Erzbischof aus Mexiko

Glaubenskundgebung und freudige Huldigung an den Papst

Ein Ereignis am 10. Juni des Jahres 1928 dürfte in die Annalen der Gemeinde St. Agatha sicherlich als exotisch eingegangen sein und dem damaligen Pfarrer Ludwig Heming anfangs gar nicht so recht gefallen haben. Doch er musste dem Druck nachgeben, der durch eine voreilige Meldung in der Gemeinde entstanden war, die der Oblatenpater Felix Hardt zu verantworten hatte, der bei dieser Gelegenheit einen Vortrag über die damals aktuelle Christenverfolgung in Mexiko halten wollte. Dazu wurde ein echter Bischof aus Mexiko eingeladen. Der avisierte Erzbischof war aus seiner Erzdiözese vertrieben worden, nachdem mehrere hundert Priester von Polizei und Militär ermordet worden waren.

Gespanntes Warten auf den exotischen Bischof

Für diesen Besuch in Dorsten wurde viel Propaganda gemacht: Kanzelverkündigung sowie lokale und überregionale Berichterstattung in der Kirchenzeitung und in der „Dorstener Volkszeitung“. Am Nachmittag des 10. Juni wartete die Gemeinde um 14 Uhr im Gesellenhaus gespannt auf den exotischen Bischof. Doch der ließ sich nicht blicken. Pater Hardt verkündete dann mit Bestimmtheit, dass Seine Excellenz nicht kommen werde. Doch dann kam der Anruf aus Köln, der hochwürdige Herr Erzbischof stünde in Köln mit Koffer und Hut reisebereit und wartete auf sein Auto, das nicht gekommen sei. Da die Versammlung bereits seit einer Stunde dem Oblatenpater über die Christenverfolgung in Mexiko zuhörte, machte sich Unruhe unter den Zuhörern breit, weil sie den mexikanischen Erzbischof sehen wollten. Daher sagte Pfarrer Heming dem Anrufer, der Erzbischof möge einen anderen Wagen nehmen und kommen, die Kosten dafür übernähme die Agatha-Gemeinde.

Mit einer vierstündigen Verspätung traf José Maria Gonzáles Valencia, Erzbischof von Durango, in Begleitung eines Jesuitenpaters als Dolmetscher im Dorstener Gesellenhaus ein. In der Agatha-Chronik ist nachzulesen: „Großes Beifallklatschen, das kein Ende nehmen wollte.“ Der Versammlungsleiter, Gymnasialprofessor Maas, begrüßte den Bischof und Pfarrer Heming hielt eine kurze Ansprache. Etwas mühselig war dann die gesamte Kommunikation, denn sie musste, gleich in welcher Sprache gehalten, immer übersetzt werden. Das tat der „höchsten Begeisterung“ allerdings keinen Abbruch.

Pfarrer Heming bekam die Rechnung

Nach Schluss der Versammlung gab es für die Geistlichkeit ein Abendessen im Pfarrhaus. Danach fuhr der Erzbischof mit „unserem Auto“ (Pfarrer Heming) wieder nach Köln. Die anfängliche Zurückhaltung bei Pfarrer Heming war verflogen, als er in die Chronik schrieb: „Es war wirklich eine herrliche Glaubenskundgebung und zugleich eine freudige Huldigung an das Oberhaupt der Kirche, unseren Hl. Vater Papst Pius XI.“ – Pfarrer Heming fand aber auch das Finanzielle erwähnenswert: „Nach zwei Tagen kam die Rechnung vom Autobesitzer aus Köln, lautend auf 111 Reichsmark, hinterher.“

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