Kirche und Wunschbild

Pfarrei St. Agatha erfragte, welche Angebote den Dorstenern wichtig sind

Kirche und Wunschbild-IDorsten,_Sankt_Agatha_Kirche_en_Altes_Rathaus_foto10_2011-04-09_17.05Mit einer Fragebogenaktion befragte die katholische St. Agatha-Gemeinde in der Innenstadt im Januar 2016 genau 1249 Dorstener, darunter 762 Frauen und 419 Männer, nach ihrem Wunschbild von Kirche. Die Fragebögen waren an verschiedenen Stellen ausgelegt, darunter im Kaufhaus und auch in der Kirche. Zu dieser Aktion angeregt hatte das Bistum alle Pfarreien. Denn es ist dabei, einen neuen Pastoralplan zu erarbeiten. Durchgeführt wurde die Befragungsaktion von der eigens dafür eingerichteten Steuerungsgruppe Pastoralplan, darunter Pfarrer Ulrich Franke, Pfarreiratsvorsitzende Claudia Esser und Pastoralreferent Stefan Biesterfeld.

Kindergartenarbeit hat in der Gemeinde die größte Zustimmung

Gottesdienste halten 76,1 Prozent der unter 18-Jährigen und 74,3 Prozent der über 65-Jährigen für wichtig. Die Altersstufe der 18- 40-Jährigen lag bei 44,7 Prozent. Das Angebot kirchlicher Feiern allgemein fand bei allen Alterstufen Zustimmungen zwischen 68,1 und 75,8 Prozent. Nichtkirchgänger stimmten mit 50,6 Prozent zu. Die wenigsten Zustimmungszahlen hatte die Frage nach Pilgerfahrten. Während 33,8 Prozent der unter 18-Jährigen sie für wichtig hielten, stimmten dem bei den 18- bis 40-Jährigen nur 3,6 Prozent zu, bei den 41- bis 65-Jährigen 8,8 Prozent, bei den über 65-Jährigen 17 Prozent und bei den Nichtkirchgänger immer noch 5,3 Prozent. Die Arbeit in Kindergärten bezeichneten die meisten als die wichtigste Aufgabe der Kirche. Ebenso bekam die Frage nach der Wichtigkeit von Kinder- und Jugendgruppen ebenfalls eine gute Zustimmung zwischen rund 60 und 70 Prozent.

Umfragen fließen in die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde ein  

Das Ergebnis einer starken Beteiligung und Zustimmung von Jugendlichen wird nun auch die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde verändern. Während ältere Gemeindeglieder ihre Informationen aus dem Pfarrbrief, den Pfarrnachrichten und der Kirchenzeitung „Kirche und Leben“ entnehmen, wollen die unter 18-Jährigen vor allem über Whatsapp und die 18- bis 40-Jährigen über Internet informiert werden. Nach der Auswertung, kam Pfarrer Franke zu der Erkenntnis, wie die „Dorstener Zeitung“ ihn zitierte: „Wir sind eine Pfarrei mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten.“ Beispielsweise waren Ende 2014 in der Altstadt 13,9 Prozent der Menschen arbeitslos, in Altendorf-Ulfkotte dagegen vier Prozent. Da müsse man dann anders vorgehen, um den Menschen zu erreichen, meint der Pfarrer.

Strittiger Kirchenkritiker Drewermann pries die Liebe und Güte Gottes

Eugen Drewermann hielt am 7.Februar 2023 auf Einladung Pfarrer Rüdigers in der St. Agatha-Kirche einen beeindruckenden Vortrag. 250 Menschen hörten zu – vielleicht auch in Erwartung kritischer Aussagen, für die der katholische Kirchenkritiker deutschlandweit bekannt ist. Wer sich spektakuläre Aussagen erhofft hatte über seine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche, die 2005 in seinen Kirchenaustritt mündete, wurde möglicherweise enttäuscht. Denn darum ging es am Dienstag genauso wenig wie um den Ukraine-Krieg und die Corona-Impfung – zwei Themen, bei denen Drewermann zuletzt auf „Abwege“ gekommen zu sein scheint, sodass die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Münster vor ihm als Verbreiter verschwörungsideologischer Inhalte warnt. Pfarrer Rüdiger hatte sich im Vorfeld des Abends ausdrücklich von solchen Äußerungen Drewermanns distanziert, aber gleichzeitig seine Achtung vor dem Theologen ausgedrückt. Pfarrer Rüdiger hatte bei Drewermann einen theologischen Vortrag zur Deutung der Heiligen Schrift „bestellt“ – und der 83-Jährige „lieferte“. 75 Minuten lang referierte Drewermann in freier Rede und äußerst lebendiger Sprache über die Güte Gottes und die Liebe – Kernthemen seiner tiefenpsychologischen Deutungen von biblischen Passagen. Immer wieder schlug er eine Brücke vom heutigen menschlichen Leid, das ihm Patientinnen und Patienten in seiner Funktion als Psychotherapeut geschildert haben, zu Bibelstellen. Und immer wieder lautete seine Schlussfolgerung, dass Menschen, die andere zu Opfern machen, selber Opfer seien, dass Menschen nicht aus freier Entscheidung fehlbar sind, dass Jesus eine Güte besitze, die nie einen anderen Menschen aufgebe.


Quellen:
Aushang in den Kirchen. – St. Agatha-Internetseite. – DZ vom 15. Jan. 2016. – DZ vom 9. Febr. 2023.

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