Kriminalität aus dem Ausland

Dabei handelt es sich vor allem um Betrug am Telefon – meist aus Polen

Mit perfiden Methoden versuchen Kriminelle, an das Geld älterer Menschen zu kommen. So registrierte die Polizei in Nordrhein-Westfalen auch im vergangenen Jahr wieder 20.132 solcher Delikte, wie das NRW-Innenministerium unserer Redaktion mitteilte – und damit ähnlich viele wie im Jahr davor. Von den Delikten wurden allein 17.894 Fälle aus dem Ausland begangen. „Die Zahlen sind erschreckend hoch“, betonte Erich Rettinghaus, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in NRW.
„Bei den Auslandsstraftaten handelt es sich vor allem um Betrug am Telefon. Dabei werden die Opfer in NRW derzeit vor allem von Tätern angerufen, die in Polen sitzen“, heißt es aus Ermittlerkreisen. Die umfangreichen und seit Jahren bestehenden Aufklärungskampagnen zeigen offenbar Wirkung. So blieb es der Auswertung des Ministeriums zufolge in 98 Prozent der Auslandstraftaten bei Versuchen. „Dieser hohe Anteil verdeutlicht die Wirksamkeit und Relevanz der kriminalpräventiven Sensibilisierung der Bevölkerung für dieses Kriminalitätsphänomen“, sagte ein Ministeriumssprecher.
Auch die Täter werden immer häufiger gefasst. Im Jahr 2023 konnten so 625 Tatverdächtige zu Inlandsstraftaten und 159 Tatverdächtige zu Auslandsstraftaten bei den Trickbetrügereien identifiziert werden. Der Polizei liegen auch immer mehr Erkenntnisse über die Strukturen der Gruppierungen vor. „Aus einzelnen Ermittlungsverfahren wurde deutlich, dass sich auch Angehörige von kriminellen Clans durch diese perfide Art des Betrugs bereichern“; so der Sprecher weiter.

Die gängigste Tatbegehungsweise ist immer noch der „Schockanruf“

Angaben der Sicherheitsbehörden zufolge agieren die kriminellen Banden aber vor allem koordiniert aus dem Ausland heraus und sind hierarchisch strukturiert; bei der Ausführung der Taten gingen sie professionell und arbeitsteilig vor. Nach aktuellsten Erkenntnissen des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts (LKA) operieren die ausländischen Täter derzeit hauptsächlich aus Polen heraus, wo sie aus Callcentern ihre Opfer anrufen. Dieser telefonische Erstkontakt erfolgt laut LKA von sogenannten Keilern. Die „Logistiker“ rekrutieren die „Abholer“, die bei den Opfern die Beute einsammeln. „Die meisten Abholer, die wir festnehmen können, wissen nichts über die Hintermänner. Und sie schweigen auch“, sagt Rettinghaus. „Die Täter im Ausland können leider nahezu schalten und walten, wie sie wollen. Es droht ihnen eigentlich nichts, weil gegen sie im Ausland so gut wie nicht vorgegangen wird. Und das wissen sie auch. Deshalb tätigen sie auch so viele Anrufe“, so Rettinghaus.
Die gängigste Tatbegehungsweise ist laut LKA immer noch der „Schockanruf“. „Häufig werden die Opfer zur Übergabe der verabredeten Vermögenswerte in den Nahbereich von Gerichten gelotst, um ihre Legende zu untermauern“, so der Sprecher des Landesinnenministeriums.
Inzwischen nutzen die Täter auch Messenger wie Whatsapp, um ihre Opfer zu Geldüberweisungen zu bewegen. Häufig holen die Opfer das Geld bei der Bank ab. Daher will die Polizeigewerkschaft die Geldinstitute mehr in die Pflicht nehmen. „Die Bankmitarbeiter sollten extra Schulungen bekommen, dass sie bei jedem ungewöhnlichen Geldabholwunsch den Kunden in Gespräche verwickeln, um herauszubekommen, wofür das Geld bestimmt ist“, so Rettinghaus.

Siehe auch: Kriminalität (Artikelübersicht)


Quelle: Christian Schwerdtfeger in RN (DZ) vom 16. September 2024

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