilte: „Ich lade ein und habe sturmfreie Bude“. Das Jugendamt setzte sich sofort mit der jungen Gastgeberin und deren im Urlaub befindlichen Vater in Verbindung. Die Party wurde abgesagt. Inzwischen forderte NRW-Innenminister Jäger die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden auf, riskante Facebook-Partys zu verbieten. Mitte Juni 2011 musste die Polizei eine Massen-Party in Wuppertal auflösen, zu der über 800 Personen erschienen waren, darunter randalierende Hooligans. Es flogen Bierflaschen und bengalische Feuer wurden gezündet, so dass die Polizei 41 junge Leute vorübergehend in Gewahrsam nahm. 16 Personen wurden verletzt. Die Einsatzkosten der Polizei betrugen 120.000 Euro. In Lünen konnte die Polizei eine Veranstaltung nicht verbieten, weil mit ihr politische Forderungen nach mehr Freiräumen für Jugendliche verbunden waren und die Party somit unter das Demonstrationsrecht gefallen war. Es kamen allerdings nur wenige Teilnehmer.

Polizei beendete Treffen im Freigelände Maria Lindenhof

Das angekündigte Facebook-Gelage im Freigelände Maria Lindenhof am Kanal in Dorsten blieb Mitte Juli 2011 aus. 300 Jugendliche hatten sich zu einem „Saufflashmob“ verabredet. Die Dorstener Polizei hatte dem Treiben schon im Vorfeld einen energischen Riegel vorgeschoben und drohte den Gründern der Facebook-Gruppe mit einer vollständigen Sperrung des Gebiets und Übernahme der Kosten.
Eine Erfahrung, die ein 17-jähriges Mädchen in Dorsten vermutlich  nie vergessen wird, machte sie im Juni 2012. Durch einen unachtsamen Klick auf „öffentlich“ lud sie über Facebook zur Geburtstagsparty ein. Dies bemerkt, hatte sie keine Chance mehr, diese öffentliche Einladung technisch zurückzunehmen. Die Folge: Unzählige junge Menschen standen vor ihrem Elternhaus, tröteten mit Trompeten, sangen und tranken Alkohol. Es war kein Durchkommen mehr. Selbst die Polizei, die der Vater der 17-Jährigen gerufen hatte, hatte keinen Durchgang mehr. Sie versuchten einzig und allein, das Haus und somit die Familie zu schützen. Immer wieder versuchten Personen, in den Vorgarten zu kommen, kletterten über den Gartenzaun oder posteten erneut in Facebook, wie „toll“ diese Party sei. Zum Nachmittag war die gesamte Wohnsiedlung voller Jugendlicher, die eigentlich nur an einer „Geburtstagsparty“ teilnehmen wollten. Erst gegen 18 Uhr bekam die Polizei die randalierenden „Geburtstagsgäste“ in den Griff. Mehr als 200.000 Euro Kosten verursachte eine illegale Facebook-Party im Oktober 2013 in Magdeburg, zu der drei Beteiligte aufgerufen hatten. Im äußersten Fall werden die Verantwortlichen zur Kostenerstattung des Polizei-Großeinsatzes herangezogen. Die Stadt hatte im Vorfeld diese Party wegen befürchteter Krawalle in der Innenstadt verboten. Dennoch kamen über 500 „Partygäste“. Es kam zu Ausschreitungen. Die Plattform Facebook soll nach gerichtlicher Aufforderung das Kreuz ohnehin auf „geheime Veranstaltung“ setzen, so dass allein die eingeladenen Personen Einblick in diese Party haben.


Quellen:
Annika Rinsche „Facebook-Massenpartys – wer einlädt, muss auch zahlen“ in WAZ (Panorama) vom 14. Juni 2011. – Dieselbe in WAZ (im Westen) vom 22. Juni 2011. – WDR-Nachrichten vom 11. Oktober 2013.

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