Hainichen

Dorstens DDR-Partnerstadt mit Christian Fürchtegott Gellert

Hainichen vor der DDR-Zeit (Postkarte)

Hainichen vor der DDR-Zeit (Postkarte)

Dorsten und die Gellert-Stadt Hainichen verbindet eine innerdeutsche Partnerschaft, die in der Wendezeit 1990 begann. Die 9.112 Einwohner große Stadt liegt in Sachsen zwischen Chemnitz und Dresden. Bei der Wiedervereinigung verlor Hainichen den Status einer Kreisstadt. Seit 1283 ist der 1342 zur Stadt erhobene Marktflecken nachgewiesen. Tuchmacher aus Sachsen, Franken und Thüringen siedelten sich an. Handel, Bierbraukunst und Handwerk bestimmten das Wirtschaftsleben, später entwickelten sich die Leinen- und Tuchwebereien. Ein Großbrand zerstörte 1644 innerhalb einer Stunde 70 Häuser, das Rathaus, die Kirche, das Pfarrhaus und die Schule. Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) waren in Hainichen abwechselnd preußische und österreichische Truppen einquartiert, was zur Folge hatte, dass sich Armut und Krankheiten ausbreiteten. 1813 besetzen Napoleonische Truppen unter General Bertrand die Stadt, 50 Bürger starben an Typhus und 1832 zerstörte wiederum ein Großfeuer fast die gesamte Stadt. 1933 errichteten die Nationalsozialisten im Volks- und Sportheim Hainichen ein Schutzhaftlager, die SS 1945 im Großbürger Wald ein „Übergangslager“ für 1.500 Jüdinnen aus ganz Europa. Nach dem Krieg wurden in Hainichen der Barkas B produziert, ein Kleintransporter in 17 Varianten und Spezialausführungen. 1980 verließ der 100.000 Barkas das Hainichener Montageband, sieben Jahre später der 150.000. Transporter.

Nach der Wende Gewerbepark an der Dorstener Straße entstanden

Marktplatz mit Gellert-Denkmal und Rathaus (heute)

Marktplatz mit Gellert-Denkmal

Die Bürgermeister von Hainichen und Dorsten übergaben Mitte Juli 2012 mit Benennung einer Straße in „Dorstener Straße“ einen neuen Teil des Gewerbeparks in Hainichen seiner Bestimmung. Die Familie Fuchs, Inhaber der Firma Baker Bau, wird im Gewerbepark an der Autobahn A 4 eine Hauptniederlassung errichten und gleichzeitig die Entwicklung und Vermarktung von etwa 25 ha Gewerbeflächen übernehmen. Die Firmengruppe der Familie Fuchs hatte auch in Dorsten das Unternehmen B+F übernommen und die Idee der Straßenbenennung gehabt. Berühmt sind zwei Hainichener geworden: der Fabeldichter Christian Fürchtegott Gellert (1715 bis 1769) und der Erfinder der Holzschleifmaschine Friedrich Gottlob Keller (1816 bis 1895). – Die Industriebetriebe zu DDR-Zeiten sind inzwischen aufgelöst (Lederfabrik, Autokarosserie). Die Arbeitslosenquote lag 2011 bei 11,67 Prozent. – Derzeitiger Bürgermeister (2015) ist Dieter Greysinger (SPD).

Kommunalwahlen 2019 brachten mit der AfD eine Überraschung

In Dorstens sächsischer Partnerstadt Hainichen hat es bei der Kommunalwahl  2019 eine kuriose Überraschung gegeben. Wie die dortige „Freie Presse“ berichtet, werden im Hainichener Stadtrat künftig zwei Sitze nicht besetzt sein. Anspruch darauf hätte die AfD gehabt, die einen Stimmenanteil von 16,8 Prozent erzielt hat. Doch für die Partei war lediglich ein Kandidat aufgestellt worden. Damit umfasst das neue Stadtrat künftig statt bisher 18 nur noch 16 Abgeordnete. Auf die Mehrheitsverhältnisse insgesamt habe dies aber nur geringen Einfluss, schreibt die Zeitung: SPD (5 Sitze), Freie Wähler (4) und Linkspartei (1) bilden eine gemeinsame Mehrheitsfraktion mit zehn Sitzen. Die AfD hat einen Sitz und die CDU-Fraktion 5 Sitze. So behält die gemeinsame Fraktion aus SPD, Freien Wählern und Linkspartei ihre Mehrheit. Die CDU bleibt zweitstärkste Fraktion mit fünf Sitzen. Die Grünen sind mit einem Mandatsträger vertreten. Die CDU hatte am Sonntag 28 Prozent der Stimmen erhalten (2014: 35,3 Prozent), die SPD 23,8 Prozent (31,9), die Freien Wähler 20,8 Prozent (18,1), die AfD 16,8 Prozent (2014 nicht angetreten), die Linken 8,4 Prozent (12,6), die Grünen 2,5 (2,2). Die Wahlbeteiligung lag in Hainichen bei knapp 60 Prozent („Freie Presse“, Hainichen, 27. Mai 2019).

Partnerschaft: Zwei Dorstener Bürger machten 1990 in euphorischer Wiedervereinigungszeit den Vorschlag, mit Hainichen eine neue Städtepartnerschaft einzugehen, dem beide Räte nur drei Monate später zustimmten. Eigentlich war dies eine Notlösung, denn die favorisierte sächsische Stadt Freiberg hatte wegen anderer Disposition abgelehnt. Hainichen lag in der Nähe und hatte noch keinen westdeutschen Partner. Die Dorstener Verwaltung unterstützte nach der Wiedervereinigung die Umstellung der Wirtschaft und den bislang erfolglosen Aufbau eines Gewerbegebietes. Die Kontakte pflegen u. a. in Dorsten der „Freundeskreis Hainichen e. V.“ und in Hainichen der „Freundeskreis Dorsten“. Treibender Motor in Hainichen war Bürgermeister Uwe Schönfeld, der dieses Amt lange auch in der DDR-Zeit ausgeübt hatte. Er wurde 1998 wegen „Unfähigkeit im Amt“ von Werner Zwinzscher abgelöst. Auch sagte man dem scheidenden Bürgermeister Stasi-Kontakte nach. – Nachdem es in Dorsten Straßen gibt, die nach den Partnerstädtemn Crawley, Dormans, Rybnik, Ernee und Waslala benannt sind, wurde 2014 auf dem ehemaligen Zechengelände eine Straße „Hainichenring“ benannt. In einem Hainichener Gewerbegebiet wurde eine „Dorstener Sraße“ eingerichtet.

Hainichener Schützenkönig 2019 ein Dorstener

Er ist nicht nur begeisterter Schützenfest-Fan. Er ist auch „Botschafter“ der Schützen-Freundschaft zwischen den Feldmärkern und der Gilde in Hainichen. Schützenkönig des Harthaer Schützenvereins in der sächsischen Partnerstadt wurde 2019 der 39-jährige Dorstener Tobias May. In Schützenfreundin Uta Duille fand er vor Ort seine Königin. Der Hainichener Schützenkönig ist zudem Feldwebel in der 2. Kompanie der Dorsten-Feldmärker Schützen. Die seit 2015 der Bruderverein der Hainichener. Seit 2010 besucht Tobias May drei bis vier Mal im Jahr Hainichen und inzwischen auch Hartha.

Corona-Alarm in Hainichen: Stadt kann nicht mehr kontrollieren

Ab Mitte Dezember 2020 stand das öffentliche Leben in Hainichen still. Der Corona-Inzidenzwert war mit 371 (Dorsten 251,7) enorm hoch, das Rathaus wurde bis auf Weiteres geschlossen und die Mitarbeiter in freiwillige Quarantäne geschickt.

Hainichen ist jetzt „Große Kreisstadt“ und hat einen Oberbürgermeister

Hainichen hat zwar nur 8.600 Einwohner, darf sich jetzt aber offiziell „groß“ nennen. Und hat seit dem 1. Januar 2021 einen Oberbürgermeister.  Hainichen war bis 1994 Kreisstadt, verpasste es damals aber, einen Antrag auf „Beförderung“ zu stellen. Das holte Bürgermeister Dieter Greysinger 2020 nach, und Sachsens Innenminister Roland Wöller ernannte Hainichen im November 2020 schließlich zur 53. Großen Kreisstadt im Freistaat. So steht es auch auf den Ortseingangsschildern. Allerdings hat der Titel nicht nur Symbolkraft. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete, gibt es mehr Geld vom Land und mehr Befugnisse, etwa im Gewerbe- und Verkehrsrecht. Dafür war bislang das Landratsamt zuständig. Weitaus größere Städte haben dagegen keinen Anspruch auf den Titel, weil sie nie Kreisstadt waren.

Partnerschafts-Jubiläum wurde verspätet gefeiert

Eigentlich sollte das Jubiläumsfest anlässlich der 30-jährogen Städtepartnerschaft Dorsten-Hainichen schon 2020 gefeiert werden, doch wegen Corona wurde es verschoben und konnte erst am 8. April 2022 in Hainichen gefeiert werden. Zahlreiche Akteure aus beiden Städten, welche die Städtepartnerschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1990 mit Leben erfüllt haben, waren ebenso in das Hainichener Hotel „Goldener Löwe“ gekommen wie eine Delegation aus Dorsten mit Alt-Bürgermeister Lambert Lütkenhorst. Auch Aktivisten der ersten Stunde waren ins sächsische Hainichen gereist,  darunter Gerd Schiwy, der vor 32 Jahren dem Dorstener Stadtrat angehörte und kurz nach dem Fall der Mauer mit weiteren Dorstenern in Sachsen die ersten Bande zu Hainichen knüpfte, die damals noch Kreisstadt war.

Dorstener Ehrennadel in Gold für Hainicherin Carmen Fischer

Dorstens Altbürgermeister Lambert Lütkenhorst hat Carmen Fischer im Rahmen des Neujahrsempfangs im Januar 2023 der Stadt Hainichen in Namen der Stadt Dorsten die Ehrennadel in Gold der Stadt Dorsten verliehen. Die Stadt Dorsten unterhält seit 1990 partnerschaftliche Beziehungen zur sächsischen Stadt Hainichen. Seit über 30 Jahren tritt die Hainichenerin beharrlich dafür ein, Kontakte und Begegnungen zu ermöglichen und zu intensivieren. Hierbei hat sie oftmals als Ideengeberin fungiert und immer wieder nach neuen Wegen gesucht. Inzwischen können beide Städte nicht zuletzt dank ihres Wirkens auf eine Vielzahl erfolgreicher Projekte zurückblicken.

Auch 2024 wieder Ostereier-Aktion in Hainichen

Im Jahr 2020 hat das in Hainichen ansässige Gellert-Museum eine Ostereier-Aktion initiiert, bei der Hainichener Bürgerinnen und Bürger jedes Jahr mit selbst gestalteten Ostereiern die Bäume im Stadtpark schmücken. Hainichens Oberbürgermeister Dieter Greysinger und Carmen Fischer, die Vorsitzende des Freundeskreises Dorsten-Hainichen, haben dabei immer jeweils auch ein Ei für die Partnerstädte Dorsten und Ustek (Tschechien) aufgehängt. Im Jahr 2022 hat sich die Stadt Dorsten mit von Dorstener Kindern gestalteten Ostereiern beteiligt, die unter anderem von Dorstens Altbürgermeister Lambert Lütkenhorst persönlich in Hainichen aufgehängt wurden. Auch 2024 wird Lambert Lütkenhorst vor Ostern nach Hainichen reisen und im Gepäck hoffentlich viele Ostereier aus Dorsten haben. Der Altbürgermeister bat daher die Dorstener, wetterfest bemalte Ostereier für Hainischen im Dorstener Rathaus abzugeben.

Siehe auch: Hainichen 1933 bis 1945
Siehe auch: Hainichen in den Schlagzeilen

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone