Weltfrauentag 8. März 2022

Veranstaltungen der Gleichstellungsstelle der Stadt Dorsten und anderer

Internationaler Frauentag, Weltfrauentag, (Internationaler) Frauenkampftag oder kurz Frauentag sind Namen eines Welttags, der jährlich am 8. März begangen wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Erstmals fand der Frauentag am 19. März 1911 statt. 1921 wurde sein Datum durch einen Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau endgültig auf den 8. März gelegt. 1917 war aber auch aus einem anderen Grund ein entscheidendes Jahr. Am 8. März 1917 – nach dem damals in Russland verwendeten julianischen Kalender der 23. Februar – streikten in Petrograd die Bewohnerinnen der armen Stadtviertel auf der Wyborger Seite. Arbeiterinnen, die Ehefrauen von Soldaten und erstmals auch Bäuerinnen gingen gemeinsam auf die Straße und lösten so die Februarrevolution aus: „Als erste gingen die Frauen Petrograds auf die Straße. Am 8. März (23. Februar alten Stils) 1917, dem Internationalen Frauentag, verließen sie die Schlangen vor den Lebensmittelläden und demonstrierten unter der Losung: ‚Brot! Nieder mit dem Krieg! Nieder mit dem Absolutismus!‘ Gleichzeitig traten die Arbeiter der wichtigsten Rüstungsbetriebe, der Putilow-Werke, in den Streik und zogen in die Stadt. In den nächsten Tagen wuchs die Zahl der Streikenden und Demonstrierenden zu einer Lawine an. Die Revolution begann. Die Bauern im Soldatenrock liefen auf die Seite der Arbeiter über. Zu Ehren der Rolle der Frauen in der Revolution wurde auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau auf Vorschlag der bulgarischen Delegation der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt. Dieses Datum wählten auch die Vereinten Nationen (UN) im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und richteten dazu erstmals am 8. März 1975 eine Feier aus. Mitte 1975 wurde dann in Mexiko-Stadt die erste UN-Weltfrauenkonferenz abgehalten und es folgte die „UN-Dekade der Frau“ (1976–1985).

Weltfrauentage in Dorsten keine Frauenkulturtage mehr

Viele Städte im Vest machen jedes mit besonderen Aktionen auf die Rechte von Frauen aufmerksam – aufgrund von Corona 2021/22 mit vielen digitalen Angeboten – wie etwa Frauenkulturtage mit Lesungen, Vorträgen oder anderen Veranstaltungen aber auch Gottesdiensten oder virtuellen Aktionen. Erstmals trug die Veranstaltungsreihe rund um den Weltfrauentag 2022 übrigens nicht mehr den Titel Frauenkulturtage. Die neue Gleichstellungsbeauftragte Kim Wiesweg erklärte das so: „Es wird die Frauenkulturtage so, wie wir sie kannten, nicht mehr geben. Ich habe im Rahmen des Weltfrauentages verschiedene Veranstaltungen geplant, werde aber das ganze Jahr über Veranstaltungen als Gleichstellungsstelle anbieten und damit meine Haltung, dass Kultur von Frauen heute keinen eigenen Namen mehr braucht und Veranstaltungen von und mit Frauen das ganze Jahr über Platz finden sollen und können und nicht nur im März, unterstreichen.“ Bezogen auf die ganze Stadt kommt Bürgermeister Tobias Stockhoff zu der Feststellung und behauptet, hier wörtlich wiedergegeben: „Dorsten – die Stadt, in der Gleichstellung und Kultur untrennbar miteinander verbunden sind.“ – Na ja! Übrigens gibt es das Amt der Gleichstellungsbeauftragten im Rathaus seit 1986.

Der Weltfrauentag und die Tage um ihn herum in Dorsten

Walk in a Dress – ein Frauenspaziergang „MarchMonthOfWomen“. „Walk in a Dress“ in Kooperation mit dem Verein „Wir sind für uns da – Polki NRW e.V.“ bot am 6. März bei einem Spaziergang die Gelegenheit, die Präsenz von Frauen im politischen, gesellschaftlichen und beruflichen Leben zu unterstreichen. Unter dem Motto „MarchMonthOfWomen“ wurde das Selbstbewusstsein von Frauen gefeiert. „Romantisch, trotzig, unschuldig, verführerisch – Kleider sind manchmal ein Zeichen dafür, wie wir uns fühlen, wie sie sind. Ein Kleid ist eine Demonstration unserer Weiblichkeit, unserer freien Wahl. Wir entsprechen nicht den gesellschaftlichen Erwartungen, den historisch bedingten Normen, wir entsprechen nicht der Mode und den vorgefertigten Schönheitsidealen, weil wir es müssen. Es ist unsere bewusste und freie Entscheidung, eine Frau zu sein, und unser Spaziergang in einem Kleid ist ein Ausdruck unserer Freude uns zu treffen und zu feiern – den Weltfrauentag.“
Vortrag über Rosi Wolfstein-Frölich. Im Jüdischen Museum Westfalen fand am 10. März ein Vortrag über die Jüdin, Politikern und Kommunistin Rosi Wolfstein-Frölich statt. Fast 100 Jahre wurde Rosi Wolfstein alt. Ohne die gebürtige Wittenerin wäre das Wissen von Rosa Luxemburg, Wolfsteins Lehrerin, heute ein gänzlich anderes. Sie, deren Familie väterlicherseits aus Körbecke stammte, gehörte der SPD, später der KPD und zuletzt wieder der SPD an. Ihr Kampf galt den Frauen und Entrechteten. Zu ihren Wirkstätten im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik zählten auch Hagen und Münster. Als engagierte Politikerin wandte sie sich gegen Nationalsozialismus und Stalinismus. Dr. Riccardo Altieri präsentierte seine Kurzbiografie über die „nichtjüdische Jüdin“ (Isaac Deutscher).
Was bedeutet es für mich, eine Frau zu sein? Eine Frage, die vermeintlich einfach zu beantworten ist. Und dennoch sind die Antworten auf diese Frage so individuell, wie es auch die Frauen der Stadt sind. In Kooperation mit dem Integrationsrat und dem Kunstverein wurde am 10. März um 18 Uhr in den Räumen des Kunstvereins in der Franziskaner-Passage an der Lippestraße die Ausstellung „Was bedeutet es für mich, eine Frau zu sein?“ offiziell eröffnet. Diese konnte am Weltfrauentag selbst und an den beiden folgenden Wochenenden besichtigt werden.
Eva Eiselt – Wenn Schubladen denken könnten! Kabarettistin Eva Eiselt kam am 12. März in die Aula der St. Ursula Realschule mit ihrem  Programm „Wenn Schubladen denken könnten“. Das Leben ist eine riesengroße Schrankwand und seien wir ehrlich: Wer in Schubladen denkt, hat schnell ein Brett vor dem Kopf. Und wieso auch nicht? Wenn alle immer und überall auf ihre Smartphones starren, ist Holz zumindest haptisch eine Erweiterung des Horizonts. Eva Eiselt fand: Es ist Zeit für den Tag der offenen Schublade und krempelt unseren handelsüblichen Laden einfach mal auf links. Ausmisten, Durchlüften und die Dinge des Lebens in die Freiheit entlassen.
Schichtarbeit – Herstory repeats itself. Zum ersten Mal gastierte am 18. März in Dorstener Tisa-Archiv in Hervest das feministische Theater Schichtarbeit – Herstory repeats itself“ von Faul & Hässlich. Lächle doch mal. Und stell dir die Frage: Was bist du wert? Was ist die Arbeit wert, die du leistest? Ist dein Geschlecht systemrelevant? Wir sollen fleißig, brav, schön und liebevoll sein- aber wir bleiben faul und hässlich. „Faul & Hässlich“ beschäftigte sich in dem Theaterabend mit der Verdinglichung des weiblichen Körpers im Kapitalismus und gibt Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart eine Stimme, um die Zukunft zu verändern.
Theaterkollektiv „Faul&Hässlich“ begeistert im Tisa-Archiv. Das Theaterkollektiv „Faul&Hässlich“ hat im Rahmen des Programms zum Weltfrauentag für ein weiteres kulturelles Highlight in Dorsten gesorgt. Die drei jungen Schauspielerinnen Maren Kraus, Laura Götz und Clara Kaltenbacher, die sich vor drei Jahren zu einem feministischen Theaterkollektiv zusammengeschlossen haben, präsentierten vor gut gefüllten Zuschauerreihen im Tisa-Archiv eine gut einstündige intensive und schauspielerisch höchst anspruchsvolle Darbietung. Kernthema von „Schichtarbeit – Herstory repeats itself“ war die Verdinglichung des weiblichen Körpers im Kapitalismus. Die Aufführung gab den Zuschauerinnen und Zuschauern im Sinne des brechtschen Verfremdungseffekts zahlreiche Gelegenheiten, eigene Rollenbilder und Rollenverständnisse zu hinterfragen.
Dorstener Kirchengemeinden erinnerten in Frauengottesdiensten ebenfalls an den Internationalen Weltfrauentag.

Siehe auch: Amal
Siehe auch: Kerstin McNichol

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