Arbeitslosigkeit 1991 bis 2021

Arbeitslosenzahlen Deutschland – alte und neue Bundesländer 1991 bis 2020

Spätestens seit Anfang der 1980er-Jahre gehört die Arbeitslosigkeit zu den großen sozialen Problemen in Deutschland. Abseits der konjunkturellen Wellenbewegungen hat sich die Zahl der Arbeitslosen bis zum Jahr 2005 immer weiter erhöht. Allerdings hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den Jahren 2006 bis 2008 entspannt. Auch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 sowie die Staatsschulden- und Bankenkrisen in Europa haben in Deutschland nicht zu einer generellen Umkehr dieses Prozesses geführt. Seit 2011 liegt die Zahl der registrierten Arbeitslosen unter drei Millionen und zwischen 2013 und 2019 ist sie sechsmal in Folge gesunken – auf zuletzt 2,3 Millionen. Im Jahr 2019 lag die Arbeitslosenquote bei 5,0 Prozent. Das ist die niedrigste Quote seit der Wiedervereinigung.

Mit 4,9 Millionen Höchststand der Arbeitslosen im Jahr 2005

Eine Betrachtung der Zahl der Arbeitslosen seit der deutschen Wiedervereinigung zeigt – bezogen auf Gesamtdeutschland –bis zum Jahr 2005 tendenziell eine Zunahme. Hierbei ist der Verlauf nicht linear, vielmehr lassen sich konjunkturelle Wellenbewegungen ausmachen. In Zeiten, in denen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstig waren (z. B. um die Jahrtausendwende), ging die Zahl der Arbeitslosen zurück. In der folgenden Rezession stieg sie jedoch auf ein höheres Niveau als zuvor. Die in der Rezession entstandene Arbeitslosigkeit wurde also nur zum Teil abgebaut, sie verfestigte sich und stieg treppenförmig an. Einen Höchststand erreichte die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2005 mit nahezu 4,9 Millionen Personen. Einschränkend ist hierzu jedoch anzumerken, dass bei einem Vergleich mit den Vorjahren die (statistischen) Folgewirkungen der Arbeitsmarktreformen („Hartz IV“) zu berücksichtigen sind. Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) werden seitdem auch die erwerbsfähigen vormaligen Sozialhilfeempfänger und die erwerbsfähigen (Ehe-)Partner der vormaligen Arbeitslosenhilfe als arbeitslos erfasst. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den Jahren 2006, 2007 und 2008 ist in erster Linie durch eine gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften vor dem Hintergrund der verbesserten konjunkturellen Situation zustande gekommen. Neben dem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen vollzeitigen Beschäftigung ist ein Teil des Beschäftigungszuwachses jedoch auch auf die Zunahme von atypischen Beschäftigungsverhältnissen zurückzuführen. Der Wiederanstieg der Arbeitslosenzahlen im Jahr 2009 spiegelt die Folgenwirkungen der internationalen Finanzmarktkrise 2008/2009 wider.

Kurzarbeit und Arbeitszeitguthaben verhinderte Massenentlassungen

Trotz des wirtschaftlichen Einbruchs blieb der Anstieg der Arbeitslosigkeit allerdings begrenzt: Durch Kurzarbeit, Abbau von Guthaben auf Arbeitszeitkonten und temporäre Arbeitszeitverkürzungen wurden Massenentlassungen im großen Stil vermieden. Zudem erholte sich die deutsche Wirtschaft schnell. Die anziehende Güternachfrage – vor allem aus dem asiatischen Ausland – hat dazu geführt, dass der Einbruch im Sozialprodukt bereits im Jahr 2011 wieder ausgeglichen werden konnte. Seit dem Jahr 2009 kommt es zu einem kontinuierlichen und teilweisestarken Rückgang der Arbeitslosigkeit: Im Jahr 2019 werden nur noch rund 2,3 Millionen Betroffene registriert, eine geringere Zahl als im Jahr 1991 (2,6 Mio.). Zum Jahr 2020 ist entgegen des Trends der Vorjahre jedoch ein deutlicher Anstieg der Zahl der Arbeitslosen zu verzeichnen. Dieser geht im Wesentlichen auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen im Zuge der COVID-19-Pandemie zurück. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie bspw. die Schließung einzelner Wirtschaftsbereiche (u. a. im Handel und Gastgewerbe und Kulturbereich) führten somit trotz flankierender Maßnahmen wie der Ausweitung von Kurzarbeit und Wirtschaftshilfen für die betroffenen Betriebe und Selbstständigen zu einem (bisher vergleichsweise moderaten) Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Dass die Arbeitslosenzahlen in den neuen Bundesländern durchweg niedriger sind als in den alten Ländern, kann zu falschen Schlussfolgerungen führen. Denn die Darstellung von absoluten Zahlen in regionalen Vergleichen, wie zwischen den alten und neuen Bundesländern, setzt keinen Bezug zur jeweiligen Größenordnung der Erwerbspersonen. Stellt man mit Hilfe von Arbeitslosenquoten diesen Bezug her, wird sichtbar, dass die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern erheblich größer ist als in den alten Ländern.
Es gibt verschiedene Methoden um Arbeitslosigkeit zu definieren und zu messen. In Deutschland gelten nach der rechtlichen Definition (§ 16 SGB III) jene Personen als arbeitslos, die bei der Arbeitsagentur als „arbeitslos“ gemeldet sind, die hinsichtlich ihres Lebensalters und Gesundheitszustandes arbeitsfähig sind, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und bereit sind, zumutbare Arbeit anzunehmen. Personen, die sich nicht melden, aber dennoch eine Arbeit aufnehmen möchten, bilden die sog. Stille Reserve und bleiben bei den Arbeitslosenzahlen unberücksichtigt.

Rückblick Arbeitslosigkeit in Dorsten im Jahr 1950

Im November 1950 wurden im Bezirk der Nebenstelle Dorsten des Arbeitsamtes, die außer dem Amt Hervest-Dorsten, die Gemeinde Kirchhellen umfasste, 331 männliche und 133 weibliche Arbeitslose gezählt. Hiervon entfielen 35 männliche Arbeitlose und 17 Frauen auf die Gemeinde Kirchhellen. Die Zahl der schwerbeschädigten  Arbeitslosen belief sich insgesamt auf 35. Was die einzelnen Berufsgruppen der männlichen Arbeitslosen betraf, so stellten die Hilfsarbeiter mit 57 das stärkte Kontingent. Es folgten die Bauarbeiter mit 50, die Gelegenheitsarbeiter (auch Berufstätige ohne Angabe des Berufes) mit 29, das Metallgewerbe mit 26 und das Holzgewerbe mit 19. Je neun männliche Arbeitslose stellten die Ingenieure und Techniker sowie die Verwaltungs- und Büroberufe. Von den arbeitslosen Frauen waren die meisten (21) Gelegenheitsarbeiterinnen. Es folgten Verwaltung und Büro mit 10, die bauwirtschaftlichen Berufe mit 15 und die Hilfsarbeiterinnen mit 13. Die restlichen Arbeitslosen verteilten sich bei den Frauen wie bei en Männern auf verschiedne Berufe.

Siehe auch: Arbeitslosigkeit (Artikelübersicht)
Siehe auch: Dorsten in Zahlen (Arbeitslosigkeit/Beschäftigte)


Quellen: Die Daten entstammen der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, sie werden in Form der Vollerhebung aus den Geschäftsdaten sowohl der Arbeitsagenturen (SGB III) als auch der Jobcenter (SGB II: gemeinsame Einrichtungen und zugelassene kommunale Träger) gewonnen.

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