Brummen in der Luft

Dem anhaltenden „Brummen“ 2023 auf der Spur – welche möglichen Quellen?

Es gibt ein tieffrequentes Brummen in der Luft, über das sich Bewohner in Dorsten und Haltern, aber auch in Teilen von Marl und Schermbeck seit Monaten beschweren. Der bislang ungeklärte Schall raubt den Schlaf, löst innere Unruhe aus und lässt ganze Familien verzweifeln. Mehrfach haben die „Halterner Zeitung“ und die „Dorstener Zeitung“ darüber berichtet. Doch woher das mysteriöse Brummen kommt, konnte bislang nicht geklärt werden (Stand: 22. Juli 2023). Aufgrund der vieler Zuschriften an die Lokalzeitungen hatten sich diese Unternehmen und Gegebenheiten untersucht und am 22. Juli veröffentlicht, die „Brummtöne von sich geben könnten“. Dazu eine Erklärung der „Dorstener Zeitung“ vorab: „Es gibt keinerlei Belege dafür, dass die hier aufgeführten möglichen Quellen wirklich für das tieffrequente Brummen in Dorsten, Haltern und den umliegenden Städten verantwortlich sind. Grundsätzlich lässt sich keine spezielle Uhrzeit ausmachen, wann die Menschen das Brummen wahrnehmen. Immer wieder haben Betroffene dazu Protokolle geführt…“.
An mindestens 28 Standorten in Dorsten, Haltern, Marl und Schermbeck ist das Geräusch wahrgenommen worden (Stand 20.7.). Mögliche Quellen verteilen sich über das gesamte Gebiet. Dazu haben wir unter anderem in Dorsten die große Levi‘s-Baustelle an der Dülmener Straße gezählt. Aber auch die Quarzwerke in Haltern oder die Windräder im Kreisgebiet. Vom 2. bis zum 9. Juli hatte eine Frau aus Dorsten (Vosskamp) das Brummen täglich zwischen 9.30 und 23.45 Uhr dokumentiert. „Sehr stark“ sei der Ton am 4. Juli um 21 Uhr gewesen, schreibt sie. An vier von sieben Tagen notierte sie Uhrzeiten in den späten Abendstunden nach 21 Uhr. Im Halterner Ortsteil Lavesum wurde das Brummen von einigen Bürgern ständig, von anderen dagegen zu wechselnden Zeitpunkten ausgemacht.

Mögliche Ursachen: Windräder, Baustellen, Grubenwasserpumpen

Die 28 gemeldeten Standorte, an denen das Brummen verstärkt gehört wurde, sind alle um eine einzige Quelle versammelt. Genau das spricht dafür, dass es mehrere Ursachen für das tieffrequente Brummen gibt. Eine kleine Auffälligkeit lässt sich allerdings in Haltern feststellen. Mindestens elf Mal ist das Brummen in Haltern wahrgenommen worden. In der Mitte zwischen diesen Ortsteilen stehen elf Windräder, für die der Kreis Recklinghausen zuständig ist. Die Windräder stehen immer wieder im Verdacht, das Brummen zu verursachen. Eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums bestätigt, dass Windenergieanlagen aber nur bedingt eine mögliche Quelle darstellen können. Der Kreis Recklinghausen führt das noch weiter aus: „Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen können Infraschall-Pegel im Nahbereich von Windenergieanlagen beobachtet werden.“ Aber: „Ab Entfernungen von 300 Metern beeinflussen Windenergieanlagen den Geräusch-Pegel im Infraschallbereich nicht mehr.“ Für das im Halterner Ortskern, in Lavesum und in Sythen sowie in Dorsten, Marl und Schermbeck registrierte Brummen kommen die Windräder nach Auffassung von Bund und Kreis damit nicht als Ursache infrage. Lärm ist auf Baustellen normal. Ein tieffrequentes Brummen sei aber auf der großen Levi‘s-Baustelle an der Dülmener Straße im Dorstener Stadtteil Wulfen indes nicht aufgefallen, schreibt die Presse-Verantwortliche Kim Köhler.
Gibt es außerdem weniger offensichtliche Geräuschquellen? Möglicherweise sogar unter Tage? Schließlich waren Dorsten und Haltern mit den Zechen Fürst Leopold, Baldur, Wulfen und der Schachtanlage Auguste Victoria 8 Bergbau-Standorte. Die RAG Aktiengesellschaft schließt aus, dass das Abpumpen und Regulieren des Grundwassers Auslöser des Brummtons sein könnten. Die Grubenwasserpumpen befänden sich in 700 Metern Tiefe. „Ausgeschlossen, dass sie zu hören sind“, sagt Sprecher Christof Beike. Außerdem seien im Bereich Haltern/Dorsten gar keine Pumpen zur Absenkung des Grubenwassers und damit zum Schutz des Grundwassers installiert.

Auch keine Hinweise auf Polderpumpen

Hinweise für Infraschall-Belästigungen durch die sogenannten Polderpumpen gibt es auch bei der Emschergenossenschaft, die im Auftrag der RAG rund 160 Pumpwerke betreibt, nicht. „Uns liegen keine Beschwerden von Bürgern vor“, erklärt Sprecherin Meike Delang in Essen. In bergbaulich bedingten Senkungen ist eine künstliche Entwässerung mithilfe der Polder-Pumpwerke erforderlich. Zwischen Haltern-Lippramsdorf und Dorsten-Wulfen gibt es lediglich ein Polder-Pumpwerk, das mitten im Wald im Bereich Gecksbach liegt. Die Emschergenossenschaft werde bei Beschwerden jedoch Messungen vornehmen.
Das Durchspielen der Quellen bleibt zunächst erfolglos. Aufschluss geben können möglicherweise nur professionelle und umfangreiche Gutachten.


Quelle: Entnommen (teilweise wörtlich): Julian Preuß und Ingrid Wielers in der DZ vom 22. Juli 2023

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