Reichsbanner

Mit Schwarz-Rot-Gold gegen Monarchisten und Republik-Feinde

In Holsterhausen und Hervest-Dorsten gab es sowohl eine Ortsgruppe des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ und auch eine der „Eisernen Front“. Auch im damaligen Stadtgebiet Dorsten gab es entweder eine selbstständige Gruppe oder eine Untergruppe von Hervest-Dorsten. Beide Organisationen hatten ein Büro bereits um 1919 an der Borkener Straße in Holsterhausen. Ein Ortskartell des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftbundes (ADGB) wurde bereits 1919 in Holsterhausen/Hervest gegründet.

Kundgebungen in Dorsten und Hervest-Dorsten 1925

Kundgebungen in Dorsten und Hervest-Dorsten 1925

Organisation Consul ermordete demokratische Politiker

Dem Vorstand der Dorstener Ortsgruppe gehörten die Herren Buschfort und Gatzen an. Sie warben in Zeitungsanzeigen und Einladungen zu „rebublikanischen Kundgebungen“, luden beispielsweise 1925 in das gemeinnützige Gesellenhaus Hervest-Dorsten ein. Ihr Aufruf lautete: „Tretet ein für die vielen Jahrhunderte alten Zeichen Deutscher Einheit und Freiheit, für die Farben der deutschen Burschenschaft, der 1848er.“ Und sie forderten: „Deutsche, ihr habt euch zu entscheiden zwischen Republik und Monarchie […], Demokratie und Absolutismus…“ Als Reaktion auf republikfeindliche Gewalttaten und Aufstandsversuche aus dem rechten und linken politischen Spektrum gründete sich auf Initiative der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) am 22. Februar 1924 in Magdeburg das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ zum Schutz der parlamentarischen Demokratie. Denn rechtextremistische Kreise, vor allem die „Organisation Consul“ trieben ihr verbrecherisches Unwesen und ermordeten Politiker, um die Weimarer Republik zu schwächen. Führer dieser Organisation waren u. a. die Brüder Heinrich und Carl Tillessen. Letzterer war von 1930 bis 1935 Direktor der Quarzwerke in Dorsten (siehe Tillessen, Carl).

Einrichtung wurde von demokratischen Parteien getragen

Neben der SPD wurde das Reichsbanner vom Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sowie von den Gewerkschaften getragen. Als satzungsgemäß überparteilicher Bund republikanisch gesinnter Kriegsteilnehmer entwickelte sich das Reichsbanner zu einer der größten Massenorganisationen. 1932 gehörten ihm mehr als drei Millionen Mitglieder an, darunter namhafte Politiker wie Hugo Preuß, Joseph Wirth, Otto Wels, Julius Leber und Kurt Schumacher. Nach dem Wahlerfolg der NSDAP 1930 versuchte das Reichsbanner, dem verstärkt einsetzenden Straßenterror der SA durch die Bildung militärisch organisierter Formationen entgegenzutreten. Bis in den Februar 1933 hinein sollten diesem Kampf 47 Reichsbannerleute zum Opfer fallen. Mit der Anwendung des Führerprinzips in der inneren Organisation und der Pflege des Wehrsports näherte sich das Reichsbanner in Form und Inhalt der rechten Konkurrenzorganisation der SA zunehmend an.

Funktionäre 1933 systematisch verfolgt

1931/32 vereinigte sich das Reichsbanner mit den im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund organisierten Freien Gewerkschaften und anderen Verbänden zur „Eisernen Front“. Ihr Emblem mit den charakteristischen drei Pfeilen stammt von dem Exilrussen Sergej Tschachotin (1883 bis 1973) und symbolisiert die wichtigsten Gegner der Eisernen Front: die „Adelskamarilla“, die Nationalsozialisten und die Kommunisten. Trotz ihrer zahlreichen Mitglieder konnte die „Eiserne Front“ an der politischen Kräftekonstellation nur wenig ändern. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die ehemaligen Funktionäre und Mitglieder des Reichsbanners systematisch verfolgt.

Anmerkung:
Die Redaktion des Dorsten-Lexikons erbittet Informationen über die beiden Ortsgruppen der Organisationen „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ und „Eiserne Front“ in Holsterhausen bzw. Hervest-Dorsten.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone

Dieser Beitrag wurde am veröffentlicht.
Abgelegt unter: , Moderne