Lehrer-Fortbildung 2024/25

Lehrkräfte in NRW müssen sich systematisch fachlich fit machen

Nordrhein-Westfalen reformierte 2024 sein Fortbildungssystem für Lehrkräfte. Ein Kernpunkt dabei: Weiterbildung wird Pflicht. „Wir sorgen dafür, dass Fortbildungen einen verbindlichen Platz im Schulalltag haben“, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Die Schulen sollen eine systematische Planung dafür vorlegen. Die Maßnahmen sollen dann „in festgelegten Zeiträumen verbindlich durchgeführt und gut nachvollziehbar dokumentiert werden“.
Nötig machen das laut Feller Herausforderungen wie die Digitalisierung, Inklusion und Integration sowie die Aufgabe, Kinder in den Basis-Kompetenzen zu fördern: Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuhören. Die Reform soll ab dem Schuljahr 2024/25 umgesetzt werden, zu den ersten Schritten gehören Änderungen an Schulrecht und Dienstordnung. Theoretisch sind Lehrerinnen und Lehrer auch heute schon dienstlich verpflichtet, sich weiterzuentwickeln. Praktisch ist ihnen aber völlig freigestellt, ob sie das tun und welche Themen sie dann angehen. Viele Schulen koordinieren es nicht. Künftig soll gesichert sein, dass Weiterbildungen nicht nur stattfinden, sondern auch für die Umsetzung am jeweiligen Einsatzort geeignet sind. Man werde keine Wirkung für einen besseren Unterricht erzielen, „wenn Sie Menschen auf Fortbildungen schicken, die vielleicht für sie persönlich individuell interessant sind, das aber nicht rückgekoppelt ist an die Praxis“, erklärte Ulrich Wehrhöfer, zuständiger Abteilungsleiter im Schulministerium. „Darum geht es aber: Dass wir auf der Ebene der Unterrichtsentwicklung vorankommen.“

Einheitliche Standards

Zudem will das Land das System seiner staatlichen Fortbildungsangebote ganz neu aufstellen. Bislang hat jede Bezirksregierung eine eigene Struktur. Geplant sind nun landesweit einheitliche, wissenschaftlich begründete Konzepte und Qualitätsstandards. Die bislang 53 Teams, die bei ihren jeweiligen Schulämtern für Fortbildungen zuständig sind, sollen durch landesweit 13 Teams auf Ebene der Bezirksregierungen ersetzt werden, die sich vertieft um die Inhalte kümmern.
Lehrervertreter reagierten weitgehend positiv auf die Planungen. „Was wir bisher an Fortbildungen hatten, war ein Gemischtwarenladen und hatte oft wenig mit Qualität zu tun“, sagte Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbands in Nordrhein-Westfalen. „Jetzt soll es mehr Qualität geben, mehr Effizienz und eine gewisse Verpflichtung und mehr Verantwortung aufseiten der Schulen, das zu koordinieren. Es kann nicht verkehrt sein, das einzufordern.“ Der Verband hatte davor gewarnt, dass mehr Weiterbildungen allerdings auch zu mehr Unterrichtsausfall führen würden. Damit müsse man klug umgehen, „zum Beispiel Entlastungsstunden anrechnen, wenn jemand es außerhalb der Unterrichtszeit macht“, sagte Bartsch. Eltern wiederum fürchten, dass die Reform die Situation an den Schulen erst mal weiter verschlechtern könnte. „Wenn dadurch über Gebühr mehr Unterricht ausfällt, wird das ein Problem“, sagte Christian Beckmann, Vorsitzender der Landeselternkonferenz. „Je nachdem, wie viele Tage und Stunden es sind, wird das ins Kontor schlagen, und wenn die Unterrichtsversorgung nicht besser wird, sondern schlechter, werden wir in Bildungsstudien definitiv nicht aufholen.“
Der Philologenverband NRW nannte die Reform „längst überfällig“ und begrüßte fast alle Punkte. Skeptisch zeigte er sich nur angesichts der ständig steigenden Belastungen für Lehrerinnen und Lehrer. Lob für die Konzepte – und dabei insbesondere für die Weiterbildungspflicht – kam unterdessen von der politischen Opposition: „Die Lehrkräfte wünschen sich das ja auch“, sagte die Bildungsexpertin der FDP-Fraktion, Franziska Müller-Rech.

Siehe auch: Lehrer (Artikelübersicht)


Quelle: Sina Zehrfeld in RN vom 19. April 2024

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