Bistum Münster – neu aufgeteilt

Geistliche und Gläubige schwinden – auch im Kreisdekanat Recklinghausen

Weihbischof Lohmann und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp vom Bistum Münster stellten Ende 2021 ein neues Konzept der räumlichen Aufteilung und der Verwaltung der katholischen Öffentlichkeit vor. Grund für eine die Neuorganisierung ist der anhaltende Schwund der Gläubigen und der Priester – und somit auch der Finanzen. Weniger Gläubige, weniger Gottesdienstbesucher, weniger hauptamtliches Personal, weniger Geld: Die Entwicklungen und Prognosen für die katholische Kirche in der Region sind eindeutig. Zwei Beispiele: 2020 gab es im Kreisdekanat Recklinghausen etwa 194.000 Katholiken, 2040 werden es voraussichtlich nur noch circa 128.000 sein. Zurzeit gibt es im Bistum Münster rund 1.370 Seelsorgerinnen und Seelsorger – Priester, Pastoralreferentinnen und -referenten, Diakone –, bis 2040 wird diese Zahl laut Bistum auf 500 bis 550 zurückgehen. Vor diesem Hintergrund soll das Bistum mit seinen 18 fusionierten Großpfarreien des Kreisdekanates Recklinghausen in vier größere pastorale Räume aufgeteilt werden. Im gesamten Bistum soll es 50 pastorale Räume mit rund 500 hauptamtlichen Mitarbeitern geben. Einer dieser 500 Räume wird Recklinghausen und Herten umfassen, ein weiterer Datteln, Waltrop und Oer-Erkenschwick. Ein dritter Raum bezieht sich auf Haltern und Marl, ein vierter enthält Dorsten plus Bottrop-Kirchhellen. Pro pastoralen Raum soll es acht hauptamtliche Mitarbeiter geben. In den Räumen soll es so lange wie möglich in selbstständigen Pfarreien mehr Kooperationen geben, damit die Verkündigung des Evangeliums mit verstärktem Engagement Freiwilliger weiter möglich ist und die Seelsorge sowohl in größeren Einheiten als auch „in der Fläche“ gewährleistet bleibt.
Wie auch immer dieser Umgestaltungsprozess im Bistum Münster endet wird: Der Weg zu den pastoralen Räumen ist eingeschlagen. Auf die Vorschläge des Bistums folgt nun die Beratungs- und Entscheidungsphase bis etwa April 2023. Die dann getroffenen Entscheidungen sollen bis 2040 gültig bleiben. Weiteres sei nicht prognostizierbar.

Sechs Pfarreien bilden den Pastoralen Raum Dorsten-Wulfen-Kirchhellen

Das Bistum Münster entwickelt neue pastorale Strukturen. Die Pläne, auch für die katholische Kirche in Dorsten, wurden mit Stand 2023 konkreter. Die Zahl der Priester sinkt drastisch, immer mehr Menschen treten aus der katholischen Kirche aus und die Gemeinden sind überaltert. Daher muss das Bistum Münster reagieren. Um Kräfte zu bündeln, sollen die 207 Pfarreien der Diözese zu 45 sogenannten Pastoralen Räumen zusammengefasst und zum 1. Januar 2024 kirchenrechtlich errichtet werden. Das hat das Bistum nach einer Sitzung des Diözesanrats im November 2023 in Münster mitgeteilt. Dazu wurde am 1. Dezember 2023 im kirchlichen Amtsblatt eine entsprechende Ordnung veröffentlicht. Eine Steuerungsgruppe beim Bistum hatte Vorschläge zu möglichen Kooperationen ausgearbeitet. Danach werden die Pfarreien St. Johannes der Täufer in Kirchhellen, St. Matthäus in Wulfen, St. Agatha, St. Antonius und Bonifatius, St. Laurentius und St. Paulus in Dorsten einen Pastoralen Raum bilden. Die Arbeit der Pfarreien soll enger verzahnt werden. Im Pastoralen Raum sollen künftig etwa acht Seelsorgerinnen und Seelsorger tätig sein. Mit der Gründung der Pastoralen Räume seit aber keine Fusion von Pfarreien verbunden, betont das Bistum. Die Pfarreien blieben als eigenständige Einheiten bestehen.
Der Diözesanrat hatte dem Bischof bereits im April 2023 empfohlen, die territorialen Zuordnungen gemäß den Vorschlägen der Steuerungsgruppe umzusetzen. Bischof Felix Genn machte am Rande der Sitzung deutlich, dass er dieser Empfehlung folgen und entsprechend entscheiden wird. Sogenannte neue Kirchengemeindeverbände (KGV), die sich im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums räumlich an den Kreisen (Kreisdekanaten) orientieren, übernehmen dabei jeweils die Trägerschaft mehrerer Pastoraler Räume. Mit den KGV soll „im Rahmen des Prozesses zur Entwicklung pastoraler Strukturen eine Organisations- und Rechtsform etabliert werden, in der die fachlichen Aufgaben sowie die Arbeitgeberfunktion professionell wahrgenommen werden können“, teilte das Bistum mit. Zugleich sollen die KGV die Trägerschaft der 17 Zentralrendanturen übernehmen und die bestehenden KGV, die aktuell die Trägerschaft über die Zentralrendanturen haben, ablösen. Die Zentralrendanturen leisten für die Kirchengemeinden in ihrem Zuständigkeitsbereich Verwaltungsaufgaben. Sie sollen mit ihren Standorten erhalten bleiben. Christian Hörstrup, Justiziar des Bistums, machte deutlich, dass im Zuge der Implementierungsphase der künftigen KGV die Zustimmung aller Kirchengemeinden durch die jeweiligen Kirchenvorstände eingeholt werden soll.

Pastoraler Raum Dorsten-Kirchhellen: Weitere Veränderungen

Aktuell unterzieht sich die Katholische Kirche in Deutschland großen Veränderungen. Gründe dafür sind die sinkenden Zahlen der Katholiken sowie Gottesdienstbesuchern, der damit einhergehende Einbruch finanzieller Mittel sowie Personalnöte. 2021 Vor mehr als zwei Jahren leitete das Bistum Münster den Prozess zur Entwicklung der pastoralen Strukturen ein. Mit Beginn des neuen Jahres sind nun die Pastoralen Räume in Kraft getreten. Seit dem 1. Januar 2024 gehört die Kirchhellener Gemeinde St. Johannes zu einem sogenannten „Raum“ mit den Dorstener Gemeinden. Eine individuelle Lösung war damals nicht möglich, da zwischen Kirchhellen und Alt-Bottrop die Grenze zwischen den Bistümern Essen und Münster verläuft. Damit scheinen sich die Akteure der Dorstener, Bottroper und Kirchhellener Kirchen bereits abgefunden zu haben. Nach außen hin sind keine Veränderung sichtbar. Pastor Christoph Potowski, Pfarrer der Kirchhellener Pfarrei St. Johannes der Täufer, wiest in der Dorstener Zeitung darauf hin, dass die Gemeinden sich innerhalb des Pastoralen Raumes Dorsten-Kirchhellen bis spätestens 2040 nur noch sechs Seelsorgende vor Ort tätig sein werden. 2024 sind es noch 30 Seelsorger. Trotz des Zusammenschlusses der einzelnen Gemeinden bleibt jede Pfarrei rechtlich und finanziell eigenständig. Dennoch müssen zum Beispiel die Immobilienentwicklung und Personalfragen über den gesamten Raum betrachtet werden. Die Gemeinden sind alle sehr unterschiedlich, so auch ihre Bedürfnisse.
Pastor Potowski, Lürken sowie Claudia Esser von der Dorstener Pfarrei St. Agatha sind Teil des 15-köpfigen Koordinierungsteams des Pastoralen Raumes. Die Kirche wird sich verändern müssen, um dem gesellschaftlichen Wandel standzuhalten. „Traditionen müssen gebrochen werden. Das sorgt auch für Unmut“, so Esser. Auf das Engagement der Gemeindemitglieder kann künftig nicht verzichtet werden, um die Seelsorge aufrechtzuerhalten. Es braucht ehrenamtliche Hilfe, um beispielsweise Wortgottesdienste, Frühschichten sowie Kreuzwege abzuhalten, Alternativen zu den regulären Messen zu schaffen oder Beerdigungen zu begleiten. Grundsätzlich müssen sich die Katholiken auf einen großen Wandel einstellen. Und dieser Wandel wird an den einzelnen Kirchtürmen anders aussehen. Es gibt keinen Masterplan, sagt Christoph Potowski. Schrittweise finden mehrere Prozesse gleichzeitig statt.  Schon jetzt hilft man sich über die Grenzen hinaus, zum Beispiel bei Krankheitsständen aus, oder plant gemeinsame Wallfahrten.

Neue Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien Kirchhellen und Dorsten

Um die Vernetzung und die Kommunikation zwischen den Pastoralen Räumen zu fördern, ist Katharina Wittenbrink seit Ende Januar 2024 Teil des Koordinationsteams. Katharina Wittenbrink, bis Ende Januar pädagogische Mitarbeiterin in der Familienbildungsstätte Dorsten, ist nun Koordinatorin im Pastoralen Raum Bottrop (Kirchhellen)-Dorsten. Sie ist damit Teil eines Koordinierungsteams, das in jedem Pastoralen Raum geplant ist. Diese Teams haben vor allem die Aufgaben, einen guten Informationsfluss in den Pastoralen Räumen sicherzustellen, die Zusammenarbeit und erste gemeinsame Aktivitäten auf Ebene des jeweiligen Pastoralen Raums zu koordinieren. Außerdem wollen sie überlegen, wie das Leitungsteam ab Anfang 2026 innerhalb vorgegebener Rahmenbedingungen gebildet werden kann. In den Koordinierungsteams soll jede Pfarrei sowie die verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Akteure des Pastoralen Raums vertreten sein. Mitglieder können Haupt- und Ehrenamtliche aus den verschiedenen Feldern der Pastoralen Räume sein.

Siehe auch: Kirchen, katholisch (Artikelübersicht)

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