Schulte-Herbrüggen, August

Er war der Entdecker der artesischen Brunnen in Gahlen

1873 in Essen-Schönebeck bis 1938; Gastwirt und Entdecker der artesischen Brunnen. – August Schulte-Herbrüggen wuchs auf dem elterlichen Hof in Schönebeck auf und erlernte zuerst das Urmacherhandwerk. Durch den Verkauf von Ländereien an den Krupp-Konzern war die Familie offensichtlich so wohlhabend geworden, dass sich August Schulte-Herbrüggen zwei Hobbys erlauben konnte, was ihn später mit Gahlen verbinden sollte. Sein Interesse galt zum einen der Jagd und zum anderen der Landvermessung (Geodäsie). Angesteckt durch die Kohlenfunde im Dorstener Raum, wollte auch er, der zum Unternehmer wurde, Kohle finden.

Walter Schulte (2. v. r.) am Herbrüggen-Stein in Gahlen; Foto: Helmut Scheffler

Die Nachfahren von August Schulte Herbrüggen am Ge4denkstein – Walter Schulte (2. v. r.); Foto: Helmut Scheffler

Keine Entschädigung für den Entdecker

Die Entdeckung der artesischen Brunnen erfolgte zufällig. Im Trockenjahr 1911 jagte der spätere Gastwirt Schulte-Herbrüggen, von einer Jagdgesellschaft eingeladen, beim Dorf Gahlen. Durch unvermindernd sprudelnde Quellen, die er bei dem Jagdausflug entdeckte, erkannte er eine mögliche Nutzung für die Industrie. Auf dem dann erworbenen Gelände ließ er auf eigene Rechnung zwei Brunnen bohren. Doch die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) zeigte (noch) kein Interesse an Schulte-Herbrüggens Entdeckung, da deren Experten die Quellen für nicht ausreichend einstuften. Während des Ersten Weltkriegs brachte er unbeirrt von der Expertenanalyse weitere Rohrbrunnen nieder. Erst als Professor Bärtling nach zehnjähriger Prüfung zu dem Ergebnis kam, artesische Brunnen der Gegend zur Wassergewinnung zu nutzen, ließ die RWW in Holsterhausen eigene Brunnen bohren und Wasser fördern, wobei sie den Entdecker August Schulte-Herbrügen ausbooteten, indem sie sein ihm gehörendes Gebiet im Gahlener Aap erst später nutzten und die Wasserförderung durch Überbeanspruchung zum Erliegen brachten. Durch Brunnengalerien wird seit Ende der 1920er-Jahre Wasser in gewaltigen Mengen von der RWW gefördert und im nahen Ruhrgebiet vermarktet. Der Versuch August Schulte-Herbrüggens, aufgrund seiner explorativen Tätigkeit vom Wasserwerk entschädigt zu werden, scheiterte in erbitterten Verhandlungen mit der RWW. Schulte-Herbrüggen starb 1938.

Gedenktafel am artesischen Brunnen

Im Jahre 2010 trafen sich auf Initiative des Dorsteners Walter Schulte, der mütterlicherseits ein Enkel von August Schulte-Herbrüggen ist, Nachfahren in Gahlen. Die Vettern kamen aus Frankfurt, Bergheim und Düsseldorf. Um dauerhaft an dieses Kapitel der Wassergewinnung im Lippetal zu erinnern, haben die Vettern zusammen mit dem Heimatverein im Umfeld des Kneipp-Tretbeckens auf eigene Kosten eine Erinnerungstafel aufgestellt. Denn eine bereits vorhandene von der RWW aufgestellte Tafel erinnert an die geologischen Bedingungen für die Entstehung artesischer Quellen ohne Hinweis auf die enorme Fleißarbeit des Entdeckers. Daher erinnern die Herbrüggen-Nachfahren auf ihrer Gedenktafel an den Entdecker (siehe Artesische Brunnen; siehe Wassergewinnung; siehe Walter Schulte (I)).


Quelle:
Helmut Scheffler „Gedenkstein für August Schulte-Herbrüggen – Sprudelnde Quellen entdeckt“ in DZ vom 24. Oktober 2010.

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