Bergbau / Steigerlied

UNESCO 2023: Steigerlied ist Kulturerbe – Die Bergbau-Hymne stiftet Identität

Das Steigerlied der Bergleute und zwölf weitere Traditionen aus Brauchtum, Handwerk und darstellender Kunst fanden im März 2023 Eingang in das Verzeichnis der Vereinten Nationen für das sogenannte immaterielle Kulturerbe. Das bundesweite Verzeichnis umfasst damit jetzt insgesamt 144 Formen gelebter Kultur in Deutschland, wie die deutsche UNESCO-Kommission nach einer Entscheidung der Kultusministerkonferenz mitteilte. Das Steigerlied sei eine Hymne des Bergbaus und habe eine bis heute anhaltende Popularität erlangt, heißt es in der Begründung. Und weiter: „Spuren des Steigerlieds reichen bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. (…) Das Steigerlied wird zu vielfältigen Anlässen gesungen, wie zum Beispiel bei Bergparaden und Bergaufzügen sowie bei anderen Feiern. Die identitätsstiftende Bedeutung zeigt sich sowohl in aktiven Bergbauregionen, als auch dort, wo die Bergwerke bereits geschlossen sind.“ Der länderübergreifende Antrag „Singen des Steigerlieds“ war 2021 vom Verein Ruhrkohle Musik aus NRW eingereicht worden, um dessen Bedeutung für alle deutschen Bergbauregionen zu betonen.

Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt…

Glückauf, Glückauf; der Steiger kommt; und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht; schon angezünd’t, schon angezünd’t.

Schon angezünd’t, das wirft sein‘ Schein; und damit so fahren wir bei der Nacht, und damit so fahren wir bei der Nacht; ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut sein; die da graben ja das Silber und das Gold bei der Nacht, die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht; aus Felsgestein, aus Felsgestein.

Der eine gräbt das Silber, der andere gräbt das Gold; doch dem schwarzbraunen  Mägdelein bei der Nacht, doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht; dem sein Sie hold, dem sein Sie hold.

Ade, Ade; Herzliebste mein; denn da drunten im tiefen finstern Schacht bei der Nacht, denn da drunten in dem tiefen finstern Schacht bei der Nacht; da denk ich dein, da denk ich dein.

Und kehr ich heim, zur Liebsten mein; dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, Glückauf, Glückauf.

Wir Bergleut sein kreuzbrave Leut! denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht, denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht; und saufen Schnaps, und saufen Schnaps.

Das Glück beschwört, der Berg möge sich zum Abbau auftun

Das Steigerlied (auch Steigermarsch oder „Glück auf, der Steiger kommt“) ist ein deutsches Bergmanns- und Volkslied, welches aus dem sächsischen Erzgebirge stammt. Die Ursprünge reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Die dritte und die vierte Strophe erschienen in ähnlicher Form bereits als elfte und zwölfte Strophe in dem Lied „Es soll ein Meidlein frü auf stan“, das in dem 1531 in Zwickau erschienenen Liederbuch „Bergreihen I“ enthalten war. Thema des Steigerlieds ist die Hoffnung der Bergleute, nach der harten und gefährlichen Arbeit im Bergwerk wieder ans Tageslicht und zu ihren Familien zurückzukehren. Andere Quellen sprechen davon, dass der Refrain „Glück auf!“ das Glück beschwört, der Berg möge sich auftun und den Abbau von Bodenschätzen ermöglichen. Während die ersten vier Strophen die Gemeinsamkeit haben, dass das Ende der vorangehenden Strophe in der ersten Textzeile der Folgestrophe aufgegriffen wird, fehlt diese Kontinuität in der fünften und sechsten Strophe. Es ist anzunehmen, dass diese Strophen zu einem späteren Zeitpunkt hinzugedichtet wurden. Details des Liedtextes weichen je nach Gebiet ab.
Der erste Beleg für das Steigerlied als solches findet sich in der Beschreibung einer Festveranstaltung, die 1678 in Schneeberg zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II.  abgehalten wurde. Diesem Bericht zufolge ließ „der Berg-Chor / bestehende aus dem Directore / 14 Adjuvanten / als 10 Bergleuten und 4 Schul-Knaben / samt 3 Cyther-Schlägern seine Berg-Reyhen erschallen und mit voller Stimme zuerst hören: Wach auff! wach auff! der Steiger kömmt“. Als eigenständiges Werk wurde der Marsch mit der ursprünglichen Zeile „Wache auff, der Steyer kömmt“ zuerst in dem um 1700 im sächsischen Freiberg veröffentlichten „Bergliederbüchlein“ abgedruckt.

Moderne Nutzung auch in Sportvereinen und Rundfunksendern

Das Lied war bzw. ist in nahezu allen Bergbauregionen Deutschlands anzutreffen und hat für Bergleute und Personen, die sich dem Bergbau verbunden fühlen, den Charakter einer Hymne. Es wurde bei Bergbau-Veranstaltungen in der Regel stehend und wird heute bei Erinnerungsveranstaltungen an den verschwundenen Bergbau gesungen. Das Lied ist fester Bestandteil von Bergparaden im Ruhrgebiet und anderen Bergbaugebieten wie im Erzgebirge, im Harz und im Saarland. Auch in einigen Regionen Österreichs, etwa an der Steirischen Eisenstraße, wird das Lied gesungen. Es wird außerdem bei Sportveranstaltungen, unter anderem bei Heimspielen des VfL Bochum 1848, des FC Schalke 04, des FC Erzgebirge Aue, des 1. FC Saarbrücken sowie von Rot-Weiss Essen und BSG Wismut Gera gespielt und gehört zum Standard-Repertoire von Studentenverbindungen. Außerdem wird – jetzt seltener – auch auf Parteitagen der SPD gespielt und gesungen.
Das Steigerlied gilt als die „heimliche Nationalhymne“ des Saarlandes. Nachdem das Saarland 1920 für 15 Jahre als Saargebiet vom Deutschen Reich abgetrennt und unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt wurde, verfasste der Lehrer Hanns Maria Lux den Text „Deutsch ist die Saar“ auf die traditionelle Melodie des Steigerlieds. Besonders in der Phase vor der Volksabstimmung über den Wiedereintritt ins Deutsche Reich am 13. Januar 1935 erlangte diese Variante weite Verbreitung. Nach dem Krieg verwendete Radio Saarbrücken (der spätere Saarländische Rundfunk) bis in die 1980er-Jahre vier Takte des Steigerlieds (analog zur Textzeile „und er hat sein helles Licht bei der Nacht …“), auf einem Horn (SR 1 und SR 3) oder Holzbläsern (SR 2) gespielt, als Senderkennung.

Teile des Steigerlieds singt Herbert Grönemeyers im Song „Bochum“   

Die eingängige Melodie des Steigerlieds wurde mehrfach für andere Lieder übernommen, so geschehen bei dem Trinklied „Die  Kreuzritter seins kreuzbrave Leut“ oder „Geburtstag ist heute“. 1997 schrieb der Liedermacher Gerhard Gundermann mit Michael Nass ein Lied (Wer hat ein helles Licht bei der Nacht), das auf dem Steigerlied basiert und dieses zum Teil auch zitiert. Außerdem singt Herbert Grönemeyer bei Konzertauftritten Teile des Steigerlieds als Einleitung zu seinem Lied „Bochum“ Im April 2020 wurde das Steigerlied in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes von Nordrhein-Westfalen aufgenommen.

Siehe auch: Bergbau
Siehe auch: Mehrere Bergbau-Artikel unter B und Z (Zeche)


Quelle: Wikipedia (Aufruf 2023).

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