Bergbau-Museum Bochum

Weltweit das größte dieser Art nach Umgestaltung 2019 wiedereröffnet

Das „Deutsche Bergbau-Museum Bochum“ ist das weltweit größte Bergbau-Museum und zählt mit rund 400.000 Besuchern im Jahr zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Träger sind die DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH sowie die Stadt Bochum. Rainer Slotta war von 1987 bis 2012 Museumsdirektor. Seit Mai 2012 leitet Stefan Brüggerhoff das Museum. 2013 betrug der Etat der Einrichtung 10.555.000 Euro, davon tragen Bund und Land je 39 Prozent, Stadt Bochum und DMT-LB je 11 Prozent. Das Museum hat 140 Beschäftigte (Stand 2012) und ist eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Erforscht, vermittelt und bewahrt wird epochenübergreifend die Geschichte der Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung von Georessourcen. Zu den forschenden Bereichen gehören: Archäometallurgie, Bergbaugeschichte, Materialkunde, Montanarchäologie sowie das Forschungslabor und das Montanhistorische Dokumentationszentrum.

Über Jahrzehnte hinweg immer wieder saniert und vergrößert

Die Anfänge des Museums gehen zurück auf die 1860er Jahre, als die Westfälische Berggewerkschaftskasse (WBK) eine ständige Ausstellung Bergbaulicher Utensilien in Bochum einrichtete, die hauptsächlich dem Bergschulunterricht diente. Ende der 1920er Jahre wurden von Vertretern der WBK und der Stadt Bochum Überlegungen zur Gründung eines öffentlich zugänglichen Bergbau-Museums entwickelt. Der Gründungsvertrag für das „Geschichtliche Museum des Bergbaus“ wurde am 1. April 1930 zwischen der Stadt Bochum und der WBK geschlossen; als erste Halle des Museums diente die alte Großviehschlachthalle des stillgelegten Bochumer Schlachthofs. Auf dem Gelände des Schlachthofs wurde 1935 ein Neubau des Museumsgebäudes mit zusätzlicher Ausstellungsfläche ausgeführt. Im Jahre 1936 begann man mit dem Bau des Anschauungsbergwerks. 1943 wurden die noch nicht vollendeten Museumsbauten durch alliierte Luftangriffe weitgehend zerstört und das Anschauungsbergwerk für den Luftschutz umgebaut. Im Jahr 1946 wurde das Museum mit einer kleinen Ausstellung wiedereröffnet und in den 1950er-Jahren neu aufgebaut und erweitert, 1960 waren die Strecken des Anschauungsbergwerks auf einer Gesamtlänge von 2510 Metern ausgebaut. In den Jahren 1973 und 1974 wurde das Fördergerüst der stillgelegten Zeche Germania von Marten nach Bochum umgesetzt. Die Umsetzung wurde aus dem Etat des Nordrhein-Westfälischen Kultusministeriums bezahlt. 1973 wurde die Montanarchäologische Abteilung aufgebaut.

Im Jahr 1976 in „Deutsches Bergbau Museum Bochum“ umbenannt

Drei Jahre später erhielt das bisherige Bergbau-Museum den Namen „Deutsches Bergbau-Museum Bochum (DBM)“ und 1977 wurde es von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung als Forschungsmuseum anerkannt und in die gemeinsame Forschungsförderung von Bund und Ländern aufgenommen. Auch in den Folgejahren wurde das Museum ständig erweitert und die Forschung um weitere Themen ergänzt. 2009 wurde der „Schwarze Diamant“, ein Erweiterungsbau für Sonderausstellungen, eröffnet. Das Bauwerk mit seiner markanten tiefschwarzen und bei Sonneneinstrahlung glitzernden Fassade, entworfen von Benthem Crouwel-Architekten, stellt sich als Schnitt durch ein Stollensystem dar. Von 2016 bis 2019 wurde das Museum saniert und erhielt eine neue Dauerausstellung. Vier Rundgänge führen seitdem die Besucherinnen und Besucher durch das Haus: Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst vermitteln damit die Bandbreite des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen. Über 3.000 Exponate – darunter Objekte aus dem montan.dok, Leihgaben und neue Exponate – werden in den vier Rundgängen in neuem Licht präsentiert.

Das Anschauungsbergwerk – Ein Rundgang voller Mechanikfaszination

Das Anschauungsbergwerk ist ein 2,5 km langes Tunnelsystem, durch das sich Besucher selbständig in einem durchaus realitätstreu nachempfundenen Bergwerksstollen entlang von Lorenschienen von Station zu Station bewegen und hier kleine und große Maschinen, alte und neue Technik und Hilfsmittel zum Anfassen erforschen und erfahren können. Von Raum zu Raum und Nische zu Nische wächst die Begeisterung und Ehrfurcht über die technische Entwicklung und den Aufwand, die riesigen Maschinen und Ausbauschilde und nicht zuletzt die schwere Arbeit unter Tage. Bei vielen Besuchern besteht, aufgeschnappten Gesprächsbruchstücken zufolge, kein Zweifel, dass man hier im Labyrinth eines alten oder hochmodernen echten Bergwerks steht – auch, wenn hier niemals Kohle gefördert wurde und die Anlage “nur” in wenigen Metern Tiefe nachgebaut wurde. Auf diese Art und Weise stößt man hinter jeder Ecke und in Nischen auf Tunnelbohrmaschinen, Bohrwagen und Presslufthämmer (die beim Anheben einmal mehr den Respekt vor der harten Arbeit der Kumpel fördern) und man lernt, warum Geräte und sogar Leuchten vielfach mit Pressluft statt mit Strom betrieben wurden. Dazu kann man neben Beschilderungen auch zweisprachige Kurzvorträge über Lautsprecher anhören. Es sind viele Details, die man am Wegesrand entdeckt und die den Gang durch die Tunnel für Groß und Klein zu einer Entdeckungstour machen. Artig steht beispielsweise das Grubenpferd Tobias in einem Verschlag und kaut geduldig auf einer Plastikmöhre unweit einer nicht näher beschriebenen Tonne mit ominösem Papierhalter daneben, die andernorts im etwas direkten Ruhrdeutsch als “Scheißkübel” benannt wurde, was seine Funktion ausreichend beschreibt. Röhrensysteme, Versorgungsleitungen, viele Schaltkästen und auch die Ampeln für die Grubenbahn unter der Decke machen die Atmosphäre komplett.
Einige Meter weiter und eine halbe Etage tiefer wird es automatisierter und hochtechnisch. Hier lassen sich meterlange Strebe mit Kohlehobel unterschiedlichster Art besichtigen. Mit dem Passieren eines hochmodernen Schildausbaus samt Doppelwalzenlader ist der Fahrstuhl auf der anderen Seite viel zu schnell wieder erreicht. Wo die vergangene Stunde geblieben ist, seitdem man das Bergwerk im Keller des Museums betreten hat, ist bis heute offen geblieben. Im Folgenden finden sich Eindrücke von einem Gang durch das Anschauungsbergwerk:

Das Fördergerüst – Aussichtsplattform und Landmarke

Der 71 Meter hohe Förderturm über dem Bergbau-Museum hat eine besonders schöne Bauweise und wurde im Jahre 1973 vom Schacht V der Zeche Germania im nahen Dortmund-Marten zum jetzigen Standort umgesetzt. Das grüne Gerüst hat für die Stadt eine Landmarkenfunktion und dient dem Museumsbesucher vor allem als Aussichtspunkt über die Stadt. Auf zwei Plattformen – von der Ebene, auf der der Aufzug hält, führen Treppen noch weiter hinauf bis zu den Seilscheiben – lässt sich das zentrale Ruhrgebiet sehr gut überblicken. Gut sichtbar sind markante Gebäude der Stadt wie der Bismarckturm im Stadtpark, das Exzenterhaus oder die Hochhäuser am Bahnhof, aber auch der Tippelsberg, die Halde Hoheward mit dem Horizontobservatorium oder die große Halde Oberscholven in Gelsenkirchen. Allerdings ist der Zugang auf den Turm bei schlechter Witterung gesperrt.

Die Dauerausstellung – Geschichte und Technik des Bergbaus

Nach der Abfahrt vom Förderturm wartet der flächenmäßig größte Teil der Sammlung auf den Besucher: die Dauerausstellung. Sie liefert theoretische Grundlagen für das Verstehen des Bergbaus in der Region und bietet dabei durch unzählige Ausstellungsstücke, Nachbauten, Multimedia und Exponate zum Anfassen einen guten Zugang zum Thema für Jung und Alt. Besonderes Highlight ist der Seilfahrtsimulator, bei dem die Fahrt in die Tiefe von 1200 Metern mit Rütteln und Ventilatoren täuschend echt und für Jedermann nachempfunden wird. Sämtliche der fast zwei Dutzend Räume widmen sich einem oder mehreren speziellen Themen und sind nummeriert. Sie lassen sich in frei wählbarer Richtung, Art und Weise erkunden. Im Erdgeschoss werden auf diese Weise die Bereiche Schachtbau, Fördergerüste und Dampfmaschinen, die Gewinnung von Rohstoffen und Werkzeuge, Wasserhaltung und Bewetterung sowie der moderne Bergbau vorgestellt. Im sogenannten Ruhr.Visitorcenter (Besucherzentrum) ist ein Museumsladen untergebracht, in dem Fachbücher und Andenken käuflich erworben werden können. Themen des Obergeschosses sind Mineralien und Erze, Lagerstätten, Bergwerksausbau, Arbeitssicherheit, eine riesige Sammlung von Geleuchten sowie die Fragestellung, wozu Bergbau heute noch überhaupt notwendig ist. Im Untergeschoss befindet sich die über Halle 2 zugängliche Maschinenhalle mit mittelgroßen Geräten und Wagen unterschiedlichster Epochen aus dem Bergbau zum Anfassen. Es ist nicht möglich, alle Abteilungen oder Sammlungen im Bild zu zeigen. Vorgestellt werden nur ganz vereinzelte Szenen, in denen die Gestaltung der Dauerausstellung deutlicher wird:

Bergbau-Archiv – Montanhistorisches Dokumentationszentrum

Mit dem am 1. Juli 1969 gegründeten Bergbau-Archiv verfügt das Institut über ein zentrales historisches Archiv des Bergbaus in Deutschland. Das Archiv umfasst in 4000 laufenden Metern 220 Bestände vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart aus fast allen deutschsprachigen Stein- und Braunkohlerevieren. Im Jahr 2002 wurde dem Bergbau-Archiv von der VdW der Preis „Wirtschaftsarchiv des Jahres“ verliehen. Seit 2007 verwaltet das Archiv auch die Bestände des Museums und nennt sich „Montanhistorisches Dokumentationszentrum“.

  • Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Europaplatz, nur Sa/So und an Feiertagen 10-17 Uhr. Eintritt 5 Euro, ermäßigt 2 Euro, Familien 11,50 Euro. Förderturm und Bergwerk zugänglich. Termine für Schulklassen während der Woche.

Auch das noch:
„Ruhrpott-Büdchen“ in Datteln – das kleinstes „Bergbaumuseum“ im Pott

Ein Kiosk in Datteln verkauft Süßes, Chips und Softdrinks. Das Dattelner „Ruhrpott-Büdchen“ ist allerdings mehr als das. In den Regalen stehen Miniaturen von kohlegefüllten Loren, an Haken sorgen Bergmannskleidung, ein Grubenhelm und ein Röhrenfernseher für ein nostalgisches Ambiente. Der Name ist Programm in Stefan Luczaks „Ruhrpott-Büdchen“ in Datteln-Meckinghoven. Hier ist die alte Zeit des Ruhrgebiets konserviert, als die Zechen noch Kohle förderten und die Kumpel in den Schacht einfuhren. Die Gäste kommen vor allem wegen des kleinen Imbisses, den Luczak am Vormittag anbietet. Zu Luczaks Stammgästen zählen auch viele Kinder, die sich am „Ruhrpott-Büdchen“ für die Schulpause versorgen. Aber woher stammen eigentlich die ganzen Bergbaudevotionalien, mit denen er sein Büdchen ausgestattet hat? Stefan Luczak hatte einen Aufruf gestartet, ob Leute noch etwas haben, das an den Bergbau erinnert. Das, was die Menschen abgaben, nutzte er dann als Dekoration. „So hat auch der Gast etwas davon. Ich bezeichne das hier daher manchmal als ‚das kleinste Bergbaumuseum im Ruhrgebiet‘.“ Seiner Meinung nach lebt in seinem Ruhrpott-Büdchen“ die Kioskkultur der Vergangenheit weiter. „Wir haben früher sehr viele Kioske gehabt“, sagt er. Diese Tradition der Büdchen, in denen ein offener Austausch und viel Geselligkeit stattgefunden hat, soll im „Ruhrpott-Büdchen“ erhalten bleiben (Quelle: V. Schneider in DZ vom 21. Dez. 2023).

Siehe auch: Bernd Tönjes


Anmerkung: Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum konnte aufgrund der jeweils geltenden Corona-Schutzverordnungen mehrere Monate im Jahr 2020 und im Jahr 2021 nicht öffnen. Durch die Förderung der RAG-Stiftung konnte das Museum für die Zeit nach der Wiedereröffnung eine befristete „Pay-What-You-Want“-Regel implementieren. Damit konnte auf die vielerorts angespannte Finanzsituation Rücksicht genommen und kulturelle Teilhabe nicht vom Eintrittsgeld abhängig gemacht werden.

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