Drecker, Heinrich

Der Dorstener war 60 Jahre lang Kreisphysikus – Ehrenbürger der Stadt

1792 in Dorsten bis 1880 in Recklinghausen; Kreisphysikus und Ehrenbürger. – Als er sich 1816 beim Herzog von Arenberg um das Amt des Landphysikus in Recklinghausen, dessen Inhaber gestorben war, bewarb, schlug der in Recklinghausen wohnende Dorstener Dr. Heinrich Drecker seinen Konkurrenten Dr. Grimm aus Neviges elegant aus dem Feld, indem der 23-jährige Arzt  schrieb:

„Indem ich mich nicht nur auf das Zutrauen des ganzen Publikums, sondern auch unserer Obrigkeiten in Hinsicht meines Benehmens und meiner Praxis erfreuen darf, bitte ich Euer Hochwohlgeboren, bei der Besetzung dieser Stelle auf mich Rücksicht zu nehmen.“

d-drecker-dr-heinrich-alternSeine Selbsteinschätzung stimmte mit der Meinung der Kreisverwaltung wohl überein, denn zwei Jahre später, der Kreis war inzwischen preußisch, wurde Heinrich Drecker 1818 Kreisphysikus. Der „Landrätliche Commissair“ urteilte, dass Dr. Drecker einen lobenswerten Lebenswandel führe und sich durch seine genaue Amtsführung und seine vielen erfolgreichen Kuren das unbegrenzte Zutrauen seiner Mitbürger erworben habe. Dr. Drecker sollte die Position des Kreisphysikus bis 1878 ausüben. – Drecker besuchte das Progymnasium in Dorsten, danach studierte er Medizin in Münster und Wien, promovierte in Landshut und zog 1814 nach Recklinghausen. Zu seinen Aufgaben als Kreisphysikus gehörte die Aufsicht über die Einrichtungen und das Personal des Kreisgesundheitswesens, über die Sanitätspolizei, die Seuchenbekämpfung und gerichtsmedizinische Untersuchungen. 1818 beauftragte ihn die Regierung, innerhalb von vier Jahren eine Topographie seines Bezirks zu erstellen. Nebenbei praktizierte Heinrich Drecker, wie es aufgrund des geringen Gehalts bis zum Kreisarztgesetz 1899 üblich war, in einer Arztpraxis. 1868 feierte der Dorstener sein 50-jähriges Berufsjubiläum, zu dem auf Einladung des Landrats sämtliche Ärzte und Bürgermeister des Kreises ins Festhaus gekommen waren. Der König verlieh ihm den Roten Adlerordnen mit einer eigens für ihn angefertigten Schleife, die mit der Zahl 50 versehen war. Die Stadt Dorsten ernannte ihn 1868 zum Ehrenbürger. Nach 60 Jahren Tätigkeit als Kreisarzt setzte sich Dr. Heinrich Drecker 1878 zur Ruhe. Er starb zwei Jahre später. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Dr. Rudolf Drecker (1824 bis 1912), der den ärztlichen Kreisverein und den Hebammenverein gründete. Er wurde Ehrenbürger der Stadt Recklinghausen.

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