Kirchen-Protest: Regenbogenfahnen

Sichtbares Zeichen gegen das Verbot des Papstes, Homosexuelle zu segnen

Fahne als Protestaktion an der Dorstener Agathakirche; Foto: Bludau (DZ)

Auf die Tage genau, als vor 500 Jahren der Mönch Martin Luther auf dem Reichstag in Worms wegen seiner offenen Kritik am Papst und Vatikan zur Rechenschaft gezogen wurde, protestierten Dorstener katholische Pfarrer – harmlos doch sichtbar – in den gegenwärtigen Tagen Mitte des April 2021 gegen Papst und Vatikan, indem sie an oder vor ihren Kirchen bunte Regenbogenfahnen aufhängten. Regenbogenfahnen stehen als Symbol weltweit für Aufbruch, Veränderung und Frieden. Sie gelten als Zeichen der Toleranz und Akzeptanz, der Vielfalt von Lebensformen, der Hoffnung und der Sehnsucht. Angesprochen ist mit dieser bunten Fahnen-Protestaktion die Vielfalt der Lebensformen, die der Vatikan nicht zulässt, indem er die Trauung und Segnung homosexueller Paare verbietet. Bislang waren solche Fahnen an katholischen Dorstener Kirchen kaum zu sehen. Als Protestaktion gegen den Papst schon gar nicht. Jetzt flatterten die Fahnen an den Kirchen der Pfarrgemeinden St. Matthäus (Altwulfen), St. Barbara (Barkenberg), St: Laurentius (Lembeck) und St. Urbanus (Rhade). Die „Dorstener Zeitung“ zitierte aus einer Mitteilung der Kirchengemeinde St. Laurentius in Lembeck/Rhade zum Thema dieses Regenbogenfahne-Protestes: „Sie ist für uns ein Zeichen der Treue Gottes, die allen Menschen gilt – egal welchen Alters, welcher Lebensform, welchen biologischen oder sozialen Geschlechts, welcher Kultur. Sie ist ein Zeichen der Solidarität mit Menschen, die oft Diskriminierung erfahren. Sie steht dafür, dass auch wir als katholische Kirche Flagge zeigen.“ Auch wenn die Flaggen auf den Vatikan zeigen.

Segen auch für homosexuelle Paare in Gemeinde St. Laurentius

Als der Vatikan Mitte März öffentlich sein Veto zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erneuerte, regte sich nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der katholischen Kirche Widerstand. Auch an einigen Kirchen in Dorsten wehten in den vergangenen Wochen Regenbogenfahnen als Zeichen der Gemeinden für Vielfalt und Toleranz. Am 10. Mai 2021 nahmen Seelsorger in ganz Deutschland an einer Aktion teil, die der Ausgrenzung bestimmter Paare von der Segnung entgegentritt. Unter dem Slogan „Liebe gewinnt“ veranstalteten zahlreiche katholische Gemeinden einen Gottesdienst, bei dem auch homosexuelle und lesbische Paare sich den Segen abholen konnten. Auch die Gemeinde St. Laurentius in Lembeck und Rhade beteiligte sich an der bundesweiten Aktion, an der rund 110 Gemeinden, hauptsächlich in Nord- und Westdeutschland. Aber es gab auch Widerstand gegen die Segnungen homosexueller Paare. In Wuppertal postierten sich Demonstranten vor der Basilika St. Laurentius. „Kein Segen für die Sünde“, stand auf ihrem Plakat.
An der Altschermbecker Ludgeruskirche wurde ein Banner mit den Regenbogenfarben und den Worten „Ihr seid eingeladen“ aufgehängt. Angesprochen waren damit ausdrücklich auch homosexuelle Paare. Damit lud Pfarrer Xavier Muppala nicht nur gleichgeschlechtliche Paare. „Es geht nicht nur um bestimmte Gruppen. Sondern um alle, die Gottes Segen empfangen möchten.“ Damit will die Gemeinde eine „positive Botschaft“ aussenden. Gleichwohl steht die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare der Haltung der römischen Glaubenskongregation entgegen. Pastor Muppala erinnerte an Jesus. „Zu seiner Zeit waren viele Menschen von der Gesellschaft ausgegrenzt. Jesus ist zu den Menschen gegangen und hat die Liebe Gottes verkündet. Auch die ausgegrenzten Menschen sind Kinder Gottes, unabhängig davon, wie sie leben.“ Gleichwohl sagt er auch: „Gottesdienste sollten nicht als Protestaktion benutzt werden.

Übrigens: Die Segensfeiern fanden am 10. Mai statt. Dieser Tag ist laut ökumenischem Heiligenlexikon der Gedenktag des biblischen Stammvaters Noah. Die Aktion „Liebe gewinnt“ erstreckt sich allerdings über mehrere Tage. Zielgruppen der Segensfeiern sind neben gleichgeschlechtlichen Paaren auch Menschen, die nach einer Scheidung erneut kirchlich heiraten wollen. Im den evangelischen Kirchen ist grundsätzlich sowohl die Segnung als auch die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare kein Problem. Wenn ein Pfarrer diese Trauung oder Segnung nicht machen möchte, ist er nicht dazu verpflichtet. Dann übernimmt ein anderer Pfarrer Traung und Segnung.
Meinung: Stur hält die katholische Kirche an der Lehre fest. Wäre sie nur ebenso konsequent im Umgang mit Missbrauch. Warum die öffentliche Widerstandhandlung der Geistlichen gegen das vatikanische Segensverbot? Weil die Doppelmoral in der katholische Amtskirche mittlerweile so offensichtlich ist: Einerseits verweigert die Kirche Paaren, die ein Leben lang Verantwortung füreinander übernehmen wollen, ihren Segen. Erzieherinnen in kirchlichen Kitas, die zu ihrer Partnerin stehen, müssen die Entlassung fürchten. Aber wenn es um die Taten geweihter Missbrauchtäter geht, dann zieht man sich immer noch zu oft auf rein juristische Maßstäbe zurück, wie es jüngst wieder in Köln zu beobachten war. Dann schert man sich nicht mehr um die vermeintliche Moral (SZ).

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