Arbeiterbewegung

Christliche Gewerkschaften sicherten sich wirtschaftlichen Einfluss

1894 erfolgte die Gründung des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter, der zu jener Zeit auch in Hervest-Dorsten Mitglieder hatte. Die Gründung der Zahlstelle erfolgte erst später. Um die Jahrhundertwende bildeten sich die vorhandenen lokalen christlichen Berufsorganisationen zu Reichszentralverbänden um.

Zeichnung von Heinrich Zille

Aquarell von Heinrich Zille über die Konsumvereinsbewegung

Das Entstehen der beiden Zechen Fürst Leopold in Hervest-Dorsten und Baldur in Holsterhausen gab den beiden ländlichen Gemeinden ein stark industrielles Gesicht. Die Mitgliederzahl des Gewerkvereins stieg erheblich an, neue Zahlstellen wurden gebildet. Während bis dahin die Hervester und die Holsterhausener Zahlstellen zu Bottrop gehörten, erfolgte 1914 in Dorsten die organisatorische Gründung einer eigenen Bezirks-Zahlstelle. Der erste Leiter, Fritz Fiege, wurde im Ersten Weltkrieg eingezogen und fiel. Die Tätigkeit der Zahlstellen der einzelnen Berufsverbände erstreckte sich naturgemäß auf die Erzielung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen. Mit Bildung des Kartells konnte mehr System in die gewerkschaftliche Tätigkeit hineingebracht werden. Die Arbeit des Kartells war umfassend. Durch Förderung und Verbesserung der Vorbereitung der Kommunalwahlen wurde eine stärkere Vertretung in den Gemeinde- und Stadtverordnetenkollegien erzielt, so dass der Einfluss der christlichen Arbeiter im öffentlichen Leben stieg.

Mit sichtlichem Erfolg wurde 1924 die „Deutsche Volksbank“ – die Sparkasse der christlichen Arbeiter – eingeführt. Im gleichen Jahr erfolgte unter einflussreicher Mitarbeit des Kartells die Errichtung des Arbeitsnachweises der Stadt Dorsten und der Ämter Lembeck und Altschermbeck mit dem Sitz in Dorsten. Auch hatte das Kartell an der Gründung des Bauvereins „Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft“ Anfang 1925 erheblichen Anteil, 1925/26 wurden 13 Häuser und 40 Wohnungen errichtet, was die herrschende Wohnungsnot milderte. Auch bemühten sich die christlichen Gewerkschaften sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg um die Errichtung der Abgabestellen der Konsumgenossenschaft „Wohlfahrt“. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden vorerst erfolglos Überlegungen angestellt, Hervest, Holsterhausen, Gahlen und Dorsten zusammenzulegen. Das Kartell hatte mit Rücksicht auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung mehrfach dazu Stellung genommen, erfolgt ist allerdings nichts. Neben den christlichen Gewerkschaften entwickelten sich zunehmend die katholischen Arbeitnehmervereine (siehe Knappenvereine). Ältester Verein im Bezirk Dorsten und der Herrlichkeit ist der 1901 gegründete Knappen- und Arbeiterverein St. Barbara in Hervest (1894 erfolgte die Gründung des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter (Knappenvereine). Die Entwicklung der Konsumvereinsbewegung in Dorsten setzte erst nach der Inflationszeit ein.

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