Brungsberg, Bekleidungsfabrik

In Dorsten wurden 1968 die Olympiaanzüge geschneidert - 1984 Konkurs

Die Essener Firma Matthias Brungsberg eröffnete 1966 an der Marler Straße einen Textilbetrieb, in dem Sakkos gefertigt wurden. Über 200 Mitarbeiter/innen waren dort beschäftigt. Brungsberg wurde bundesweit bekannt, als die Fabrik 1968 in Dorsten die Olympiaanzüge für die deutschen Teilnehmer der Olympiade in Tokio und Mexiko herstellte. Um die Anzüge – wegen der hohen Temperaturen in Mexiko aus Schurwolle mit Trevira – maßgenau anzufertigen, musste ein Schneidermeister der Firma von Ausscheidungskampf zu Ausscheidungskampf für die Olympischen Spiele mitreisen, um den oder die dann feststehenden Teilnehmer auszumessen. Das dauerte mehrere Monate. Die Kosten pro Anzug waren veranschlagt mit 250 DM. Die gesamte Ausstattung eines einzelnen Olympiateilnehmers lag damals bei rund 3.000 DM.

Fest anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kleiderfabrik in Wulfen

Das Unternehmen feierte 1976 in Dorsten das zehnjährige Bestehen seiner griechischen Niederlassung

Die Matthias Brungsberg & Co. KG hatte auch ihren Verwaltungssitz Ende 1974 von Essen nach Dorsten verlegt. In diesem Zusammenhang soll das ursprüngliche Hauptwerk in Essen, das 1947 errichtet wurde und 1953 rund 300 Mitarbeiter beschäftigte, Anfang 1974 aber nur noch 85 Mitarbeiter beschäftigte, aufgegeben werden. Neben den Werken in Essen und Dorsten gründete die Firma Brungsberg 1966 eine Tochtergesellschaft in Griechenland, die Anzüge, Sakkos und Hosen anfertigte (1975 mit 750 Beschäftigten). Den Vertrieb der Produkte übernahmen zwei Vertriebsgesellschaften, die Conform Brungsberg KG und die Alexis Modekleidung GmbH, die ihren Sitz ebenfalls in Dorsten hatten.

Textilfabriken hatten in Dorsten keinen Bestand

Die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Textilherstellung hat in Dorsten eine lange Tradition. Schon 1790 wurden in der (heutigen) Altstadt eine Baumwollspinnerei von Rive und de Weldige-Cremer und eine Siamosenfabrik von Rensing gegründet. Um 1806 gründete der auswärtige Unternehmer Vaerst eine Kattunfabrik. Alle drei Unternehmen hatten keinen Bestand. Auch der Plan von J. B. Rive, eine Tuchfabrik zu gründen, scheiterte. Schließlich gründeten Reischel und Evelt 1849 die erste Fabrik in Hervest. Es war eine chemische Bleicherei, Nesselfärberei und Kattunfabrik, der später als Fabrik für Kokosteppiche (DeKoWe) im Besitz der Familien Schürholz und Stevens eine große Bedeutung zukam. Im Jahr 1822 gab es in Dorsten 14 gewerbliche Webstühle für Wolle, 15 gewerbliche und drei nebengewerbliche betätigte Webstühle für Leinwand und zwei gewerblich und zwei nebengewerblich laufende Stühle für Leinen. In Holsterhausen standen nur drei nebengewerbliche Stühle, die Leinwand produzierten (siehe Industrialisierung, siehe Handel und Gewerbe).
Nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 1960er-Jahren versuchten Unternehmen der Bekleidungsindustrie in Dorsten Fuß zu fassen. Weder die Kleiderfabrik von Dr. Ernst Lefert (gegründet 1946, geschlossen 1963) noch die Weberei und Bekleidungsfabrik der Gebrüder Werner und Günter Schulten (gegründet 1960, geschlossen 1967) hatten Bestand. Zwei weitere Textilfirmen siedelten sich an. Das Unternehmen Hans Meisewinkel, das Arbeitsschutzbekleidung herstellte, kam 1966 nach Hervest und stellte den Betrieb 1983 wieder ein. Die Firma Matthias Brungsberg stellte 1984 den Antrag auf Konkurs und Massenentlassung von 120 Mitarbeitern.

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