Demontage

Nach Protesten wurde der Abbau von zwei Dorstener Werken gestoppt

Protest gegen die Demontage

Bevölkerung, Arbeiterschaft, Unternehmen und Politik protestierten gegen die Demontage

Nach Kriegsende stand die Demontage auch von zwei Dorstener Werken auf der alliierten Liste für NRW: das „Pyrotechnische Laboratorium W. Norres“, das während des Krieges Sprengstoff herstellte, und die „Dorstener Eisengießerei und Maschinenfabrik Hervest-Dorsten“. Aufzüge und Kräne, Anlagen für Steinbrüche, Zerkleinerungsanlagen für Chemikalien und Schmelzöfen für die Eisen- und Stahlindustrie sollten demontiert werden. Kommunal- wie Kreispolitiker, Gewerkschaften und Parteien protestierten gegen die Demontage, was schließlich Erfolg hatte. 1947 wurden die beiden Dorstener Werke von der Demontageliste wieder gestrichen.

Zur Sache: Im September 1944 verabredeten die Alliierten, wie sie nach Beendigung des Krieges sich an Sachwerten in Deutschland für den Krieg schadlos halten können, im Potsdamer Abkommen wurden die Details festgelegt, wonach sich die Sieger in ihren jeweiligen Besatzungszonen bedienen sollten. Wegen des unterschiedlichen Industrieniveaus wurden der Sowjetunion zusätzlich zehn Prozent der Demontagen im Westen zugesprochen. Der Abbau der Produktionsanlagen geriet aber wegen des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts bald ins Stocken, so dass im Westen bis zum faktischen Ende der Demontage (1949 bzw. 1952) nur acht Prozent der Industriekapazität von 1936 abtransportiert waren. Die UdSSR hatte schon 1948 das Ende der Demontage verkündet, bezog aber bis in die 1950er-Jahre hinein Lieferungen aus der laufenden Produktion der DDR (Bedürftig „Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg. Das Lexikon“, Piper 2002).

Eine genaue Beschreibung des Umfangs, des Wertes und der Auswirkungen der Demontagen und Reparationsleistungen ist bis heute sowohl in volkswirtschaftlicher als auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht nicht möglich. Die gesamtwirtschaftlichen Verluste der Demontagen müssen jedoch als ungleich höher angesehen werden als die privatwirtschaftlichen Demontageschäden. Andererseits hatte die Demontage auch einen Modernisierungseffekt, denn parallel zum Abbau veralteter Industrieanlagen, die nach einem Schlüssel an die von Deutschland geschädigten Staaten verteilt wurden, kamen moderne Industrieausrüstungen mit Mitteln des Marshall-Planes zum Einsatz (Jörg Leuschner).


Literatur:
Wolf Stegemann: „Dorsten nach der Stunde Null“, Dorsten 1986.

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