Glockenspiel

Figuren tanzen täglich am Markt mit Musik durch Dorstens Stadtgeschichte

Glockenspiel am Marktplatz, Foto: JF

Wolf Stegemann. – An der westlichen Seite des Marktes, Markt 10, errichtete 1983 die Stadt auf Initiative des Stadtdirektors Dr. Zahn ein von Prof. Bruno Stegmann (1927-2021) geschaffenes Glockenspiel. Unternehmen sponserten das Geläut und die Dorstener Firma Diegner & Schade brachte die Glocken mit etlichen Melodien an. Damit das heitere Glockenspiel sich nicht mit dem ernsten Geläut der Kirchenglocken von St. Agatha vermischt, einigten sich Stadt und Pfarrer auf bestimmte Glockenzeiten. Die Auseinandersetzung, die der Einigung vorausging, nennt man in eingeweihten Kreisen augenzwinkernd „Glockenkrieg“.

Holzfiguren weisen auf die Traditionen der Stadt hin

g-glockenspiel.NahaufnahmeAm 1. Dezember 1983, pünktlich um 11.45 Uhr öffneten sich die Fenster und mit der Melodie „Üb immer Treu und Redlichkeit“ drehten sich die von Stegmann geschnitzten Figuren. Es folgten die Klänge „Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt“ und „Lasst uns froh und munter sein“. Mit dem damaligen Leiter der Musikschule, Lübbert, wurden weitere Lieder ausgesucht: „Was frag ich viel nach Geld und Gut“, „Kling Glöckchen, klingelingeling“ und für den Abend „Hört ihr Herrn und lasst euch sagen“ und „Ade zur guten Nacht“. Die Spieluhr ist mit Bronzeglocken und sich in Fenstern drehenden Holzfiguren ausgestattet, die auf Tradition und Gegenwart der Stadt hinweisen. Die farbigen Figuren stellen den Landmann, den Bergmann, den Bierbrauer, die Ursuline mit Schülerin, die Bäuerin, den Kaufmann, den Schiffsbauer sowie den Richter und die Justitia dar. Im Oktober 2014 erhielt das Glockenspiel neue Türen.

Anekdote: Wenige Wochen später bemerkte der Kulturredakteur der Ruhr-Nachrichten, dass bei einem Lied ein völlig falscher Ton erklang und veröffentlichte darüber ein paar launige Zeilen. Große Aufregung war die Folge, denn die Herstellerfirma ließ den falschen Ton nicht auf sich sitzen. Der Inhaber lud hochkarätige Musikkenner zu einem Ortstermin ein. An einem kalten Tag in Februar 1984 standen also der Glockenspiel-Hersteller, der Stadtdirektor, der Schulamtsleiter, der Musikschulleiter, der Kulturamtsleiter und der Redakteur am Marktplatz und warteten mit zurück geneigten Köpfen  nach oben starrend auf das Öffnen der Fenster und die Klänge des Liedes. Während alle gespannt auf den falschen Ton warteten, fiel dem Redakteur ein Glas aus seiner Brille und klirrte auf das Pflaster. Spontan drehten sich alle Köpfe zu ihm hin. So blieb der falsche Ton, der just in diesem Moment  vom Giebel des Hauses über den Marktplatz schallte, ungehört. Der Redakteur, nunmehr ohne rechtes Brillenglas geistesgegenwärtig: „Da sehen sie, was der falscher Ton angerichtet hat!“ – In der Tat waren etliche Töne falsch, wie dann auch eingestanden wurde. Es mag der anhaltende Frost gewesen sein, der den reinen Klang der Bronzeglocken störte, wie der Hersteller meinte.


Siehe auch:
Marktplatz (Artikelübersicht)

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