Corona-Pandemie

2020 wurde die Gemeinde Gangelt in NRW über Nacht europaweit bekannt

Die kleine Gemeinde Gangelt wurde zum ersten Hotspot der Pandemie in Deutschland. Guido Willems gehörte zu den Ersten im Kreis Heinsberg, die 2020 vom massiven Corona-Ausbruch erfuhren. Der heutige Bürgermeister von Gangelt leitete damals noch das Büro des Landrats Stephan Pusch. „Ich erinnere mich natürlich noch gut an diesen Dienstagabend vor Aschermittwoch zurück“, sagt Willems. „Ich habe sofort an die Betroffenen gedacht, von denen man zu diesem Zeitpunkt wusste. Wir haben einen Moment innegehalten und ruhig überlegt, wie wir jetzt weiter vorgehen“, erinnert sich Willems. „Es war ja dann klar, dass nicht nur wenige, sondern viele von der Infektion betroffen sein werden – das hatte man ja vorher schon in Wuhan gesehen“, so Gangelts Stadtoberhaupt.

Der erste bestätigte Fall in der Bundesrepublik

Damit sollte Willems, der im Jahr nach dem Corona-Ausbruch neuer Bürgermeister in Gangelt wurde, recht behalten. Das Örtchen wurde zum ersten Epizentrum; nicht nur Deutschland, sondern viele europäische Staaten schauten auf Gangelt. Aus Gangelt, der 13.000-Einwohner-Gemeinde im westlichen Zipfel des Kreises Heinsberg, stammt der erste bestätigte Coronavirus-Patient in NRW – ein damals 47-jähriger Familienvater. Er war am 25. Februar 2020 in die Uniklinik Düsseldorf gebracht worden. Damals hatte der Kreis Heinsberg folgende Mitteilung herausgegeben: Der Mann habe die Kappensitzung in Gangelt-Langbroich besucht, hieß es darin. Und weiter: Personen, die ebenfalls dort waren, werden gebeten, sich bei grippeähnlichen Beschwerden bei ihrem Hausarzt oder beim Gesundheitsamt zu melden. Kaum zwei Wochen nach der Kappensitzung gab es bereits 20 bestätigte Covid-19-Infektionen im Kreis Heinsberg; rund 1000 Menschen begaben sich in diesen Tagen in Quarantäne. Es war der Beginn der Coronapandemie in NRW.

Wie das Virus nach Gangelt kam, weiß bis heute niemand

Weitergegeben wurde es aber wahrscheinlich am 15. Februar 2020 auf der Kappensitzung im Bürgertreff. Vermutlich hat sich das Virus durch Aerosole im Saal verbreitet. Man schätzt, dass sich die Hälfte der 300 Anwesenden infiziert hat. In den folgenden Tagen besuchten viele von ihnen weitere Sitzungen in Sälen oder feierten Straßenkarneval. Die Bürger in Gangelt blieben trotz der Pandemie und des gewaltigen medialen Interesses ruhig, niemand geriet in Panik; nur in den ersten Tagen gab es vereinzelt Hamsterkäufe, es waren bundesweit die ersten. Am Aschermittwoch waren schon mittags Nudeln und Toilettenpapier in den Supermärkten ausverkauft. Und dann merkten die Gangelter, dass sie plötzlich anders behandelt wurden. In ihrer Gemeinde fing es damit an, dass die Handwerker nicht mehr zur Gesamtschule kamen, wo die Gebäude saniert werden sollten. Gangelter, die mit dem Auto außerhalb des Kreises unterwegs waren, wurden mitunter angefeindet.

Gute Gemeinschaft im Dorf

Doch so schnell die Gemeinde auch vom Virus heimgesucht wurde, so schnell legte sich auch die Aufregung wieder. Dazu trug auch die gute Gemeinschaft im Dorf bei, man hielt zusammen und half sich untereinander, wo man konnte. „Viel verändert haben sich die Leute hier nicht; wir sind vielleicht nur noch enger zusammengerückt“, meint Willems. Sein Blick ist nach vorne gerichtet. Für ihn ist es wichtig, Lehren aus der damaligen Zeit zu ziehen. „Wenn wieder etwas passieren sollte, sollte man versuchen, die Lage sachlich und nüchtern zu betrachten. Wenn ich rückblickend auf die Pandemie schaue, stelle ich fest, dass insgesamt viel Hysterie und Panikmache herrschte und dass dadurch die damaligen wirklichen Probleme vernebelt wurden“, so Willems.

Siehe auch: Corona – Artikelüberblick


Quelle: Christian Schwerdtfeger in RN (DZ) vom 22. Februar 2025

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