Sangeslust

Holsterhausener Männergesangsverein jetzt ohne Gesang

Sangeslust kurz nach der Gründung

Sangeslust kurz nach der Gründung

Drei leidenschaftliche Sänger trafen sich in den 1930er-Jahren rein zufällig in der Holsterhausener Gaststätte Siebrecht an der Borkener Straße. Als sangesfreudige Holsterhausener fehlte ih­nen der Chorgesang, da sich ihr bisheriger Gesangsverein „Harmonie“ aufgelöst hatte. So be­schlossen die drei, Josef Schulte, August Elschenbroich und Heinrich Schwieren, einen eigenen Verein zu gründen und hoben kur­zerhand am 5. November 1936 den Männergesangsverein „Sangeslust“ mit 22 Sangeslustigen aus der Taufe. Mit der Wahl des Vorstands (August Elschenbroich) und des Dirigenten (Stephan Zöllner) begann ein geselliges Chorleben. Schon bald konnten die mittlerweile 35 Sänger öffentlich auftre­ten und waren ein gefragter Chor. Der Zweite Weltkrieg schränkte das Vereinsleben stark ein und brachte es zeitweise zum Erliegen. Nach dem Krieg kamen die Sänger wieder zusammen. Die erste Probe nach Kriegsende fand am 20. Oktober 1945 statt. Das Liedgut des Vereins zeichnete in der ersten Zeit nach dem Krieg textlich nach, was Not, Trauer, Tod, Glück, Freude und Hoffnung bedeutet. Knapp drei Jahre später trat der Chor erstmals mit einem Liederabend an die Öffentlichkeit. Dirigent war Schulrektor Josef Kellner. Un­ter seinem Nachfolger, dem Musik­lehrer Anton Brokemper, bestritten die Sänger 1949 ein Leistungssingen in Billerbeck mit großem Erfolg.

Einst ein gefragte Chor

Anfang der 50er-Jahre wurde neben zahlreichen Aktivitäten die inzwi­schen traditionelle Reihe der Ausflü­ge und regelmäßigen Festlichkeiten eröffnet. In der Mitte der 50er-Jahre hatte der MGV „Sangeslust“ seine größten Erfolge. Der Verein war mitglieder­stark und aktiv. Er gründete mit drei weiteren Dorstener Männerge­sangsvereinen 1952 die „Sängerge­meinschaft Dorsten“, auf die sich nun die Aktivitäten konzentrierten. Bis 1961 zählten die Auftritte zu den Höhepunkten im Dorstener Kulturle­ben. Danach kam die Sängergemein­schaft nur noch zu offiziellen Anläs­sen der Stadt zusammen. Der MGV „Sangeslust“ war in den folgenden Jahrzehnten bei vielen Anlässen wieder ein gefragter Chor.

Sangeslust 1991

Sangeslust 1991

Aufschwung zum 50. Bestehend des MGV

In diesen Jahrzehnten hatte es der MGV nicht immer leicht, zu überleben: schwindende Zahlen von Aktiven und fehlender Nachwuchs. Hinzu kam im März 1971 die Schlie­ßung des Vereinslokals Siebrecht, das Mittel- und Treffpunktes der Holsterhausener Bürger war. Abhilfe ge­schaffen wurde mit der Gaststätte „Birkenhof“. 1975 schrumpfte die Mitgliederzahl auf ganze 18 aktive Sänger. Nach dem Lokalwechsel ins „Deutsche Eck“ war die Krise lang­sam überwunden. 1979 zählte der MGV bereits wieder 26 Aktive. Auch hatte der Wirt für die wöchentlichen Chorproben ein Klavier angeschafft, was die Arbeit der Sänger erleichterte. Die derzeitigen zahlreichen Aktivi­täten des Chors erstrecken sich vom Frühlingskonzert über den Karneval bis zum traditionellen Heringsessen. Jeden Donnerstag wurde neues Liedgut für weitere Veranstaltungen einge­übt. Dirigent war damals immer noch – seit dem 1. August 1949 – Anton Brokemper. Im 50. Jahr seines Bestehens hatte er MGV „Sangeslust“ wieder 46 akti­ve Sänger. Doch dann kam in den folgenden Jahrzehnten eine Zeit, in der die Lust am Singen kontinuierlich nachgelassen hat.

Niedergang der Sangeslust durch Schrumpfung

Trotz der vielen Neubürger, die in Holsterhausen zugezogen waren, hatte der MGV „Sangeslust“ keine Zunahme mehr an aktiven Sängern. Dieser Umstand führte 2008 dazu, über den Fortbestand des Männergesangsvereins in einer Mitgliedervollversammlung im Vereinslokal Adolf abstimmen zu lassen. Die überwiegende Mehrheit aller Sänger stimmte für das Weiterbestehen, doch konnte der Verein öffentlich kaum noch auftreten. Der MGV setzte auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Ruhrgaschor und dem MGV Gahlen, wobei alle drei Chöre ihre Eigenständigkeit behalten sollten. Reinhard Kellmann blieb den Holsterhausenern als Dirigent erhalten, der als professioneller Chorleiter zugleich auch den Ruhrgaschor dirigierte.

Drei Jahre später mussten sich die „Sangeslust“-Sänger dem Problem der Schrumpfung erneut stellen. Sie beschlossen nun, das Singen einzustellen. In der Hauptversammlung im darauf folgenden Jahr fassten die Mitglieder den Beschluss, wenn auch nicht mehr gesungen wird, so soll doch der MGV „Sangeslust“ als Verein erhalten bleiben. Alle Sänger bedauerten das Ende des musikalischen Wirkens. Die wenigen noch aktiven Sänger haben im Eon-Ruhrgas-Chor eine neue musikalische Heimat gefunden.

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