Paillot, Pierre

Französischer Asylant beschrieb seinen Aufenthalt in Dorsten

Pierre-Hyppolyte-Paillot1757 in Conde bis 1815; Revolutionsflüchtling in Dorsten. – Der bei Ausbruch der Französischen Revolution aus seiner Heimatstadt Conde im Hennegau geflüchtete Handwerker, verbrachte die Zeit vom 24. September bis 2. November 1789 in Dorsten. Über seine Erlebnisse und das Gesehene schrieb er Tagebuch. Eine zeitgenössische Abschrift ist im Landesarchiv Düsseldorf erhalten. Darin beschreibt er auch seinen Aufenthalt in Dorsten und charakterisiert u. a. die Lembecker Bauern, die in seiner Betrachtung nicht gut wegkommen (siehe Französische Emigranten). Denn bevor Pierre-Hippolyte-L. Paillot die Flucht über Kirchhellen fortsetzte, sah er sich im Lembecker Raum näher um und schrieb in sein Tagebuch:

„In Rücksicht der Sitten stehet der Bauer hier vor dem Landmanne in anderen Gegenden Deutschlands sehr zurück. Lebt er isoliert, entfernt von Städten und Ämtern […], sind die rauen Ecken seines Geistes durch das Militär nicht abgeschliffen, so hat seine Plumpheit und Grobheit den höchsten Grad erreicht. Eine höchst schmutzige und säuische Lebensart ist ihm zur Natur geworden. Er lebt mit Schweinen, Gänsen und Hühnern auf verschlossenen Stuben, die selten gereinigt werden […]. Die Menschen leben und sterben in ihrem eigenen Unrat. Daher dann die häufigen Anfälle von Dumpf- und Faulfieber und anderen Krankheiten […]. Durch die eingewurzelte Vertraulichkeit beider Geschlechter und die schamlose Unbefangenheit, womit auch die Eheleute von Dingen sprechen, die kein Ohr des Jünglings oder der Jungfrau hören sollte, wird unter dem Volke der Geschlechtstrieb zu früh entwickelt und in Gärung gebracht.“

Weiter schrieb Paillot, dass der unbegüterte Bauer mit seinem Weibe und seinen Kindern und oft mit dem Gesinde in einem Bett schlafe. Außerdem sei die Trunksucht ein weit verbreitetes Laster.

„Er ist misstrauisch gegen neue Entdeckungen, Kunstgriffe, ökonomische Vorteile und vorzüglich gwg3wbn Vorschläge, welche Verbesserungen des öffentlichen Gottesdienstes und des Schulwesens zum Zwecke haben, und es erkennt die Kurzsichtigkeit und Eingeschränktheit seines Verstandes erst dann, wenn ihm die nützlichen Folgen sonnenklar in die Augen leuchten.“

Soweit Paillot vor über 200 Jahren über den Lembecker Bauernschlag.

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