Ungewöhnlich viele Menschen leiden daran – Versorgung ist mangelhaft
Wer in den Herbsttagen 2024 mit einer Erkältung, einem grippalen Infekt oder Corona im Bett lag, war damit nicht allein: In der Woche vom 7. bis 13. Oktober (Kalenderwoche 41) litten rund 7,4 Millionen Bürger an einer sogenannten akuten respiratorischen Erkrankung. Das zeigt der aktuelle Wochenbericht, den das Robert Koch-Institut im Oktober 2024 veröffentlicht hatte.
Die Inzidenz bei den akuten Atemweg-Erkrankungen (ARE) war demnach zwar im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben, lag aber mit 8,8 Prozent nach wie vor auf einem für diese Jahreszeit hohen Niveau – und auf dem höchsten Stand seit 2011, als das RKI damit begann, sie zu erfassen. Die Zahl der Arztbesuche aufgrund einer Atemweg-Erkrankung soll nach RKI-Angaben deutlich gestiegen sein: von rund 1,1 Millionen in der 40. Kalenderwoche auf rund 1,6 Millionen in der 41. Kalenderwoche.
Steigenden Krankheitszahlen und schrumpfenden Zahl an Hausärzten
In den vergangenen Jahren erreichten die Erkältungswellen ein überdurchschnittliches Niveau, und auch in diesem Jahr würden die Praxen von besonders vielen Infekten gefordert, sagte der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes (HÄV), Markus Beier. Die Praxiserfahrung zeige, dass die anstrengenden Wochen noch vor den Medizinern lägen. „Uns steht die Grippewelle noch bevor, die erfahrungsgemäß in den kommenden Wochen beginnen wird und unseren Praxen noch einmal deutlich mehr abverlangt.“ Es ist die Kombination aus steigenden Krankheitszahlen und der schrumpfenden Zahl an Hausärzten, die Beier Sorge bereitet. „Es gibt mittlerweile sehr viele Kommunen, da muss eine Praxis zwei, drei oder vier andere ersetzen, weil sich keine Nachfolge fand“, sagt er. Die Bundesregierung, namentlich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), würden viel zu wenig tun, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken. „Mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz und der Reform des Medizinstudiums liegt bei Herrn Lauterbach bereits alles auf dem Tisch, was er bräuchte, um die hausärztliche Versorgung signifikant für die Zukunft zu stärken“, sagt der Verbandsvorsitzende. Aber beide Gesetzespakete würden immer wieder nach hinten geschoben. „Wenn die Hausarztpraxen auch in künftigen Wintern ihre Patientinnen und Patienten noch umfassend versorgen sollen, dann muss die Politik jetzt handeln“, fordert Beier.
Geplant ist, alle Hausarztleistungen ohne Kürzungen zu vergüten
Die Bundesregierung möchte mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz den Patientinnen und Patienten einen leichteren Zugang zu medizinischen Behandlungen ermöglichen. Geplant ist unter anderem, alle Hausarztleistungen ohne Kürzungen zu vergüten. Das soll es für Ärzte attraktiver machen, wieder mehr Patienten aufzunehmen. Auch der Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Psychotherapie soll verbessert werden. Anträge auf solch eine Therapie sollen zudem künftig einfacher und flexibler möglich sein. Das im Mai 2024 vom Kabinett beschlossene Gesetz befindet sich noch in der parlamentarischen Abstimmung. Termine für eine zweite und dritte Lesung im Bundestag stehen bisher nicht fest.
Siehe auch: St. Elisabeth-Krankenhaus
Siehe auch: Krankenhaus – Franziskanerinnen
Siehe auch: Krankenhaus-Reform 2024
Siehe auch: Krankenhaus-Reform NRW
Quelle: Juliane Schwarz in RN (DZ) vom 23. Oktober 2024
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