Corona-Verschärfung I

Infektionszahlen steigen im Kreis – Moment-Aufnahme Ende September 2020

Ende August hatte Landrat Cay Süberkrüb (SPD) einen Brandbrief an die Landesregierung geschrieben und dringend vor der Aufhebung der Maskenpflicht in den Schulen gewarnt. Seine Befürchtungen haben sich bewahrheitet. An den aktuell steigenden Corona-Infektionszahlen sind maßgeblich Schulen im Vest beteiligt. Daneben gab es noch zahlreiche Fälle, bei denen die Ansteckung im privaten Umfeld erfolgte. Große Feiern, Altenheime oder Betriebe waren – anders als in anderen Regionen – jedenfalls nicht die Quelle größerer Ausbruchsgeschehen. Die Zahlen der Corona-Infizierten im Kreis Recklinghausen nahmen Ende September wieder besorgniserregende Ausmaße an. Das Kreisgesundheitsamt meldete 151 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen – es war der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz entscheidet darüber, ob das öffentliche Leben regional eingeschränkt werden muss. Steigt die Zahl im Kreis RE auf 215 (35 Infizierte je 100.000 Einwohner), sind umgehend konkrete Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus einzuleiten. Wird die Zahl 308 erreicht (50 Infizierte auf 100.000 Bewohner), droht ein räumlich begrenzter Lockdown. Zum Vergleich: Im Sommer lag die Sieben-Tage-Inzidenz phasenweise nur bei knapp über zehn.

Gladbeck im Kreis Recklinghausen der Hotspot

Die Stadt Gladbeck war Ende September aktuell der Covid-19-Hotspot im Vest. 72 akut Infizierte waren dort registriert – mehr als doppelt so viele wie in der ungleich größeren Stadt Recklinghausen (33). Allein in der Gladbecker Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule gab es an einem Tag elf neue Ansteckungsfälle. Der Sieben-Tage-Wert allein für Gladbeck lag mit 76,6 (hochgerechnet auf 100.000 Einwohner) erschreckend hoch. Konsequenzen hatten die Gladbecker dennoch nicht zu erwarten. Entscheidend war laut Corona-Schutzverordnung des Landes die Gesamtsituation im Landkreis. Landrat Süberkrüb hatte in seinem Brandbrief an das Land die Befürchtung geäußert, dass die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen zu erheblichen Ausweitungen von Quarantäne-Anordnungen und Gruppentestungen führen würde, „die durch mein Gesundheitsamt und unsere begleitenden Hilfsorganisationen nicht mehr zu leisten sein dürften“. Tatsächlich arbeiteten Ende September 74 Kontaktnachverfolger im Kreishaus unermüdlich. Schüler kommen mit vielen Menschen in Berührung – im Unterricht, im Sportverein und im privaten Umfeld. Die Liste der abzutelefonierenden Kontakte umfasste manchmal bis zu 100 Personen. Die Kreisverwaltung hatte 155 ihrer Mitarbeiter für diese Aufgabe geschult. Sie können bei Bedarf von ihrem regulären Arbeitsplatz abgezogen werden. Zudem verstärkten vier pensionierte Ärzte und fünf Schulsozialarbeiter die Teams der Kontaktverfolger.

„Warnstufe rot“ in drei Städten im Kreis

Bei den Corona-Einschränkungen im Kreis Recklinghausen trifft es jede Kreisstadt gleichermaßen, unabhängig von der örtlichen Situation. So sieht es die aktuelle Corona-Schutzverordnung in NRW vor. In Dorsten ist die „Corona-Lage“ mit einem Inzidenzwert von 20,1 am 8. Oktober noch vergleichsweise entspannt. In Oer-Erkenschwick liegt der Wert sogar nur bei 12,7. Die „Warnstufe gelb“ hat Herten überschritten (42,1). Im „roten Bereich“ mit 50 oder mehr Erkrankten pro 100.000 Einwohner befinden sich derzeit drei Städte: Gladbeck (87,2), Waltrop (61,3) und Recklinghausen (52,6). In diesen Städten können per Allgemeinverfügung zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen werden. In Dorsten starb am 8. Oktober ein weiterer an Corona erkrankter Mann. Der 72-Jährige ist der 7. Corona-Tote in Dorsten und im Kreis der 47. Tote.

DRK war permanent unterwegs und machte Massentests

Die mobilen Teams des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) waren ebenfalls permanent unterwegs mit dem Ziel, vor allem die Schulen im Vest zu besuchen, in denen Massentestungen für teilweise mehrere hundert Schüler organisiert werden müssen. Noch hatte das Kreisgesundheitsamt die Lage im Griff, versicherte der Kreis. Laborkapazitäten seien ausreichend vorhanden. In der aktuellen Lage könne der Kreis nur nicht garantieren, dass die Testergebnisse in 48 Stunden vorlägen.

Infektions-Grenzwert im Kreis Recklinghausen überschritten

Der Kreis Recklinghausen ist seit Samstag (10. Oktober), 0 Uhr ein Corona-Risikogebiet, da die rote Markierungslinie beim sogenannten Inzidenzwert von 50 Coronavirus-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wurde. Es sind nun: 52,3. Wegen der Grenzwert-Überschreitung hat der Kreis Recklinghausen noch am Samstag gemäß der Coronaschutzverordnung die Teilnehmerzahl für Feste auf 25 Personen reduziert. Der Kreis wartet weiter auf Rückmeldungen übergeordneter Behörden zu diesen zusätzlichen Maßnahmen: Pflicht für Mund-Nasen-Schutz (MNS) an weiterführenden Schulen für Lehrer und Schüler. – MNS für Zuschauer bei Sportveranstaltungen (drinnen und draußen). – MNS für Erzieherinnen in Kitas und OGS. – Besucherregelungen in Kliniken und Altenheimen kreisweit vereinheitlichen. – Verbot von Shisha-Rauchen im öffentlichen Raum. – Maskenpflicht in Fußgängerzonen und auf öffentlichen Plätzen sowie überall dort, wo der Abstand von 1,5 m nicht eingehalten werden kann. – Im öffentlichen Raum dürfen sich nur noch Gruppen von maximal fünf Personen treffen.

Siehe auch: Corona-Verschärfung II


Quelle: Michael Wallkötter in DZ (Kreisseite) vom 30. Sept. 2020.

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