Kanalbrücke gerammt

Kohlenschiff stieß gegen die Kanalbrücke an der B 224 an der Innenstadt

Nach dem Aufprall: Frachter mit demoliertem Führerhaus; Foto DZ

Ein 170 Meter langer Frachter, beladen mit 1600 Tonnen Kohle, prallte mit dem Fahrerhäuschen kurz vor Mitternacht des 17. August 2022 gegen die Kanalbrücke an der B 224 in Dorsten. Der Schifffahrtsverkehr kam zum Erliegen und die Brücke konnte  bis zum 20. August stadteinwärts nicht benutzt werden. Der Frachter (sogenannte Schubverband namens Rhenus Dortmund I) kam vom Rhein und war Richtung Lünen unterwegs. Er prallte mit dem Fahrerhäuschen gegen die Kanalbrücke. Das Schiff hatte deutlich weniger geladen als normalerweise. Möglicherweise lag das Schiff deshalb im Kanal, wo der Wasserstand über Schleusen auf einem bestimmten Niveau gehalten werden kann, zu hoch im Wasser. Der Schiffsführer hatte das Führerhaus des Schiffes nicht weit genug eingefahren. Warum es nicht oder nicht rechtzeitig abgesenkt wurde, um die Dorstener Straßenbrücke passieren zu können, wurde zum Gegenstand der Ermittlungen der Wasserschutzpolizei. Beim Zusammenstoß wurde das gesamte Führerhaus des Schiffes zerstört und nach hinten weggerissen. Der Sachschaden beläuft sich hier auf etwa 200.000 Euro. Der Frachter konnte einige hundert Meter weiter am Ufer von der Besatzung festgemacht werden. Der Schiffsführer, ein 42-jähriger Mann aus Polen, wurde bei dem Unfall leicht verletzt und kam in ein Recklinghäuser Krankenhaus. Zum Zeitpunkt des Unfalls befand sich der Kapitän allein in seinem Führerhaus. Er musste von der alarmierten Feuerwehr mithilfe einer Drehleiter von dem Schiff gerettet werden.
Der Schiffsunfall in Dorsten war nicht der einzige dieser Art auf einem Kanal in dieser Woche. Ein Zusammenhang mit Niedrigwasser im Rhein ist möglich. Die Brücke ist bald wieder passierbar. Innerhalb kürzester Zeit sind auf Kanälen in Nordrhein-Westfalen Schiffe gegen Brücken gekracht. Bei einem Unfall auf dem Dortmund-Ems-Kanal bei Rheine am 16. August 2022 wurde das Führerhaus eines Frachters stark beschädigt. Der Unfallhergang ähnelt dem Vorfall in Dorsten. Die anhaltende Trockenheit stellt die Binnenschifffahrt vor erhebliche Probleme. Auf dem Rhein herrscht Niedrigwasser, weshalb Schiffe weniger Fracht transportieren.

September 2022: Offenbar größere Schäden an Kanalbrücke

Autofahrer in Dorsten müssen sich noch länger auf Einschränkungen beim Queren des Kanals über die Brücke an der Borkener Straße (B 224) einstellen. Seit das Schiff gegen die Brücke krachte und diese beschädigte, steht in beide Richtungen jeweils nur eine Spur zur Verfügung. Die Kollision hatte offenbar größeren Schaden angerichtet, als anfangs vermutet. Mehrere Querträger der Brücke müssen nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts ausgetauscht werden. Gleichzeitig befindet man sich in Abstimmung mit den Betreibern der Leitungen, die unterhalb der Brücke verlaufen. Ohne eine Verlegung dieser Leitungen sind keine Instandsetzungsarbeiten möglich. Die teilweise Asphaltierung des Mittelstreifens ist dauerhaft. Der Mittelstreifen wurde an einer Stelle für Rettungsfahrzeuge geöffnet. Im Anschluss an die aktuelle Baumaßnahme ist geplant, den geöffneten Mittelstreifen im Klebebordstein zu schließen, damit er bei Bedarf wieder zügig geöffnet werden kann. Die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei zur Unfallursache dauern an.

Die Instandsetzung der Kanalbrücke dauert an

Nach dem Rammen der Brücke Mitte August wird an der Instandsetzung gearbeitet. Beschädigte Querträger müssen ausgetauscht werden. Wann die Brücke wieder hergerichtet und der Verkehr wieder mehrspurig die Brücke passieren kann, steht nicht fest. Das Wasserstraßen und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg, dem 230 Kanalbrücken unterstehen, sagte zur Finanzierung der Dorstener Kanalbrücke der „Dorstener Zeitung“: „Es gibt verschiedene Versicherungen für die Binnenschifffahrt in Deutschland, aber keine Pflichtversicherung. Etwa 90 Prozent der Schiffe sind versichert. Sollte aber keine Versicherung abgeschlossen sein, wird der Eigner in Regress genommen. Im schlimmsten Fall kann es auch mal vorkommen, dass der Staat die Kosten übernehmen muss.“ Zu dem Ergebnis des polizeilich ermittelten Vorfalls gab die Polizei der Dorstener Lokalzeitung keine Auskunft.

Mitarbeiter attackiert Journalisten

Zu einem unschönen Vorfall kam es im Zuge der Berichterstattung eines Journalisten. Als er das Schiff für seinen Beitrag filmen wollte, griff ihn ein Mitarbeiter des Schiffes an. Er nahm den Rucksack des Journalisten und brachte ihn aufs Schiff, wie die Polizei bestätigte. Augenzeugen zufolge warf er auch die Kamera auf den Boden. Ein anderer Mitarbeiter brachte dem Journalisten seinen Rucksack nur wenige Minuten später aber wieder zurück. Mit seiner Kamera konnte der Mann seinen Beitrag fertig stellen. Gegen den Schiffsmitarbeiter stellte er Strafanzeige.

Bauauftrag vergeben: Fertigstellung der Brücke erst Ende August 2023

Im August 2022 war ein Schiff gegen die B224-Brücke über dem Wesel-Datteln-Kanal gefahren. Was zur Folge hatte, dass die Brücke seitdem teilweise gesperrt ist. Für Verkehrsteilnehmer sind die Staus im Dorstener Stadtkern an diesem Nadelöhr immer wieder eine Geduldsprobe. Im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Dorsten wurde im Januar 2023 Unverständnis geäußert, dass die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung den Reparatur-Auftrag erst nach Zustimmung des Versicherers erteile. „Total irritiert“ sei man davon auch bei der Dorstener Verwaltung gewesen, sagte auch Bürgermeister Tobias Stockhoff und deutete an, dass die Hintergründe für die lange Wartezeit doch eher komplexerer Natur gewesen seien. Dies wurde auch in einer Mitteilung des WSA deutlich. Der Reparaturauftrag für die B 224-Brücke sei in Mitte Januar 2023 erteilt worden. „Die Vorbereitungen für die Reparatur dieser Schäden waren außerordentlich komplex. Mehrere dort verlaufende Versorgungsunterleitungen unter der Brücke müssen vor Beginn der Arbeiten verlegt werden.“
Benötigt wird ein Spezialgerüst, wofür eine eigene Statik errechnet werden musste – die erst im Dezember 2022 vorlag. Als erstes wird das Spezialgerüst installiert. Die Versorgungsleitungen werden auf die Oberseite der Brücke verlegt – auf den gesperrten Geh- und Radweg. Diese vorbereitenden Maßnahmen sollen etwa drei Monate dauern. Nach der dreimonatigen Vorbereitung werden die Stahlträger ersetzt, was ebenfalls drei Monate dauern soll. Das Ende der geplanten Bauzeit wird mit dem 31. August 2023 angegeben.

Hängegerüst an der Brücke wurde im August 2023 endlich abgebaut

Einige Wochen lang wurde an der eingerüsteten B 224-Brücke in Dorsten nicht gearbeitet. Doch Mitte August wurde das Gerüst abgebaut. Über eine Woche lang war eine Sperrung des Betriebswegs auf der Südseite (Mercaden) unterhalb der Brücke notwendig, der ansonsten von Fußgängern und Radfahrern genutzt wird. Seit rund einem Jahr sorgte die bei dem Schiffsunfall im August 2022 beschädigte B 224-Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal in Dorsten für zahlreiche Staus. Viel Vorplanung war für die Reparatur der Konsolträger notwendig und auch ein Hängegerüst. Seit Anfang Mai wurden die beschädigten Konsolträger ausgetauscht. Obwohl die Stahlarbeiten früher als erwartet abgeschlossen werden konnten, tat sich anschließend erst einmal wochenlang fast nichts auf der Baustelle. Wann der Verkehr auf der Brücke wieder ungehindert fließen kann, gab es keine Zusage. Angepeilt sei aber immer noch Ende August.

Statiker muss noch kommen: Kanalbrücke in Marl-Drewer bleibt gesperrt

In Dorsten stauten sich Ende März/April 2023 die Kanalschiffe, denn in Marl-Drewer blieb die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal gesperrt. Wer von Marl über die Wulfener Straße nach Dorsten fahren oder den umgekehrten Weg nehmen wollte, hatte das Problem der Brückensperrung. Ein Schiff war 28. März 2023 gegen das Gerüst an der Kanal-Brücke in Marl-Drewer gefahren. Deswegen wurde der Wesel-Datteln-Kanal für Schiffe gesperrt. Auch die Schleuse in Dorsten war dicht. Daher lagen im Kanal in Dorsten mehrere Schiffe vor Anker, die tagelang nicht weiterfahren konnten. Wie das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) gegenüber der DZ bestätigte, standen anderentags warteten bereits 40 Schiffe auf die Weiterfahrt. Es war nicht das erste Mal, dass ein Schiff gegen eine Brücke im Wesel-Dattel-Kanal gefahren ist. Im vergangenen August beschädigte ein Schiff die B 224-Brücke in Dorsten. Rund eine Woche später passierte ein Schiffsunfall an einer Brücke in Datteln. – Wie lange es dauern wird, bis die Schiffe weiterfahren können, hängt von der Freigabe ab. Wann sich der Stau vor der Schleuse dann aufgelöst haben wird, bestimmt die Länge der einzelnen Schiffe, denn so viele Schiffe durch die Schleusenkammer fahren zu lassen, dauert.
Mehrfach wurde bereits festgestellt, dass Brücken hier – anders als in den Niederlanden – sehr niedrig sind. Dazu das WSA:  Am Wesel-Datteln-Kanal betrage die Durchfahrtshöhe unter Brücken 4,50 Meter. Die Brücken seien in den meisten Fällen höher als 4,50 Meter, die regelmäßig gemessenen Werte werden den Schifffahrtstreibenden bekannt gegeben. Langfristig strebe das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt eine Höhe von 5,25 Meter an

Siehe auch: Brücken (Artikelübersicht)


Quellen: Niklas Berkel, Guido Bludau, Robert Wojtasik, Bianca Glöckner in DZ vom 19. und 20. August 2022. – rwo in DZ vom 21. Sept. 2022. – ber in DZ vom 21. Jan. 2023. – Katharina Göke in DZ vom 31. März 2023. – ber in DZ vom 10. Aug. 2023.

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